Warum es einen fünften Bourne geben wird. Und warum das richtig ist.
Am 11. August 2016 kommt der fünfte Teil des Bourne-Franchises in die Kinos, der voraussichtlich den schlichten Titel Jason Bourne tragen wird. Hier sind zehn Gründe, warum das so kommen musste.
Da außer eingefleischten Fans kaum noch jemand durch die ganzen Titel blickt, fassen wir kurz zusammen: 2003 erschien die Bourne Identität, 2004 die Verschwörung und 2007 das Ultimatum, allesamt mit Matt Damon als Jason Bourne. 2012 erschien der vierte der Reihe, das Bourne Vermächtnis, mit Jeremy Renner als Aaron Cross. Was das mit „Bourne“ zu tun hatte? Nun ja, nichts. Der Name „Bourne“ war nunmal ein Kassenschlager, also hat man den Film halt so genannt. Nun warten wir auf Teil V – und diesmal ist wieder Bourne drin, wo Bourne draufsteht: Das alte Team um Greengrass und Damon ist zurück und ein paar Sahnehäubchen gibt’s obendrauf. Warum das gut so ist?
Grund Nr. 1: Matt Damon!1
Die Rolle des Jason Bourne wurde angeblich Brad Pitt, Russell Crowe und schließlich auch Silvester Stallone angeboten. Und wenngleich vermutlich keiner dieser Drei seine Sache schlecht gemacht hätte, so konnte nur Matt Damon diese Rolle wirklich ausfüllen. Matt Damon, dieses Milchgesicht, der auf keiner mittelmäßigen Studentenparty die Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde? Ja genau, denn genau das ist Jason Bourne: Jeden umhauen, aber jederzeit untertauchen können. Damon hat eine neue Figur des Actionhelden geschaffen: Kühl kalkulierend, aber keineswegs immer Herr der Lage; physisch überlegen, aber ohne Testosteron-Overkill; mit Überlebensinstinkt, aber ohne dabei jeden Kollateralschaden in Kauf zu nehmen: Er ist der gute Junge, der irgendwann einmal – warum auch immer – zu Bösem trainiert wurde. Diesen Actionhelden braucht es und derzeit ist niemand außer Damon in Sicht, der uns diesen servieren könnte.
Grund Nr. 2: Paul Greengrass
Neben Hauptdarsteller Damon ist auch Regisseur Paul Greengrass zurück. Greengrass ist ursprünglich politischer Dokumentarfilmer und neben (politisch motivierten) Filmen wie United 93 und Captain Philips verantwortlich für die Bourne Verschwörung und – wichtiger noch – das Bourne Ultimatum. Während er die Story der Bourne Verschwörung noch bisweilen etwas wirr erzählt, wissen wir seit dem Bourne Ultimatum, dass wir mehr von diesem Mann brauchen.
Greengrass hat die „shaky cam“ salonfähig gemacht. Er hat es geschafft, inmitten der Waterloo Station von London eine Verfolgungsszene zu drehen. Er hat den zweitbesten2 Faustkampf der Filmgeschichte aufgenommen. Er dreht konsistente Filme, ohne dass die Hauptdarsteller wissen, was sie da eigentlich gerade tun.3 Paul knows.
Grund Nr. 3: Niemals hat jemand behauptet, es würde keinen weiteren Bourne geben.
Im Normalfall ist es ja so: Ein guter Film wird gedreht, die Handlung ist abgeschlossen – doch leider wird der Film zum Erfolg und ein zweiter bis siebter Teil muss her; wobei natürlich nach dem zweiten gesagt wird, man werde nur einen dritten drehen, wenn man eine „wirklich überzeugende“ Story parat habe. So war es bei Taken, so war es bei Batman. Und natürlich gibt es dann keine überzeugende Story. Woher auch?
Bei Bourne ist es anders: Niemals hat jemand behauptet, dies sei jetzt der wirklich und auf immer allerletzte Teil. Damon sagte noch 2007 sinngemäß: „Die Identitätssuche ist vorbei. Jetzt ist mal gut und wenn wir in zehn Jahren wieder Bock haben und Paul Greengrass mit an Bord ist, bin ich dabei.“4 Nun: Zehn Jahre sind (fast) rum und Paul Greengrass ist mit an Bord. Wo erlebt man im Filmgeschäft mal so viel Glaubwürdigkeit?
Grund Nr. 4: Matt Damon ist fit. Richtig fit.
The Equalizer ist kein schlechter Film. Etwas überlang, aber unterhaltsam. Schöne Sequenzen, nette Dialoge. Ergreifende Handlung. Aber warum bereitet sich Denzel nicht physisch auf seine Rolle als Superkämpfer vor?5
Das ist bei Matt anders. Matt ist im Oktober 45 Jahre alt geworden und hat sich für den neuen Bourne eine Statur erarbeitet,6 für die ich selbst mit 19 eine fünfstellige Summe in einen geneigten Photoshop-Spezialisten hätte investieren müssen. So haben wir’s im ersten Minitrailer gesehen, der zum Super Bowl erschien. Klar ist: Der Mann will’s nochmal wissen.

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Grund Nr. 5: Man muss das Franchise nach dem vierten Teil retten
Eine „Trilogie“ klingt immer so schön abgeschlossen. Wenn man da noch einen draufsetzt, zerbröselt man ein solides Gebilde und kompromittiert die bisherigen Erfolge. Wie schön ist es dann, wenn irgendwelche Vollpfosten bereits einen mäßigen vierten „Bourne“ gedreht und den Ruf ohnehin schon ruiniert haben? Jetzt kann man machen, was man will!
Grund Nr. 6: Die Story des Jason Bourne ist noch nicht vorbei. Und wird sie nie sein.
Wir wissen nun, wer Jason Bourne ist. Wir kennen seinen richtigen Namen, wir kennen sein Geburtsdatum, wir kennen seine diversen Identitäten. Wir wissen, wie er zu dem geworden ist, was er ist und warum es dazu kam. Ist die Geschichte damit abgeschlossen?
Nein. Die Identitätssuche ist abgeschlossen. Aber kann die Story eines Ex-Killers, der von der CIA zum Killer ausgebildet wurde und sich nicht mehr an seine eigene Entscheidung und die dahin führenden Motive erinnern kann, jemals vollständig erzählt sein? Nicky Parsons, gespielt von Julia Stiles, beantwortet diese Frage im bisher einzigen Trailer von Jason Bourne gekonnt: „Remembering everything doesn’t mean you know everything.“
Grund Nr. 7: Der Cast
Apropos Julia Stiles: Sie ist wieder dabei. Dies gilt leider nicht für Joan Allen oder den überragenden David Strathairn – aber das ist im Sinne der Handlung durchaus konsequent, denn beide haben ihr Handeln gewissermaßen „verwirkt“. An deren Stelle rückt nun aber nicht gerade ein Undercover-Team der B-Movie-Garde, im Gegenteil: Alicia Vikander (Ex Machina, The Man from U.N.C.L.E.), Riz Ahmed (Four Lions, Nightcrawler), Vincent Cassell (braucht keine Credits) und Tommy Lee Jones (also ehrlich, wer den nicht kennt, folgt bitte diesem Link auf kicker.de) gesellen sich dem Ensemble hinzu.
Grund Nr 8: Fight!
Jason kann kämpfen. Ja, das kann Jack Reacher auch. Und John McClane, ein bisschen. Ethan Hunt kloppt beachtlich. Und Deadpool hat echt cool herumgewirbelt. Aber glaubt denn jemand wirklich, irgendjemand könne Jason Bourne verhauen? Matt Damon ist sich jedenfalls sicher, Jason Bourne würde auch Batman plattmachen.7 Jenseits solcher hochspekulativer Szenarien – an denen wir uns als seriöses Journal nicht beteiligen können und wollen – können wir doch sicher sagen, dass die Kampfszenen der Bourne-Reihe Ass-kicken. Dank der shaky cam von Greengrass ist man mittendrin – und jeder Teil hatte eine Weltklasseszene, deren Höhepunkt – Bourne vs. Desh – in der Filmgeschichte einzig dem legendären Aufeinandertreffen von Neo und Agent Smith beiseite treten muss.8
Grund Nr. 9: Der Trailer scheint etwas over-the-top … na und?
Liebe Fischpötter, seien wir ehrlich zueinander. Ich habe Angst. Angst, dass der nächste Bourne der letzte sein wird. Dass er zu einem 0815er-Actionmüll verkommt. Dass er sich Con Air zum Vorbild nimmt, wenn es zum Showdown auf dem Vegas-Strip kommt. Und, ja, der Trailer bereitet Anlass zur Sorge; Bourne in MMA-Fights? In Verfolgungsjagden im Vegas-Downtown, mit einem SWAT-Truck? Holy Shit, Leute, baut keinen Scheiß!
ABER: Es gibt Grund zur Beruhigung. Erstens: Die Autoren hatten jahrelang Zeit zur Ausarbeitung einer guten Story. Zweitens: Matt Damon ist einer dieser Autoren. Drittens: Damon weiß, wie man ein gutes Drehbuch schreibt. Für Good Will Hunting bekam er schließlich einen Oscar. Also: Immer mit der Ruhe. Die Versuchung ist immer da, die eigentlichen Tugenden zu vergessen, aber hier sind erfahrene Leute am Werk. Durchatmen.
Grund Nr. 10: Aufhören, wenn es am schönsten ist? Blödsinn!
The Bourne Ultimatum erschien im Sommer 2007. Damals erschienen Smokin Aces, Shoot‘ Em Up, 300 und Stirb Langsam 4.0. Der Sommer 2007 war ein großartiger Actionsommer. Und in diesem Actionsommer war das Bourne Ultimatum das Sahnehäubchen. The Bourne Ultimatum stellt immerhin seit neun Jahren die Messlatte an jeden Actionfilm.
Muss das ein Grund sein, stehenzubleiben? Natürlich nicht. Chris Nolan hat nach seinem Meisterwerk The Dark Knight einen blödsinnigen The Dark Knight Rises produziert. Und? „Auf dem Zenit aufhören“ ist für Egomanen, die an ihrem Nachruf interessiert sind; für Loser, die insgeheim ahnen, dass sie nur Glück hatten. Franz Beckenbauer trat 1990 zurück, weil er wusste, dass es fortan nur Blamagen hageln konnte. Matt Damon und Paul Greengrass kehren zurück, weil sie wissen, dass ihr Erfolg nicht nur Glück war. Ein neuer Bourne ist Ausdruck von Selbstbewusstsein.
Ob Jason Bourne nun gut oder schlecht wird: Wir sind gespannt. Einen Versuch ist’s wert.
- https://www.youtube.com/watch?v=gnPWJOJYVKc ↩
- https://www.youtube.com/watch?v=exQ9OjebY-Q ↩
- http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kino/matt-damon-im-interview-bourne-ein-hundert-millionen-studentenfilm-1465856.html ↩
- http://collider.com/matt-damon-interview-the-bounre-ultimatum/ ↩
- http://i.dailymail.co.uk/i/pix/2014/09/18/1411007290150_wps_3_ROME_ITALY_SEPTEMBER_17_D.jpg ↩
- https://www.youtube.com/watch?v=ffxgvAecOuA ↩
- http://www.cinemablend.com/new/Matt-Damon-Has-Blunt-Answer-Whether-Jason-Bourne-Or-Batman-Would-Win-Fight-82337.html ↩
- https://www.youtube.com/watch?v=exQ9OjebY-Q ↩