Wind River
Trigger-Warnung: Erwähnung sexualisierter Gewalt
Jeremy Renner und Elizabeth Olsen können nicht nur das Universum zusammen beschützen. Im Thriller Wind River von Taylor Sheridan suchen sie den Mörder einer jungen Frau.
Das Glück lebt nicht hier draußen
Cory Lambert (Jeremy Renner) ist ein weißer Fährtenleser und Jäger in Wyoming. Eigentlich beinhaltet seine Arbeit das Erlegen von Kojoten und anderen Raubtieren, die die Umgebung unsicher machen. Als er eines Tages aber bei der Suche nach einer Puma-Familie im Indianer-Reservat Wind River die Leiche einer vergewaltigten jungen Native American im Schnee findet, sind die Wildkatzen schnell vergessen.
Nicht, dass ich eine große Hilfe wäre, aber ich bin alles, was sie haben
Das FBI schickt die unerfahrene, ebenfalls weiße, Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen) vorbei, da sie gerade in der Nähe ist. Sichtlich überfordert mit der Situation stapft sie in ein Fettnäpfchen nach dem Anderen. Das Amt für Indianische Angelegenheiten hat zusätzlich wenig Ressourcen in dieser Gegend und macht ihr wenig Hoffnung auf Erfolg. Da sie aber den Fall unbedingt lösen will, bittet sie Lambert um seine Hilfe.

Fährtenleser Cory Lambert (Jeremy Renner) und Agentin Jane Banner (Elizabeth Olsen).
Ich bin Jäger, was denkst du, was ich mache?
Beide haben anfangs ihre Schwierigkeiten als Team, ist Lambert doch der typische Einzelgänger. Zusätzlich ist drei Jahre zuvor seine eigene Tochter, die die beste Freundin der Toten war, auf vermutlich ähnliche Weise ums Leben gekommen. Die Trauer und Wut sitzen immer noch tief, der Wunsch nach Vergeltung ist groß.
Sie suchen nach Hinweisen, aber Sie übersehen alle Zeichen
Was anfangs nach einem klassischen Thriller aussieht, entwickelt sich nach und nach zu einer beklemmenden Sozialstudie. Man erkennt, dass es Sheridan wichtig war, das Versagen der Behörden in Bezug auf die Reservate aufzuzeigen. Die Gewalt, die den dort lebenden Menschen angetan wurde und wird, die Hoffnungslosigkeit eines zu oft perspektivlosen Lebens und die Ignoranz der Regierung haben Traumata hinterlassen, die kaum zu heilen sind. Dieser bitteren Realität wird die schiere Unendlichkeit und Schönheit der Landschaft gegenübergestellt, was zum Einen für kurze Verschnaufpausen sorgt, zum Anderen eine wunderbare Metapher für die vorherrschende Isolation ist.

Dan Crowheart (Apesanahkwat) und Officer Ben (Graham Greene).
Das einzig Indianische an dir ist deine Ex-Frau
Renner und Olsen fungieren hier eindeutig als Lockmittel, um die Geschichte hinter der Geschichte zu erzählen. Jedenfalls die meiste Zeit. Ab und zu driftet der Film etwas zu sehr in den Schmerz Lamberts ab, dessen Rolle dadurch unangreifbar ist. Seine Vorfahren seien gezwungen worden, nach Wyoming zu ziehen. Auch er habe verloren. Punkt. Dass diese Gleichung nicht wirklich so einfach ist, hinterlässt einen leicht faden Beigeschmack.
Auch Olsens Rolle bereitet zeitweise eher Kopfschmerzen, erfüllt sie doch wunderbar das Klischee der vollkommen aufgeschmissenen Agentin, die Hilfe braucht. Selbst das Ende kann dies nicht wett machen.
Ich will, dass du rennst
Immerhin gibt es den Hinweis, dass niemand wirklich weiß, wie viele Native American Women fehlen. Denn für diese Gruppe gibt es keinerlei Statistiken. Zu unwichtig scheint ihr Leben, auch heute noch.
Wind River ist ein solider Thriller mit überraschenden Wendungen und bemüht kritischem Ansatz. Er zeigt auf, was falsch lief und läuft, lässt Figuren zu Wort kommen, die sonst wenig Aufmerksamkeit bekommen und tut nicht so, als gäbe es eine schnelle und einfache Lösung, die von außen aufgezwungen werden könnte.
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Ansichtsexemplar der Blu-ray Disc von der S&L Medianetworx GmbH erhalten.