Wie ich Jesus Star Wars zeigte von Joachim Sohn
Eine Begegnung mit Jesus ist für viele Gläubige ein frommer Wunsch, aber nur die wenigsten würden dazu eine Zeitmaschine erfinden. Doch genau das macht Florian, Protagonist von Joachim Sohns Roman Wie ich Jesus Star Wars zeigte. Dabei ist er allerdings kein Fan von Jesus von Nazareth sondern eher von Luke Skywalker.
Yoda statt Jehova
Die Zeitreise in das Jahr 28 unserer Zeitrechnung, das erklärt Florian zu Beginn des Buchs einem Freund, macht er einfach per App. Dazu lässt er sein Smartphone einfach eine Kernfusion mit negativen Vorzeichen simulieren. Denn aufgrund des entstehenden Informationsvakuums fällt man dann in die Vergangenheit. Klar, klingt logisch.
Und ist er erst einmal bei Jesus angekommen, wird Florian ihm Star Wars zeigen. So kann er der Welt beweisen, dass alle Religionen auch nur ausgedacht sind – eben genau so wie Lucas’ Star Wars-Saga. Den Einwand seines Freundes, dass dann die letzten 2000 Jahre ausgelöscht werden, nimmt er nicht ernst. Stattdessen fliegt er gut ausgerüstet an den Jordan, startet seine App und – wusch! – landet in der Antike.
Seid ihr die Volksfront von Judäa?
Recht schnell findet Florian zu Jesus und muss feststellen, dass der Mann aus Bethlehem kein Friedensprediger sondern der Anführer einer Widerstandsgruppe gegen die römische Besatzung ist. Außerdem ist Jesus Vegetarier, toleriert Homosexualität und er hat auch nichts gegen Sex vor der Ehe. Bald kann Florian das Vertrauen von Jesus gewinnen und ihm endlich die klassische Star Wars-Trilogie zeigen. Hier ändert sich auch die Richtung des Romans. Denn statt die Biege zu machen bleibt Florian und hilft Jesus mit seinen Technikkenntnissen des Jahres 2019 im Kampf gegen das römische Imperium.
Und diese Wende ist zwar spannend, lenkt die Geschichte von Wie ich Jesus Star Wars zeigte aber in eine gänzlich andere Richtung. Das hat mich bei der Lektüre so überrascht, dass ich erst einmal zurückblättern musste und mich gefragt habe, woher dieser Sinneswandel kommt. Denn entweder hat Florian seine Meinung geändert – und dafür habe ich keine Anzeichen gefunden – oder er hatte das schon immer vor – und daran konnte ich mich nicht mehr erinnern. Dieser Widerspruch hätte meiner Ansicht nach im Lektorat auffallen müssen.
Und, wie fandest du Episode I?
Aber davon abgesehen ist Wie ich Jesus Star Wars zeigte gut recherchiert, wirft philosophische Fragen auf und unterhält dabei durchgehend. Joachim Sohn stellt das Leben zu Jesus’ Zeit facettenreich und realistisch dar und geht sogar in den philosophischen Diskurs zwischen frühen Christentum und manichäischer Jedi-Folklore. Dass am Ende alles anders wird1 als gedacht, versteht sich bei einer Zeitreisegeschichte natürlich von selbst. Schade nur, dass Wie ich Jesus Star Wars zeigte nie verfilmt werden kann. Denn die Story ist zwar auch ein bisschen blasphemisch, vor allem würde sie aber gegen das Urheberrecht verstoßen. Und mit der Kirche kann man sich anlegen, mit Disney aber nicht.
Uns wurde freundlicherweise ein Rezensionsexemplar des Buches vom Autor zur Verfügung gestellt.

Joachim Sohn: „Wie ich Jesus Star Wars zeigte“. Aschaffenburg(Alibri) 2019, 223 Seiten, 15 Euro
- Also geworden ist … geworden sein wird? Verfluchte Zeitreise-Grammatik! ↩