Yakari – Das Musical
Vorweg: Die Lanxess-Arena ist nicht für große, schwere Menschen gemacht. Dafür kann das Musical an sich nichts, aber mit den Knien neben den Ohren auf einem wackligen Klappstuhl sitzen zu müssen, lindert den Genuss sozusagen schon ab Werk ein wenig. Dass 60 Prozent der Besucher (inklusive uns) die Bühne links oder rechts von sich hatten und somit nach 90 Minuten Genicksteife drohte, ist ein anderes Manko der Arena. Lorenz löste das Problem gewohnt pragmatisch – er stand einfach. Hätte ich auch gern gemacht, aber dann hätten die Reihen hinter mir nix mehr gesehen.
Othopädisch war das Yakari-Musical also nicht empfehlenswert. Aber wie steht es mit den anderen Qualitäten? Die Kostüme und das Bühnenbild konnten überzeugen – die Idee, den Fluss mit einem gespannten Tuch darzustellen und das Kanu auf Rollen zu setzen, um es „im Wasser“ zu bewegen sorgte zusammen mit einige Projektionstricks für einen sehr schönen Bühnenaufbau. Auch die Gesangsstimmen waren mindestens in Ordnung, bei vielen Schauspielern wirklich gut und die Rollen waren so besetzt, dass man die Figuren der Serie oder der Comics gut wiedererkannte.
Erzählt wurde die Geschichte, wie der kleine Sioux-Indianer Yakari vom Totem großer Adler die Fähigkeit geschenkt bekommt, mit Tieren zu sprechen und diese nutzt, um den Tieren zu helfen und zwischen der Welt der Menschen und der Tiere zu vermitteln. Er freundet sich mit dem Pony Kleiner Donner an, das vor ihm kein Indianer zu fangen oder zu zähmen wusste. Die Geschichte deckt sich stark mit der Fernsehserie und greift die wichtigsten Szenen gut auf. In den schauspielerischen Szenen kann das Stück dabei auch weitgehend überzeugen.
Bei den Liedern aber, ein ja erheblicher Teil eines Musicals, schwächelt es. Die Musik ist über weite Strecken sparsam inszeniert und musikalisch wenig originell. Dazu kommt, dass die Lieder nicht die Kernmomente der Dramaturgie unterstreichen. Wenn spannende Dinge passierten, wurde gesprochen, gesungen wurde fast nur bei den zwischengeschobenen Szenen, die oft wie der Versuch wirkten, das Musical auf eine abendfüllende Länge zu bringen.
Warum beispielsweise der kranke Pelikan ein Lied bekam, weiß ich nicht zu ergründen. Auch waren die Texte der Lieder oft nichtssagend oder zumindest zu verblümt, als dass die Kinder so recht folgen konnten. Lorenz sagte dazu an einer Stelle: „Jetzt haben die zum achten Mal das gleiche gesungen“ und mehr als einmal waren die Kinder vor und hinter ihm interessanter als das Geschehen auf der Bühne.
Wie bei großen Bühnen üblich, wurde das Bild auch auf zwei Bildschirme übertragen. Dabei wurde eine Handkamera eingesetzt, die gute Bilder lieferte, aber auch zwei fest auf der Bühne montierte Kameras, deren Bild- und Farbqualität deutlich schlechter war. Schön sah das nicht aus und verschenkte viel Stimmung.
Viele Tierszenen brachten die Geschichte nicht weiter, passten auch nicht so recht hinein und waren zudem übertrieben gespielt wie eine Clowsnnummer im Zirkus. Das ist an sich auf der großen Bühne nicht verkehrt, da man aber wegen der geschätzt 80 Meter Abstand vorrangig auf dem Monitor folgte, wirkte es albern. Vor lauter Szenen mit dem Pelikan, den Bibern, Bär und Otter geriet die Hauptgeschichte oftmals ins Hintertreffen.
Insgesamt hatte man das Gefühl, dass hier ein bisschen zu schnell ein Musical auf eine funktionierende Marke aufgesetzt wurde und gerade bei der Musik und den Liedtexten die nötige Sorgfalt vermisst wurde. Das Stück hat eine Handvoll schöner Bilder und Szenen, aber es fehlen die wirklich mitreißenden Lieder, die musicaltypische Kombination auf großen Gefühlen und großen Tönen.
Lorenz fand den Abend ans sich schön, am besten hat ihm Kleiner Donner gefallen (sehr schön gespielt und getanzt von zwei Schauspielern in einem Pferdekostüm) und wie Yakari auf ihm über die Bühne geritten ist. Vor die Wahl gestellt, mit einem Freund noch mal ins Musical zu gehen, oder die inhaltlich identischen ersten Folgen im Fernsehen zu sehen, hätte aber die Flimmerkiste gewonnen. Zur Gegenprobe: Beim Zauberer von Oz gewann das Musical des Kinder- und Jugendtheaters Wuppertal gegenüber den Film.