Blood Bowl 2 (PS4 Version)
„Erst wenn auf dem Feld so viel Blut ist, dass es bis zu den Knöcheln reicht, erst wenn das Brechen der Knochen die Rufe der Fans übertönt, erst dann kann man von einem guten Spiel sprechen.“
– Hargan der Knochenbrecher, Saints of Chaos
Man stelle sich eine Partie American Football vor, bei der ein Elf mit dem Ball über das Feld flitzt, vorbei an einem Oger, der gerade die dampfenden Eingeweide von etwas isst, dass vor ein paar Minuten noch gelebt hat. Man stelle sich eine Mannschaft aus grobschlächtigen Orks vor, die den Ball schützen, als sei er der nächste Auserwählte, während sie eine Schneise der Verwüstung voller Rattenmenschen-Kadaver hinterlassen.
Das ist Blood Bowl.
1986 von einigen französischen Tabletop-Entwicklern erfunden und wenig später von Games Workshop – den Machern des weltweit beliebten Warhammer-Tabletop-Universums – weiterentwickelt, wurde Blood Bowl Ende der 80er Jahre zum beliebten Zeitvertreib von Rollenspielern und Tabletoppern. Sogar in unserem beschaulichen Rollenspielladen in Wuppertal wurde im Hinterzimmer eine Liga auf die Beine gestellt, in der man auf dem „Sofa-das-Würfel-frisst“ saß und mitsamt Schiedsrichtern und Zuschauern seine Ligapartien ausfocht.
Nach einer wenig erfolgreichen Videospiel-Umsetzung in den 90ern und einer besser laufenden Version von 2009, die es sogar zu einigen Erweiterungen gebracht hatte, gibt es jetzt dank Koch Media ein brandneue Edition für PC, X-Box und PS4.
Eins vorweg: Blood Bowl ist ein rundenbasiertes Brettspiel mit einem hohen Zufallsfaktor.
Gab es in der Vorgänger-Version noch den Blitz-Modus, bei dem man Blood Bowl in Echtzeit spielen konnte, wurde bei Blood Bowl 2 (weiter BB2 im Text) gänzlich darauf verzichtet. Und das zu recht, denn wer sich Blood Bowl holt, der will auch Blood Bowl spielen. Darin liegt auch ein wenig der Hund (oder besser gesagt der Goblin) begraben, denn obwohl ein Videospiel normalerweise gewisse Dinge in der Handhabung erleichtert, handelt es sich bei BB2 um eine 1:1 Umsetzung des Brettspiels.
Es macht also durchaus Sinn sich ein wenig mit den Regeln zu beschäftigen, bevor man sich ins Getümmel schmeißt. Zwar gibt es eine Kampagne, die auch dazu dient, die Spieler etwas in die Materie einzuführen, ein tieferes Verständnis der Regeln ist aber auf jeden Fall hilfreich, wenn man seine Spieler nicht in Leichensäcken vom Feld getragen sehen will.
Hat man sich ein wenig in das Spielprinzip eingearbeitet, bietet BB2 mehrere verschiedene Spielmodi an, bei denen man sein Geschick als Sportstratege beweisen kann.
Neben dem Kampagnenmodus, bei dem man die alternde Truppe der Reikland Reavers wieder auf Vordermann bringen muss, ist das Herz des Spiels ganz klar der Online-Modus, bei dem man eigene Ligen erstellen und spielen kann, Natürlich gibt es auch einen Ein-Spieler-Modus bei dem man Ligen oder Pokale basteln kann, um sich mit der Computer-KI zu messen.
Es gibt in der Basis-Edition acht spielbare Rassen – Orks, Zwerge, Chaos, Menschen, Dunkelelfen, Hochelfen, Skaven1 und Bretonen2, die alle besondere Stärken oder Schwächen haben. Warum man nicht gleich alle 26 Rassen der letzten Chaos-Edition mit reingepackt hat, hinterlässt den bitteren Beigeschmack der Geldmacherei. Unterstützt wird dieser Eindruck durch die Tatsache, dass man jetzt schon die Waldelfen und die Echsenmenschen für 6,99 Euro (SECHS EURO NEUNUNDNEUNZIG!!!!) im PSN-Store kaufen kann. Das empfinde ich persönlich als viel zu teuer und wenn Koch Media das so durchzieht, würde man für ein Spiel mit allen Rassen fast 200 Euro bezahlen, was eine ziemliche Sauerei wäre. Aber vielleicht haben die Macher von BB2 ein Einsehen mit uns und bieten für einen passenden Betrag bald auch Rassenpakete an.
Technisch gesehen, ist BB2 jetzt keine Perle aber das habe ich bei so einem Spiel auch nicht erwartet. Die Grafik ist okay und die Animationen sind witzig, wenn sie sich auch häufig wiederholen. So ist es ganz gut, dass man sie ausschalten kann. Ein wenig mehr Liebe zum Detail hätte ich mir schon gewünscht (zum Beispiel gibt es nur menschliche Cheerleader), aber um ehrlich zu sein, würde ich Blood Bowl auch spielen, wenn Strichmännchen über das Spielfeld laufen würden.
Blood Bowl ist einfach ein cooles Spiel und es macht verdammt viel Spaß sich Zug um Zug Gedanken darüber zu machen, wie man vorgeht. Vor allem, weil stets ein Damokles-Schwert über dem Kopf schwebt: Geht eine Aktion in die Hose, ist der ganze Zug beendet. Dadurch, dass ein Würfelwurf über jede Aktion entscheidet, ist der Zufall immer ein Faktor und es obliegt dem Spieler, diesen Faktor so gut wie möglich zu seinen Gunsten „kippen“ zu lassen. Hier findet man auch eine der sinnvollsten Neuerungen bei BB2, denn für jeden Schritt durch eine Tacklezone und für jeden Wurf wird eine Prozentzahl eingeblendet, die aufzeigt, wie wahrscheinlich das Gelingen ist.
Die Steuerung wurde gut für den Playstation-Controller umgesetzt und einzig die Tatsache, dass gelegentlich das „OK?“ für die Durchführung eines Angriffes genau über dem Würfelergebnis liegen, so dass man mit der Kamera rumeiern muss, um diese Ergebnis zu sehen, nervt ein bisschen.
Leider ist das aber nicht der einzige „Bug“, der sich in der Neuauflage des beliebten Brettspiels eingeschlichen hat.
So ist die Gegner-KI beim Spiel gegen den Computer nicht gerade originell in seiner Spielweise und nutzt oft die immer gleiche Schildkröten-Taktik (Ball in die Mitte, Spieler drum herum) statt die eigentlichen Spielstärken der Teams zu nutzen.
Besonders ärgerlich ist aber die Tatsache, dass man die Länge der Spielzüge im Spiel gegen den Computer nicht ändern kann und der manchmal sogar 2 Minuten 50 nichts macht und seinen Spielzug in den letzten 10 Sekunden durchführt, wobei die Uhr auch gerne mal bei 7 Sekunden stehen bleibt. Das strapaziert die Geduld und hindert einen daran, mal ein schnelles Spiel zwischendurch zu spielen, weil man fast immer 30-40 Minuten für eine Partie braucht.
Außerdem passiert es manchmal, dass ich ein Ein-Spieler-Turnier nicht weiterspielen kann, weil die (Computer-)Gegner ihre Spiele noch nicht gespielt haben sollen.
Okay, es klingt nach ziemlich viel Gemopper, das gebe ich zu, aber Blood Bowl ist einfach ein cooles Spiel und ich finde es schade, dass solche Kleinigkeiten den Spielspaß trüben.
Fazit:
Die neue Umsetzung von Blood Bowl kann mit einigen gelungenen Neuerungen punkten, wie der Anzeige der Prozentzahlen bei gewissen Aktionen oder dem Marktplatz, in dem man Spieler für seine Online-Teams kaufen und verkaufen kann. Trotzdem gibt es ein paar Kleinigkeiten, die dafür sorgen, dass der Spielspaß manchmal auf der Strecke bleibt. Allerdings nichts, was sich nicht durch ein gezieltes Update korrigieren ließe.
Nur die bisherige Preispolitik bei den Rassen finde ich wirklich etwas übertrieben und ich hoffe, dass man das noch einmal überdenkt und den Spielern die Möglichkeit bietet, neue Rassen zu kaufen, ohne dass sie dabei arm werden.
So, ich muss jetzt los. Es gibt da eine Elfen-Mannschaft, die darauf wartet von meinen Echsenmenschen in den Boden gerammt zu werden.
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar für die PS4 erhalten.