Männer mit Schwertern
Berserk – Das goldene Zeitalter 1
Ein Krieger, ein Schwert, keine Verantwortung. So sieht der junge Söldner Guts sein Leben. Sein Mut und seine Schwertkunst haben die letzte Belagerung entschieden und der Befehlshaber bietet ihm einen Titel und jede Menge Geld. Aber der Heißsporn schlägt alles aus, lässt sich auszahlen und zieht als freier Mann seiner Wege.
So beginnt die Geschichte von »Berserk«. Die Manga-Reihe von Kentaro Miura erscheint seit 1989, in den Neunzigern gab es eine kurze Anime-Serie. Jetzt hat Warner Brothers zusammen mit dem Studio 4°C den ersten Teil der Handlung als animierte Filmtrilogie umgesetzt. Zum Teil harsch kritisiert von Manga-Fanboys/girls wegen der Verkürzung von bisher 37 Sammelbänden auf geplante 9 Filme. In Deutschland ist mit »Berserk – Das goldene Zeitalter 1« das erste Trilogiedrittel auf DVD und Blu-Ray erschienen. Ich selbst habe weder die Bücher gelesen noch die Serie gesehen und kann nur sagen: Der erste Teil rockt. Das liegt vor allem an den epischen Schlachten, die Jacksons »Herr der Ringe«-Trilogie locker das Wasser reichen.
Denn an Kämpfen mangelt es nicht in der Welt von Guts. Die Fantasywelt ohne Drachen, Orks, Hobbits und ähnliches Gezücht erinnert stark an das reale Spätmittelalter zur Zeit des 100-jährigen Krieges. Statt Frankreich und England kämpfen hier zwei Länder namens Tudor und Midland. Guts hilft bei einer – atemberaubend in Szene gesetzten – Burgeroberung mit, besiegt fast schon lässig den riesigen gepanzerten Hauptmann und macht sich davon, alle Aussichten auf „Festanstellung“ abwinkend. Irgendwo in der Einöde stellt ihn der Söldnerführer Griffith mit seiner Falkenbande, dessen Krieger Guts spielend besiegt. Erst Griffith selbst schlägt ihn, und zwingt ihn so in die Falkenbande. Aus diesem Unterwerfungskampf wächst eine klassische Männerfreundschaft (mit leichten homoerotischen Andeutungen).
»Berserk – Das goldene Zeitalter 1« von Regisseur Toshiyuki Kubooka macht keinen Hehl daraus, nur ein Auftakt zu sein und spart nicht mit epischer Vorausdeutung: Griffith besitzt einen mysteriösen (magischen?) Anhänger, ein Dämon offenbart sich und prophezeit Guts Tod, zwischen Griffith und der Prinzessin von Midland spinnen sich zarte Bande und zum Schluss zeigen sich ersten Risse in der Freundschaft von Schwertschwinger und Söldnerführer. Natürlich endet alles mit einem Cliffhanger. »Berserk – Das Goldene Zeitalter Teil 1« ist keine abgeschlossene Handlung, soviel sei gesagt. Wer sich die erste DVD für 20 Euro kauft, sollte beizeiten mit dem Erwerb von Teil 2 und 3 rechnen. Und sei vor allem auf Blut und Eingeweide vorbereitet. Die Schwertkämpfe sind nichts für Zimperliche, und die DVD zu recht ab 16 freigegeben.
Auch ist nicht alles Gold im Golden Age: Einige der Animationen sind anscheinend mit dem Computer erstellt worden und wirken ein wenig zu glatt, Griffiths androgynes Charakterdesign befremdet Anime-ungewohnte Augen ein wenig. Prinzessin Charlotte von Midland kann wie jede schlechte Prinzessinnenrolle nichts außer einen Mann anhimmeln und sich retten lassen. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, Story und Charaktere überzeugen ansonsten durchwegs. Bei der Vidüre von »Berserk – Das Goldene Zeitalter Teil 1« frage ich mich immer, warum überhaupt noch Massenszenen mit echten Menschen gedreht werden. Wenn beim Dreh von »Game of Thrones« ganze Ökosysteme dran glauben müssen und Schlachten aus Preisgründen ausgeblendet werden, sollten sich Animationen als Alternative doch mittlerweile etabliert haben. Denn das Zeichentrickfilme durchaus etwas für Erwachsene sind, stellt »Berserk – Das Goldene Zeitalter Teil 1« eindrucksvoll unter Beweis.
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar der DVD von Universum Film erhalten.