Raven mit Mogwai
Ich hab mich wirklich gefreut! Mogwai ist eine der größten Post-Rock-Bands und vertritt wohl wie kaum ein zweite das Genre auch auf großen Pop-Festivals – Welt auf, Welt ab. Keine Frage, die Band hat ein riesiges Output und dabei schon große Platten und Songs in die Welt gesetzt. Vor knapp einem Monat kam die neue Platte »Rave Tapes« in die Regale und bereits im Herbst letzten Jahres konnte ich es kaum abwarten.
Ein Gastbeitrag von Nils, Plattenfreund aus Düsseldorf.
Ein Grund für meine Vorfreude waren nicht zuletzt die Veröffentlichungen von B-Seiten, Seriensoundtracks oder EPs, die alle super waren, aber nicht den Hunger nach einem neuen Album stillten. Nun war es aber, nach knapp drei Jahren endlich wieder soweit und als ich im November/Dezember das Artwork des Albums erstmals sah stieg die Freude noch mehr. Auch wenn Grau, Anthrazit, Pink, Ecken und Kreise schnell Platz für Hipster-Assoziationen bieten: ich fand es gut. Nicht zuletzt, da ich mir davon versprach, dass der Sound des Albums in eine neue Richtung laufen könnte.
Um einen Vergleich herzustellen: Das Cover der »Les Revenants« war nebulös, düster und grau – ähnlich wie der Klang der ganzen Platte. Sicherlich schlug sich hier der Faktor nieder, dass es sich um einen Soundtrack zu der gleichnamigen französischen Mysterieserie handelte, in der tote Jugendliche aus ihren Gräbern krabbelten. (Ich muss gestehen: Ich hab sie nicht gesehen!) Düster, grau, ein bisschen spooky! Sound, Artwork – das passte! Auch bei der »Hardcore will never die, but you will« war diesbezüglich eine klare Linie zu erkennen.
Um es nicht unnötig in die Länge zu ziehen: Ich bin aufgrund des Layouts von neuen Einflüssen und vielen Aha-Effekten ausgegangen. Die blieben aus. Wenn man lediglich die Songs der Platte in den Fokus rückt muss man sagen, dass beispielhaft »The lord is out of control« in meinen Augen eins zu eins an das alte Material anschließt. Ein Guss. Jetzt kann man sich darüber freuen, was ich auch sicherlich in gewissem Maße tue. Doch schwappt auch ein wenig Enttäuschung mit. Und das nicht nur, weil mir das Artwork vorspielte „Jetzt kommt was Neues!“ Auch weil es immer wieder interessant ist, wenn sich Bands in einem gewissen Rahmen neu erfinden.
Der einzig wesentliche Faktor hinsichtlich Neuerungen ist wohl, dass »Rave Tapes« viel Platz für Synthies und Elektrosounds bietet. Mehr als auf nahezu jeder Platte zuvor. Diese Sounds in Kombination mit der Langsamkeit vieler Songs fallen durchaus auf. Auf diese Weise bekommt die Platte in jedem Fall eine sehr schöne, sphärische Seite und macht sie kaufens- und vor allem hörenswert.
Dennoch fehlt hier und da das Große! Soundwände, die über Minuten aufgebaut und anschließend eben so lang wabernd gehalten und dann mit einem Knall eingerissen werden findet man quasi gar nicht. Dabei bieten einige Songs das Potential dazu, ja man erwartet fast eine Steigerung, wie etwa bei »Simon Ferocious«. Hier verkommt die Langsamkeit fast schon zu Trägheit.
In »Blues Hour« gibt es zumindest andeutungsweise ein Mäuerchen des Klangs, welches anschließend eingerissen oder mehr umgestoßen und mit zartem Stimmchen übersungen wird.
Was bleibt am Ende? Mogwai hat ein Album gemacht, das sich perfekt in die Produktionen der letzten Jahre einreiht. Post-Rock-Nerds müssen wissen was sie wollen. »Rave Tapes« ist keine Ausgeburt brachialer oder gar verstörender Töne – da waren Mogwai aber auch noch nie hinterher.
Auch aufgrund diverser Anknüpfungspunkten zu anderen Glasgower-Indiebands, á la Chvrches, erscheint mir das Album wie eine sehr geeignete Einstiegsplatte für Genreinteressierte.
Disclaimer: Fischpott hat einen Rezensionsdownload erhalten.
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