Tolino Vision
Gelesen habe ich den Dirty Nerd auf einem Tolino Vision, der uns freundlicherweise von Thalia zur Verfügung gestellt wurde. Der Tolino Vision war meine erste Berührung mit einem eBook-Reader, da ich immer noch gedruckte Bücher (ja, mit Papier, Cover und so) elektronischen Geräten vorziehe. Klar, ich hatte schon mal einen Kindle in der Hand und hab mir auch bei meiner Nichte den normalen Tolino letztes Jahr näher angeschaut (und eingerichtet), selbst einen Text auf so einem Reader gelesen habe ich aber noch nicht.
Die technischen Details vom Tolino Vision lesen sich erst mal ganz gut: E Ink-Carta Display in HD-Auflösung (1024 x 768 Pixel) mit integrierter Beleuchtung, 178g leicht, WLAN und gratis HotSpot Zugang an über 12.000 HotSpots der Deutschen Telekom. 4 GB Speicher (allerdings nur 2 GB davon verfügbar, der Rest geht für das Betriebssystem und vorinstallierte Inhalte wie Wörterbücher drauf). Wem der Speicher nicht reicht: Man kann eine Micro-SD Karte einführen und so bis zu 32 GB weiteren Speicher haben. So kann man auch bequem seine Büchersammlung vom PC aus in einem Rutsch auf das Gerät verschieben (solange es legal erworbene Bücher oder frei verfügbare Bücher ohne Kopierschutz sind). Als Formate kann der Tolino Vision neben dem ePub auch PDF und TXT lesen, man kann sich auch mit seiner Adobe ID anmelden, um DRM-geschützte Ebooks zu öffnen.
In der Schachtel findet man neben dem Gerät selbst noch eine Kurzanleitung und ein USB-Anschlusskabel für den PC. Ein Netzteil ist leider nicht dabei. Bei der langen Laufzeit ist das aber zu vernachlässigen, außer man hat keinen PC und will ausschließlich über das Gerät Bücher kaufen und verwalten.
Das Display hat mir auf den ersten Blick gut gefallen. Nachdem ich ein wenig herumgesucht hab, wie ich die Schriftgröße und -art verändere (das geht direkt aus einem geöffneten Buch heraus, nicht über die allgemeinen Einstellungen) und ein wenig mit dem Gerät gespielt habe, hab ich erst einmal ein PDF mit vielen Grafiken auf den Reader geladen. Und gemerkt: Dafür ist so ein Gerät nicht wirklich da. Es war alles viel zu klein (klar, eine Seite PDF ist erst mal auch eine Seite auf dem Tolino, mit Doppeltouch kann man zwar vergrößern, aber einzelne Spalten vergrößern und komfortabel wie auf einer mobilen Webseite hin- und her springen ist hier leider nicht) und auch die Darstellung ist alles andere als optimal.
Aber: So ein Reader ist ja auch in erster Linie für eBooks und nicht für PDF-Dokumente mit vielen Bildern
Und in der Hinsicht macht der Tolino Vision vieles richtig. Das Schriftbild ist klar, die Beleuchtung lässt sich ein- und ausschalten und auch ihre Intensität ist einstellbar. Die Beleuchtung war bei unserem Testgerät allerdings nicht regelmäßig, im unteren Bereich scheint sie heller als beim Rest des Bildschirms und wirkt auch irgendwie unnatürlich überstrahlt. Ich habe dann nach einiger Zeit und einigem Rumprobieren die Illumination ausgestellt. Schade, da gerade die Beleuchtung bei diesem Gerät eines der Kaufargumente ist.
Bücher laden angenehm schnell und das Umblättern geht per Wischgeste oder Doppelberührung auch schön komfortabel. Vor allem liegt das Gerät aber gut in der Hand, die leicht raue Rückseite fühlt sich richtig gut an, da braucht es auch nicht unbedingt eine Hülle (die allerdings das Gerät ja ein wenig persönlicher macht). Etwas seltsam fand ich die Seitenzählung. Bei einem Buch wurden 194 Seiten angezeigt, der Zähler sprang aber nur alle 2-3 Seiten weiter. Es kam mir so vor, als ob die Seitenzahl immer gleich angezeigt wird, egal wie groß oder klein ich die Schrift mache. Da wäre es doch sicher möglich, das bei jeder Veränderung neu zu berechnen?
Auf Dauer fand ich das Lesen ein wenig anstrengend. Während ich bei einem Buch bei sagen wir 300 Seiten circa 150 Mal umblättern muss, muss ich bei einem eBook-Reader gefühlte 1000 Mal klicken, da eine Taschenbuchseite eher 4-6 Seiten auf einem Reader entsprechen. Mir ging das zu sehr in Hände und Arme, aber das merke ich auch bei intensiver Handynutzung oder am Tablet und das ist sicher auch Gewöhnungssache. Ich würde nach dem Test dann doch lieber bei gedruckten Büchern bleiben.
Wenn man sich eBooks kaufen will ist man beim Tolino in erster Linie auf den vorinstallierten Shop angewiesen (das ist je nach Tolino Thalia, Buecher.de, Weltbild, Buch.de, Bertelsmann Club, Hugendubel oder Otto), kann aber auch die anderen Shops über den Browser ansteuern. Bücher im Mobi-Format (Amazon-Kindle) muss man erst umwandeln und das geht auch nur, wenn kein Kopierschutz drauf ist. Zum Umwandeln nimmt man am besten das Programm Calibre.
Leider lassen sich die Bücher auf dem Tolino nicht nach Genres sortieren oder ausblenden, man ist auf die Sortierung nach Name angewiesen. Wer viele Bücher hat und diese ordentlich katalogisieren will, wird sich hier wahrscheinlich ärgern. Da ich jetzt nicht hunderte von Büchern auf dem Gerät horten würde ist mir das persönlich egal, ich würde gelesene Bücher wahrscheinlich eh direkt löschen (man kann sie ja über die Cloud oder seinen PC jederzeit wieder aufspielen und dort kann ich auch für mich eine Sortierung vornehmen).
Fazit: Wenn man eine Alternative zum Kindle sucht (aus welchem Grund auch immer) ist der Tolino Vision eine gute Wahl, allerdings sollte man sich auch die Alternativen anschauen. Gerade was die Hintergrundbeleuchtung angeht muss sich hier noch was tun. Wer sich einen eBook-Reader kaufen will sollte das Gerät einfach mal bei einem der genannten Händler selbst in die Hände nehmen.
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