World War Z
Kopfschmerzen im Zombiekino
Es gibt viel, was World War Z gut macht. Schön-schaurige Massenszenen, rasante Erzählweise, beklemmende Massenpaniken, schneller Einstieg, das Abarbeiten (zugegebenermaßen manchmal etwas zu mechanisch) gängiger Zombieklischees (Fabian Mauruschat hat sie hier aufgelistet). All das addiert sich zu einem kurzweiligen Kinoabend für Leute, die Zombies auch ohne Gedärm und Splatter mögen. Unterm Strich würde ich sagen: Outbreak mit Explosionen und Untoten. Aber abseits der Action ist World War Z so etwas wie die Heidi Klum des Zombiefilms: Sieht eigentlich ganz nett aus, aber sobald gesprochen wird, tut es weh!
Um World War Z entspannt genießen zu können, lässt man sich als denkender Mensch mit ein bisschen Gefühl für Logik am besten am Eingang von einem hilfsbereiten Zombie das Gehirn auslöffeln. Nun stelle ich an einen Zombiefilm in Sachen Logik keine hohen Ansprüche. Aber selbst die unterläuft World War Z stehend. Eines von vielen Beispielen:
[Spoileralarm]
Die Hauptfigur vermutet, eine Lösung für das Zombieproblem gefunden zu haben und ruft mit einem (natürlich) fast leeren Telefon seinen Ansprechpartner mitten in einer Koordinationszentrale des amerikanischen Militärs an (der ihn, man ahnt es, ausgeschickt hat, eine Lösung zu finden. Nur ihn. Weil ein Mann ist ja mehr als genug, um die Welt zu retten). Aber er ruft nicht etwa an, um ihm seine Theorie mitzuteilen, sondern um sich die nächste WHO-Zentrale nennen zu lassen und dann selbst dorthin zu fliegen – ohne vorher jemandem von der möglichen Rettung der Welt zu erzählen.
[Spoiler Ende]
Hinzu kommen Figurenvorstellungen und Dialoge, wie sie sogar »Gute Zeite, Schlechte Zeiten« zu plump wären. Stellenweise habe ich den »Sendung mit der Maus«-Sprecher in meinem Kopf gehört: „Dies ist Brad Pitt. Er war früher ein total toller UN-Mitarbeiter, der dann zum Hausmann wurde. Klingt komisch, ist aber so.“
Davon abgesehen passiert alles, was irgendwie von Bedeutung ist, genau dann, wenn Brad vor Ort ist und alle wichtigen Aussagen werden in Hörweite getroffen. Beispielsweise von den Wissenschaftlern in der mobilen Militärzentrale, die seit circa 48 Stunden von der Seuche wissen, aber mit den allergrundlegensten Überlegungen dazu, worum es sich handeln könnte, warten, bis der Zuschauer in Brads Gefolge dort eintrifft.
Das alles klingt jetzt so, als wäre World War Z ein schlechter Film. Aber damit täte man ihm Unrecht. Er ist wie schmerzhafter Speiseeis-Hirnfrost im Sommer: Eigentlich köstlich, aber der Kopf tut ganz schön weh. Schaltet man den vorm Reingehen aus, kann man einen blutarmen, aber rasanten Zombiefilm genießen.