Warm Bodies
Twilight kann sich warm anziehen! Mit Warm Bodies kommt die erste waschechte Zombie-Teenie-Romanze in die Kinos. Wesentlich lebhafter als die beliebte Vampirschmonzette erweist sich der Film nach dem Roman Mein fahler Freund allemal.
Generation Z
Alles beginnt in einem Flughafen nach der Zombiekalypse. Der schlurfende Untote R lässt uns per Off-Kommentar an seinen Gedanken teilhaben. Richtig gehört, in Warm Bodies machen sich Untote so ihre Gedanken. Vor allem aber hat R ganz menschliche Bedürfnisse und Ängste. So fragt er sich, was er mit seinem ‚Leben‘ anfängt und wie er aus dem tristen Alltag ausbrechen kann. Sogar einen besten Freund hat er, mit dem er sich manchmal sogar fast unterhält. Mehr als Gestöhne und einzelne Worte bringen beide aber nicht hervor. Hätte R nicht jede Erinnerung an sein früheres Leben verloren und wäre da nicht der Hunger nach menschlichem Fleisch, man könnte fast meinen er wäre ein ganz normaler Teenager … dem ein Besuch auf der Sonnenbank nicht schaden könnte.
Gewissenhafte Zombies
Durch die Gedankenwelt unseres Zombies von Nebenan verliert der Zuschauer auch schnell die übliche Distanz zum Untoten. Der wird normalerweise ohne nachzudenken am besten mit abgesägter Schrotflinte weggeblasen. Hier finden sich hingegen Exemplare, die sofort Sympathie wecken. Das liegt nicht zuletzt auch an Nicholas Hoult (About a Boy, X-Men: Erste Entscheidungen), bei dessen Hundeblick wohl niemand einfach so den Abzug betätigen könnte. Neben den ‚netten‘ Zombies gibt es aber auch die ‚Boneys‘, eine Art Mumienvariante, in die sich irgendwann jeder dahinrottende Zombie verwandelt. Wieder eine Zukunftsperspektive die Rs Stimmung nicht gerade hebt. Zwar teilen sich beide Zombiearten den Hunger auf die Lebenden, doch hat R immerhin bei jedem Mahl ernsthafte Gewissensbisse.
Zum Leben schön
Als R und seine Zombie-Kumpels einen Erkundungstrupp anfallen, der für die letzte menschliche Enklave nach Nahrung sucht, trifft er auf Julie (Teresa Palmer). Während diese verzweifelt versucht, Rs Kopf zu pulverisieren ist es für den fahlen Einzelgänger Liebe auf den ersten Blick. Vor allem nachdem er sich zuvor das Gehirn des Freundes der blonden Schönheit einverleibt hat. Bei Warm Bodies bedeutet das nämlich nicht nur einen vollen Magen, sondern auch das Teilen der Erinnerungen des Verstorbenen. Nicht zuletzt deshalb dürstet es den Zombies nach der Denkmaschine des Menschen. Wenn R sich vor Julie zurück zieht und im Stillen das Gehirn Ihres (Ex-) Freundes verzehrt um dadurch dessen Erinnerungen zu leben, gibt das den Film sogar einige durchaus mitreißende Szenen. R rettet also seine Auserwählte vor seinen ausgehungerten Begleitern und führt Sie zu einer alten Boeing in der er sein Lager aufgeschlagen hat. In der Folge merkt auch Julie, dass R alles andere als ein hirnloses Fressmonster ist. Jetzt muss sie das nur noch ihrer besten Freundin (herrlich: Analeigh Tipton) und dem Rest ihrer Mitmenschen beibringen. Im Laufe des Films sprießen in R nicht nur neue Gefühle, sondern seine Körpertemperatur steigt stetig und für seinen schönen Schützling fängt auch sein Herz wieder an zu schlagen …
Liebe, Kitsch und Hirnnahrung
Warm Bodies zeigt wie sich mit der Macht der Liebe selbst der Tod besiegen lässt. Das kennt man bereits, jedoch bestimmt nicht wie in diesem Werk. Dem gut aufspielenden Ensemble und Regisseur Jonathan Levine (50/50 – Freunde fürs (Über)leben), der auch das Drehbuch schrieb, ist es dabei zu verdanken, dass Warm Bodies die Kurve kriegt und nicht im Kitschgraben landet. Das ein oder andere Schlagloch wird aber dennoch mitgenommen. Trotzdem macht es einfach Spaß zu sehen, wie R versucht ganz natürlich und lässig rüber zu kommen, während Julie davor bangen muss, von ihm angeknabbert zu werden. Das Julies Vater (John Malkovich) auch noch Kommandant des Militärs ist, hebt den alten Vater-Freund-der-Tochter-Konflikt auf eine neue Stufe. Dabei lassen sich sogar Anleihen bei Shakespeares Romeo & Juliet (man achte nur auf die Namen der Hauptcharaktere) erkennen. Generell ist Warm Bodies viel eher eine Mischung zwischen Coming-of-Age- und Teenie-Komödie als ein klassischer Zombiefilm. Jedoch ist es gerade die Zombiekomponente, die den Film aus der Masse heraushebt und besonders Spaß macht.
Warmth of the Dead?
Das alles dürfte Zombie-Puristen jedoch abschrecken. Während die Denkkraft der Zombies durchaus noch an den Romero-Klassiker Day of the Dead erinnert, wird es die Wiederbelebung durch die Kraft der Liebe sicher nicht tun. Auch ist der Splatterfaktor bei Warm Bodies auf ein Minimum reduziert um eine niedrige FSK-Freigabe zu erreichen (Der Film ist ab 12 Jahren freigegeben). So finden sich auch nicht die bekannten zerstückelten Zombies, denen beispielsweise Gliedmaßen fehlen. Sicherlich auch, weil das der Idee der Wiederbelebung der Untoten doch einige Probleme bereiten würde.
Heiß, warm oder eher lau?
Warm Bodies verlangt dem eingefleischten Zombiefan einiges an Toleranz ab und sicherlich werden sich viele über die Logikfehler aufregen. Bei einem Genre wie dem Zombiefilm sollte man aber wohl nicht allzu sehr auf die Einhaltung dieser pochen. Wenn man sich auf den Genrewechsel einlässt und sich vom frischen Cast mitreißen lässt wird man bestens unterhalten. Die Gags zünden größtenteils und auch die Liebesgeschichte ist durchaus mitreißend. Twilights Bella und Edward werden von R und seiner Julie allemal in die Tasche gesteckt.
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