Tunic
Die Hauptfigur des Indie-Games Tunic ist ein kleiner niedlicher Fuchs. Was liegt da näher, als ein Fuchs-Expert*innengespräch? Wir haben mit Professor Doktor Vulpi Fuchsinger gesprochen.
Fischpott: Dr. Fuchsinger, schön dass wir Sie aus Ihrem Bau locken konnten. Was sind die neuesten Erkenntnisse in der Fuchsforschung?
Fuchsinger: Tunic zeigt uns bisherige Lücken in der Fuchsforschung schmerzhaft auf. So war uns bisher nicht bewusst, dass ein Fuchs auch Waffen wie einen Zweig oder ein Schwert zu nutzen in der Lage ist. Auch der Umgang mit einem mittelalterlichen Schild oder Sprengkörpern konnte unser Forschungsteam beobachten.
Fisch: Ist das denn repräsentativ? Schließlich handelt es sich bei Tunic ja nur um einen einzelnen Fuchs.
Fuchs: Im Prinzip schon, aber der Fuchs stirbt ja öfter und startet neu. Möglicherweise handelt es also nicht um einen einzigen Fuchs sondern um eine unbekannte Anzahl.
Fisch: Das leuchtet ein. Was sagen Sie dazu, dass der Fuchs Kleidung trägt, namentlich eine Tunika?
Fuchs: Das hat uns am Anfang verwirrt. Wir hatten ihn deswegen auch auf den ersten Blick für eine Art pelzigen Hylianer gehalten, also eine gewisse Ähnlichkeit zu Link, dem Protagonisten der Zelda-Reihe festgestellt. Auf der Insel, die der Fuchs in Tunic durchstreift scheint ja ein sonniges, geradezu idyllisches Klima zu herrschen. Ein Grund für eine solche Bekleidung erschließt sich also nicht sofort. Aber da der Fuchs zu Spielbeginn an der Küste aufwacht ist er möglicherweise angespült worden, befindet sich also nicht in seinem natürlichen Habitat.

Fisch: Was bedeutet das für die Beobachtung seines Verhaltens auf der Insel?
Fuchs: Das bedeutet natürlich, dass wir hier einen Adaptionsprozess beobachten. Der Fuchs ist mit einer komplett neuen Umwelt konfrontiert und passt sich rapide an. Dabei hilft natürlich, dass der Tod bei Tunic kein Ende ist, sondern – wenn man so will – sogar eine Gelegenheit.
Fisch: Inwiefern?
Fuchs: Bei einem Ableben durch einen feindlichen Organismus oder eine Falle bleibt eine Art durchscheinendes Abbild des Fuchses zurück. Der Fuchs selbst erwacht vor einer der Fuchsstatuen, die auf der Insel verteilt sind und kann zurück zu seinem Abbild reisen. Dieses Abbild kann der Fuchs dann reaktivieren, um die bei einem Ableben verlorenen Punkte zurückzuerlangen, und zudem Gegnern in der Nähe zu schaden. Das ist definitiv ein hilfreicher Überlebensmechanismus. Auch wenn er gar nicht vom Fuchs auszugehen scheint sondern vom Komplex der Statuen und weiteren geistähnlichen Fuchswesen. Aber da müssen wir noch weiter dran forschen.
Fisch: Dieser Verteidigungsmechanismus erinnert ja an ein bekannte Insekt, einen weißen Schröter der in einer ähnlichen Umwelt anzutreffen ist …
Fuchs: Genau, der sogenannte Hollow Knight verfügt über einen ähnlichen Wiederbelebungsmechanismus. Nur dass der Hollow Knight in einer 2D-Umgebung unterwegs ist, die auch deutlich lichtärmer ist als die Tunic-Insel.
Fisch: Wobei die ja auch ihre Untiefen und Kavernen hat.
Fuchs: Genau. Aber zum Glück findet der Fuchs ja irgendwann eine Laterne.
Fisch: Welche natürlichen Feinde hat der Fuchs auf der Insel?
Fuchs: Zahlreiche. Frösche mit Klingenzungen, schwertschwingende Groblinge, explodierende Schlorms, hungrige Kau-kaus …
Fisch: Wie bitte?
Fuchs: Kau-kaus. Oder Chompignoms. Sehen aus wie zweibeinige Krokodile.

Fisch: Klingt beinah ein bisschen niedlich …
Fuchs: Viele Lebewesen auf der Insel sehen niedlich aus. Aber dass ändert nichts daran, dass sie sehr gefährlich sind. Zumindest für den Fuchs.
Fisch: Und wie wehrt sich der Fuchs? Schild, Schwert, Sprengkörper haben Sie ja schon erwähnt …
Fuchs: Ja eben. Es gibt weitere Waffen, auch wenn deren Einsatz Mana erfordert. Und sie müssen zudem gefunden werden, zum Beispiel in der Froschdomäne oder im Steinbruch.
Fisch: Das scheinen ja faszinierende Orte zu sein. Wer sollte denn diese Insel aufsuchen um dort weitere Fuchsbeobachtung zu betreiben?
Fuchs: Wer beispielsweise gerne die oben genannten Weißen Schröter oder Linkshändigen Hylianer beobachtet kommt bei Tunic ganz auf ihre oder seine Kosten. Es ist vielleicht irritierend, dass die Insel hinter den Kulissen möglicherweise technologischer ist, als sie wirkt. Aber das ist letztendlich Geschmackssache. Nostalgiker*innen freuen sich außerdem sicher über das digitale Booklet. Über die ganze Insel sind Seiten einer Spielanleitung verteilt, wie man sie aus alten SNES- oder Neo Geo-Zeiten kennt – inklusive handschriftlicher Notizen!
Fisch: Klingt ja gut. Wo kann man diese Insel finden?
Fuchs: Auf PC, Xbox, PlayStation 4, PlayStation 5 und Nintendo Switch sowie Steam Deck. Unser Forschungsteam hat die Beobachtungen auf der Playstation 4 durchgeführt, das ging ganz problemlos. Wir haben aber auch freundlicherweise kostenlosen Zugang zur Insel erhalten.
Fisch: Vielen Dank für das Gespräch, Doktor Fuchsinger.