Titanium – Strafplanet XT-59
Sterben auf fremden Planeten
Ein fremder Planet, zehn Strafgefangene und ein Versprechen: Wenn sie es durch den tödlichen Sumpf schaffen, sind sie frei. Fremdartige kristalline Kreaturen, die Regierung und die Mitgefangenen machen diesen Weg schwer.
Titanium – Strafplanet XT-59 macht es leider auch den Zuschauenden nicht gerade einfach. Die simple Story soll durch aus dem Off erzählten Hintergrundinformationen an Gewicht gewinnen. Denn, so heißt es, die Regierung von XT-59 ist ein schrecklicher Überwachungsstaat, der Widerstand mit der Verbannung in den Sumpf ahndet. Ein klassischer Fall von Tell, don’t show und somit eine Todsünde der Bildschirmerzählung.
Auf diesem Planeten mögen wir keine Frauen
Schwer auf der Sündenliste von Regisseur Dmitriy Grachev wiegen auch die Frauenfiguren von Titanium, die eigentlich nur klassische misogyne Rollenklischees erfüllen:
- Das Lämmchen: Die weibliche Hauptrolle Kristi (kindlich-naiv: Anna Chipovskaya) lässt sich von der männlichen Hauptrolle Ervin (stoisch: Evgeniy Mironov) durch den Sumpf schleppen, wird mindestens drei Mal gerettet, ist ansonsten möglichst passiv und generell planlos.
- Die Bitch: Leyla (overacting: Linda Nigmatullina) verhält sich aggressiv, bietet Ervin ihren Körper feil, ergibt sich unter angedrohter männlicher Gewalt des Gangsters Polarwolf (durchschnittlich: Vinnie Jones) und findet (Spoiler!) ihren Tod durch eine Killerflechte.
- Die Hysterikerin: Mariya (Irene Muskara) schreit, flüchtet, schreit mehr, flennt, stirbt schreiend.
Dabei ist ein Problem vieler Filmemacher mit klischeefreien Frauenrollen freilich keine Erfindung der russischen Filmindustrie. Titanium – Strafplanet XT-59 zeigt sich im Grunde nur weniger subtil als viele westliche Blockbuster.
Davon abgesehen muss sich die russische Produktion nicht vor mittelgroßen Hollywood-Produktionen verstecken und bietet tatsächlich die eine oder andere Stärke. Das Creature Design ist toll. Die seltsamen Lebewesen von XT-59, seien es Killerflechten, wurmartige Tentakelpeitschen oder kleine kriechende Steinwesen sind wirklich fremdartig. Die Story ist geradlinig und straight in großartiger Landschaft erzählt. Manchmal kommt die Stimmung an den russischen SF-Klassiker Stalker oder an die Erzählung Der Gebirgspass von Kirill Bulytschow heran. Aber dann muss in der nächsten Szene Vinnie Jones aus einem offensichtlich knietiefen Sumpfloch gerettet werden oder Kristi sagt Ervin, wie clever er doch ist und man schwankt zwischen Fremdschämen und Fazialpalmierung.
Titanium – Strafplanet XT-59 bietet einen Blick über den Science Fiction-Tellerrand des US-amerikanischen Kinos. Dieser Blick fällt nicht unbedingt auf eine blühende Landschaft, aber für Neugierige könnte er sich lohnen.
Disclaimer: Fischpott hat eine DVD als Rezensionsexemplar erhalten.