For Honor (PS4 – Ubisoft)
Bei manchen Videospielen frage ich mich, wie die Entwickler gerade auf diese Idee gekommen sind. Zum Beispiel bei For Honor. Ich stelle mir das dann so vor, dass drei bis sechs leicht angetrunkene Mitarbeiter von Ubisoft beim Brainstorming saßen, bis einer davon irgendwas unverständliches gemurmelt hat und ein anderer sagte „Coole Idee. Sowas wie Call of Duty, nur mit Nahkampfwaffen statt mit Schusswaffen, bei dem Wikinger gegen Samurais gegen Ritter kämpfen!“
Immer auf die Zwölf
Genau wie oben beschrieben lässt sich das Spielprinzip in etwa zusammenfassen. Man schlüpft in die Haut beziehungsweise Rüstung eines von zwölf Kämpfern, wovon jeweils vier Ritter, Wikinger und Samurai sind. Diese sind wiederrum in die Kategorien Leicht, Mittel oder Schwer eingeteilt, was Auswirkungen auf die Geschwindigkeit und die Kampfkraft der Figur hat. Von der kleinen, flinken Axtkämpferin, die schnell austeilt und genauso schnell wieder ausweicht bis hin zum Kampfkoloss Typ Panzer, der zwar nur langsam, dafür aber sehr hart zuschlägt und Schläge blockiert ist für jeden etwas dabei. Und genau hier findet man auch die große Stärke von For Honor, denn das Kampfsystem ist, was Nahkampfwaffen angeht, sicherlich eines der realistischsten (wenn auch eher Kino-Realistisch) die man bisher auf der Konsole zu spielen bekommen hat. Doch die taktische Tiefe der Kämpfe hat auch ihren Preis und der heißt: Übung. Denn mit hirnlosem Knöpfegeballere kommt man bei For Honor nicht weiter. Hier muss angegriffen, pariert oder ausgewichen werden, wobei man auch immer seine Umgebung im Auge behalten muss, wenn man nicht mit dem Hintern ins Feuer rennen oder gleich in einem Abgrund landen will. Um die Spieler zu motivieren am Ball zu bleiben gibt es ein Itemsystem, bei der man für die einzelnen Kämpfer neue Ausrüstungsgegenstände freispielen kann, die jeweils einen Wert erhöhen. Hier kann man auch ein wenig steuern, in welche Richtung sich der Kämpfer entwickelt.
Weniger ist mehr
Eins vorweg. Egal ob man For Honor im Koop-, im Multiplayer- oder in Solo-Modus spielt, eine Internetleitung ist Pflicht. Warum das so ist, weiß der Geier.
Bevor man sich in die Multiplayer-Schlacht wirft, tut man gut dran, erst einmal ausgiebig im Solo-Modus seine Skills zu verbessern. Die Geschichte wirkt dabei irgendwie an den Haaren herbeigezogen, frei nach dem Motto: „Wie kriegen wir jetzt Samurais, Ritter und Wikinger unter einem Hut, oder besser gesagt auf ein Schlachtfeld“ Der Vorteil der Kampagne ist aber, dass man so schon mal mit Kämpfern aus jeder Fraktion rumprobieren kann, damit man später im Spiel Online gegen Menschen schon mal ein wenig weiß, wie der Hase zu laufen hat.
Online gibt es verschiedene Spielvarianten, unter anderem ein Team-Deathmatch-Modus und eine Art Eroberungsmodus, in dem computergeneriere Gegnerhorden zum fröhlichem Gemetzel a la Dynasty Warriors einladen. Hier kommt tatsächlich ein wenig das „Call of Duty mit Hauen“-Gefühl auf. Diese Massenschlachten wirken auf Dauer aber etwas chaotisch und dadurch verliert das Spiel einen Teil seiner durch das Kampfsystem gegebenen Tiefe. Aber genau dieses Kampfsystem kommt in den Spielmodi Duell und Handgemenge, bei denen je zwei oder vier Spieler gegeneinander Kämpfe, wirklich gut zur Geltung und sorgt für wirklich spannende und beinahe filmreife Kämpfe. Weiterhin hat Ubisoft angekündigt, dass es weitere Charaktere für For Honor geben wird und diese, wie bei Rainbow Six, sogar umsonst sein sollen.
Technik die fast immer begeistert
For Honor bietet nicht nur tollen Sound, sondern auch eine fantastische Grafik, die sogar dann nicht in die Knie geht, wenn gerade Horden von Soldaten über den Bildschirm laufen.
Einzig die langen Ladezeiten beim Online-Spielen sind etwas nervig, aber damit ist leider bei dem Verzicht von dezidierten Servern (also wenn es keine eigene Server für das Spiel gibt, sondern die Serverlast auf die Spieler verteilt werden) zu rechnen.
Fazit
Neben der tollen Grafik ist vor allem das Kampfsystem, das in Videospielen bisher seinesgleichen sucht, die große Stärke von For Honor. Allerdings ist das nicht ganz so einfach zu erlernen und es kann passieren, dass man anfangs ordentlich Kloppe bezieht. Hat man sich aber ein wenig in die Mechanik reingefuchst, machen die Kämpfe verdammt viel Spaß und manchmal entwickelt sich währenddessen so eine Dramatik, dass man wirklich das Gefühl hat, sich in einem spannenden Film zu befinden. Was will man mehr von einem Videospiel?
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar für die PS4 erhalten.