Upside Down
Ach die Liebe, sie ist eine Himmelsmacht. Adam sucht seine Angebetete Eden, kommt ihr jedoch nur unter höchsten Mühen nahe – die Gute leidet nicht nur an Amnesie, die Schwerkraft selbst verhindert im Film »Upside Down« die Annäherung der Liebenden.
Denn der arme Adam (Jim Sturgess) stammt aus der Unteren Welt, die reiche Eden (Kirsten Dunst) jedoch von Oben. Beide Welten sehen zwar mehr oder wenig so aus wie die Erde unserer Tage, hängen jedoch jeweils im Himmel der anderen. Zudem haben beide Welten ein eigenes Schwerkraftsystem. Jede Materie fällt immer auf die Ursprungswelt zurück. Doch das ist noch nicht alles an Bizarro-Physik: Alle Materie erhitzt sich in der für sie fremden Welt, bis sie sogar Feuer fängt. Zudem hat die Obere Welt die Untere Welt jahrzehntelang ausgebeutet und lebt im Reichtum, nur rein geschäftliche Kontakte zwischen den Menschen beider Welten ist erlaubt.
Trotzdem hat sich vor vielen Jahren, so erzählt uns die Rückblende gleich zu Beginn des Films, eine Jugendliebe zwischen Underdog Adam und Obenländerin Eden entwickelt. Auf gegenüberliegenden Bergspitzen kamen sie sich nah, bis ein Unglück zu Edens Absturz mit anschließender Amnesie führte. 10 Jahre später arbeitet Adam an einer Anti-Aging-Creme aus speziellem rosa Honig, der von rosa Bienen gemacht wird, welche die Blüten beider Welten besuchen. Gerade hat er einen Job als Entwickler bei der weltenüberspannenden Firma TransWorld angenommen, als er Eden im Fernsehen sieht. Natürlich entwickelt er einen tollkühnen Plan, um seine Jugendliebe zurückzuerobern.
Doppelgravitation aber wenig Anziehungskraft
Welche Optik! Was für eine Riesenchance! Wie gut hätte dieser Film sein können! Aber leider passt hier so einiges nicht. Die Physik der Welten ist mehr als strange, das wäre aber kein Problem, wenn Regisseur Juan Diego Solanas nicht immer wieder die eigenen Regeln vergessen würde. Hätte er sie doch nicht so kompliziert gemacht. Die erste Regel, „Materie fällt immer auf die eigene Welt zurück.“ befolgt er relativ stringent. Die andere Regel, „Materie in Berührung mit fremdweltlicher Materie wird heißer und heißer.“ gilt mal mehr, mal weniger und auch nur bedingt für Menschen, die auf der anderen Welt etwas essen oder trinken. Selbst das wäre vielleicht nicht weiter schlimm, wenn wenigstens die Hauptfiguren interessant wären. Adam ist der typische Tüftler mit Herz, der aber wenig sympathisch rüberkommt, gar kein Vergleich zu seiner Darbietung in »Cloud Atlas«. Eden die reinste Girlfriend-Blaupause. Love Interest mit Amnesie, simpler geht’s nicht.
Dafür hat sich das Team große Mühe um den Look der Welten gegeben. Das Welten-Sandwich (erinnert einen alten Nerd wie mich an Bytopia aus dem Planescape-Fantasysetting) macht einiges her, und die Parabel von Ausgebeuteten unten und Ausbeutern oben ist simpel, aber schön. Komischerweise kritisiert im ganzen Film kein Mensch die Ideologie der Richtungszuweisung – beide Welten sind doch oben, von der anderen Seite aus gesehen. Naja, statt mit einem durchdachten Setting glänzt »Upside Down« mit wunderschönen kleinen Details wie Upside-Down-Cocktails oder einem Tango-Tanzsaal mit dem kopfüber hängenden Riesenkronleuchter. Wer schöne visuelle Einfälle mag und über eine sehr dünne Story hinwegsehen kann, sollte ruhig mal in »Upside Down« reinschauen.
Disclaimer: Fischpott hat eine Rezensions-DVD von Aim – Online PR & Promotion erhalten.