Wolfcop
Verrisse sind normalerweise etwas sehr Schönes für einen Rezensenten. Sie gehen leicht von der Hand, lassen sich frech und schmissig formulieren und lesen sich einfach amüsanter als ein: „Tolles Ding, echt, hat mir gefallen!“
Normalerweise kann ich auch einen schlechten Film mit der Aussicht auf die gnadenlosen Schmähreden mit Begeisterung zu Ende schauen. Bei Wolfcop ist mir das nicht gelungen. Da habe ich mich von etwa der 5. bis zur 76. Minute durchgeärgert. Und da sind wir auch schon beim ersten und einzigen Punkt angekommen, der positiv hervorzuheben ist: lang ist der Film nicht.
Aber fangen wir beim Inhalt an. Ich werde mich nicht bemühen, Spoiler zu vermeiden, dann soviel Achtung verdient dieses Machwerk nicht. Wenn ihr ihn dennoch gucken wollt, lest beim nächsten Abschnitt weiter.
Lou Garou (man bemerke die unfassbar elegante Anspielung auf die französische Werwolfbezeichnung Loup Garou) ist ein Cop, ein Säufer und ein Verlierer in einer amerikanischen Kleinstadt. Dann verwandeln ihn ein paar als einflussreiche Leute getarnte Echsenmenschen in einen Werwolf, weil sie Werwolf-Blut trinken müssen, um unsterblich zu bleiben. Den Spaß müssen sie alle paar Jahre machen. Danach ist Lou ein saufender Verlierer-Werwolf, der es am Ende mithilfe seiner knallharten Kollegin schafft, seine Opferung zu verhindern und die Echsen umzunieten. Zwischendrin bringt er zahlreiche Leute um.
Der Film wird vermarktet als Mischung aus Teenwolf und American Werewolf. Er könnte nicht weiter von beiden Filmen entfernt sein. Teenwolf zeichnet sich durch (zugegebenermaßen in die Jahre gekommenen) Teen-Humor aus. Wolfcop hingegen hat hölzerne Dialoge („Haha, die hat es ihm aber gegeben!“), eine Femme fatal, die nach dem Sex alt und runzelig wird („Haha, er hat eine Oma gevögelt!“) und den Penis des Protagonisten, der in Nahaufnahme aufplatzt, als er sich in den Werwolf verwandelt („Haha, Penis!“).
Die Qualität von „Humor“ in diesem Film rangiert noch zwei bis drei Stufen unter den üblichen amerikanischen Sex- und Körperflüssigkeits-Gags aus Filmen wie American Pie (vor allem die späteren Teile) oder Scary Movie. Und wer meine Bühnenprogramme kennt, weiß, dass ich nicht leichtfertig über, sagen wir mal, bodenständigen Humor, auch unter der Gürtellinie, urteile. Das einzige Gelächter, dass dieser Film jedoch bei mir ernten konnte, war erleichterter Natur, als der Abspann kam.
American Werwolf hatte für seine Zeit bahnbrechende Spezialeffekte und bei allem Humor auch echten Horror. Bei Wolfcop gruselt man sich nur über die mangelnde Qualität der Masken. Die Latexgrenze beim Wolfcop verläuft oberhalb seiner rosigen Lippen, die Verwandlungsszenen sind unfassbar offensichtlich ein Mann im Fellanzug, der Latexhaut zerreißt, und die großzügig eingestreuten Splattereffekte bekommt man mit etwas Übung mit einer Melone voll Kirschsaft und einem Vorschlaghammer besser hin.
Aber vielleicht bin ich nicht die Zielgruppe. Für junge Menschen in der Pubertät könnte der Film durchaus ein gewisses Amüsement bieten. Ich erinnere mich daran, damals noch über Achselfürze gelacht zu haben. Diese Kinder werden den Film aber hoffentlich nicht sehen, denn er ist ab 16 Jahren freigegeben.
Was bleibt, sind 76 Minuten meines Lebens, die ich schmerzlich vermisse und die Empfehlung, von diesem Machwerk auf jeden Fall die Finger zu lassen. Aber vielleicht ist ja ein Leser oder eine Leserin ganz anderer Meinung? Falls ja, freue ich mich auf eine spannende Diskussion in den Kommentaren. Immerhin hat der Film den CineCoup-Wettbewerb gewonnen und die Verpackung ist gespickt mit begeisterten Zitaten von Internetseiten, von denen ich noch nie gehört habe. Vielleicht liege ich also falsch. Vermutlich aber nicht.