Torchlight 2
Grüfte, Minen, Verliese: Neueröffnung
Linksklick, Rechtsklick, dann die 3er Taste, zur Sicherheit nochmal 1, dann ein letzter Rechtsklick – schon können Gold und Schätze eingesammelt werden. Mit Hack and Slay a lá Diablo ist Runic Games vor drei Jahren ein Überraschungserfolg gelungen. Der erste Teil von Torchlight war die lang erwartete Ersatzdroge für alle darbenden Diablo-Junkies: In weniger als einem Jahr verkauften sich 1 Million Spiele. Jetzt steht die Release von Torchlight 2 kurz nach der des Genre-Konkurrenten Diablo 3 bevor. Die freie Betatest-Phase ist abgeschlossen und Fischpott konnte einen ersten Eindruck sammeln.
Großer Bruder Diablo
Der Heldencharakter „Alchemist“ aus Teil 1 ist jetzt der Bösewicht. Schuld ist ein Edelstein, den der Endgegner Ordrak als Herz in seiner Brust trug und der den einst edlen Recken verdorben hat. Den einen oder die andere mag das an den Seelenstein Diablos aus Teil 2 der Blizzard-Reihe erinnern. Dabei ist der Grund für die Rückkehr des Bösen im Grunde irrelevant. Goblins, Bärenmenschen, wandelnde Skelette und tausend andere Schrecken greifen den Protagonisten an, werden (meistens) umgebracht und hinterlassen ein bisschen Gold und vielleicht einen nützlichen Gegenstand.
Unser Held oder unsere Heldin ist immer ein Mensch. Das Geschlecht, die Hautfarbe und die Gesichtszüge können mehr oder weniger frei ausgewählt werden. Wichtig ist nur die Wahl der Klasse: Outlander sind Schützen mit Bogen oder Pistole. Ihre magischen Kräfte erinnern an Schwarze Magie. Der Berserker ist ein Nahkampf-Wüterich, der von mystischen Tier-Totems magische Kräfte erhält. Der Engineer bastelt/beschwört kleine Steampunk-Roboter und kämpft mit Zweihandwaffen im Nahkampf. Der Embermage haut Gegner mit Feuer, Eis und Blitz um. Weil die Klassen nicht so generisch sind wie die üblichen Krieger/Magier/Diebe in Fantasy-Rollenspielen erschließt sich der ihr Spielstil nicht sofort. Ausprobieren ist angesagt.
Beißt der? Oder will er nur spielen?
Als Begleiter haben Spielercharaktere immer noch ein Pet dabei, was wohl kaum mit Haustier übersetzt werden kann. Das Tier greift Gegner an, kann Zaubersprüche lernen und wird schwer beladen des öfteren in die Stadt geschickt. Zur Wahl stehen außer Hund/Wolf und Katze wie in Teil 1 Frettchen, Falken, Bulldoggen, Panter, Kontinentale Zwergspaniel und Chakawarys – die sehen aus wie eine Mischung aus Reptil und Huhn. Neu ist auch, dass dem Tier eine Einkaufsliste mitgegeben werden kann. Das dürfte jeden Heiltrankmangel im Keim ersticken.
Der bunte cartoonifizierte Stil war schon im ersten Torchlight eine willkommene Abwechslung von pseudorealistisch dargestellten Spielwelten. Dieser Richtung ist das Designer-Team treu geblieben. Viele Illustrationen und Spielgraphiken scheinen vom Illustrator Steve Prescott zu stammen, der auch das Eberron-Setting für Dungeons & Dragons graphisch mitgestaltet hat. Dank diesem einheitlichen Ansatz wirkt der Fantasy-Mischmasch der Torchlight-Welt fast wie aus einem Guss, trotz Einflüssen aus allen Genres und Zeiten von Azteken-Stil über Lovecraft bis hin zu Steampunk und Barock.
Bild bunt, Ton düster
Die Musik von Diablo-Komponist Matt Uelmen sorgt für die richtige Stimmung beim Spielen. Düster-dräuend im Dungeon, ruhig und stimmungsvoll in der „Stadt“, der Enklave der Estherians. Denn trotz Anime-Ästhetik und putzigen Tierbegleitern geht es bei Torchlight 2 ernst zu. Auch cartooneske Gegner bluten und sterben, manchmal sogar drastisch. Die deutsche Altersfreigabe von 16 Jahren, die das Spiel auf eine Stufe mit Horrorfilmen stellt, ist wahrscheinlich trotzdem übertrieben.
Fans des Click-and-Slay werden an dem Spiel nicht vorbeikommen. Für knapp 20 Euro ohne Onlinezwang ist Torchlight 2 schon fast ein Muss. Wer allerdings keine Freude an stundenlangem Looten und Upleveln hat, der wird auch durch Torchlight 2 nicht verführt werden.
FM
Bonusmaterial!
Als die Chefredakteure von Fischpott noch eine eigene Radiosendung hatten, lief dort folgende Rezension von Torchlight 1: