The Dark Knight Rises
Good bye, Batman. Bis zum nächsten Reboot.
Sieben Jahre nach Batman Begins und vier Jahre nach The Dark Knight beendet Christopher Nolan seine Batman-Saga mit The Dark Knight Rises. Wie gelungen der Abschluss ist, sagt Fischpott.
Vorab: The Dark Knight Rises ist im Grunde ein guter, solider Film. Was ihn aber vor allem von seinen Vorgängern unterscheidet ist, dass er kaum als eigenständiger Film funktioniert. Er ist definitiv Abschluss einer Trilogie und als solcher mit Rückkehr der Jedi-Ritter zu vergleichen: wer die beiden Vorgänger nicht kennt, bleibt oftmals ratlos zurück. Als Ende einer besonders langen Filmnacht (oder wie auch immer man die drei Filme konsumieren möchte) schlägt sich The Dark Knight Rises jedoch außergewöhnlich gut.
Die Ausgangssituation umschreibt sich grob folgendermaßen: Acht Jahre nach den Ereignissen in The Dark Knight ist in Gotham Ruhe eingekehrt. Die Straßen sind sicher, die Polizei ist sehr zufrieden mit sich, Batman ist verschwunden und Bruce Wayne lebt zurückgezogen als Howard Hughes-Kopie im neu errichteten Wayne Manor, während die Stadt jenseits der Oberschicht langsam verelendet. Erst als der Terrorist Bane auftaucht, der sich zwar als Revolutionär für die Armen gebärdet, die Stadt jedoch buchstäblich auslöschen will, muss Batman wohl oder übel wieder in Aktion treten. Der Film bedient sich hier sowohl bei gefeierten Klassikern der Batcomic-Geschichte (The Dark Knight Returns, Batman: The Cult), sowie bei fast vergessenen B-Storylines der 90er (Knightfall, No Man’s Land), um etwas zu kreieren, was dem Kenner ein nostalgisches Lächeln aufs Gesicht zaubert und den Laien überrascht.
Obwohl der Plot zunächst einfach klingt, ist er, wie bei Nolan zu erwarten, wesentlich komplizierter. Zum einen beginnt erst jetzt die wirkliche Story (die man besser selber sieht als sie hier zu lesen), zum anderen wird nicht nur fast jedes lose Ende der Vorgängerfilme wieder aufgenommen, sondern Gotham zudem mit einem gewaltigen Ensemble von neuen Nebenfiguren gefüllt. Manche davon sind durchaus relevant oder zumindest interessant, wie der junge Polizist Blake, Catwoman Selina Kyle oder die engagierte Unternehmerin Miranda Tate. Andere scheinen die Handlung zu bremsen, wie Selinas Freundin Holly, Polizist Foley oder John Daggett, über deren Daseinsberechtigung man nur rätseln kann. Darüber hinweg tröstet, dass ausnahmslos alle Rollen hervorragend besetzt sind. Überhaupt tragen die Schauspieler den Film über weite Strecken (trotz einer teilweise katastrophalen Synchronisation). Sie sind neben der visuellen Inszenierung und den geschickten Twists die Stärke in Nolans Schaffen allgemein. Dass die Dialoge zu häufig schwächeln, in der ersten Stunde der Erzählfluss unübersichtlich und die Handlung trotzdem ziemlich trivial ist, verzeiht man gerne, solange man Bale, Hardy, Hathaway und Gordon-Levitt beim Spielen zusehen kann. Und selbst die zunächst blasse Figur Miranda Tate erlaubt Marion Cotillard gegen Ende noch eine kleine Glanzleistung abzuliefern. Überhaupt ist es das Ende, dass den Film besonders macht. Allein die letzten 30 Minuten entschädigen für fast jeden Makel, den sich der Film zuvor geleistet hat – was auch nicht zu viele sein können bei einem Film, der in fast drei Stunden nicht einmal langweilt.
Zudem schafft der Film, was Blockbustern nur selten gelingt: politisch zu sein jenseits eines allgemeinen Konsens. Es ist immer problematisch einen Film zu drehen, in dem ein maskierter Milliardär die Armen und psychisch Kranken im Namen einer abstrakten Ordnung verprügelt. Und nach der Tragödie von Aurora muss man leider auch festhalten, dass Batman zwar mit Sicherheit keine Amokschützen produziert, aber durchaus Selbstermächtigungsphantasien stimuliert, insbesondere gewalttätige. Politisch versucht der Film ambivalent zu bleiben. Banes Aufstand gegen die Eliten hat zwar durchaus etwas von einer pervertierten Vorstellung der Occupy-Bewegung, wie sie sich im Alptraum mancher Neoliberalen und Konservativen manifestieren dürfte, und eine Welt ohne starke Staatsorgane (oder ohne Selbstjustiz durch maskierte Milliardäre) wird als unmenschliches Chaos inszeniert. Jedoch ist auch die zuvor herrschende Ordnung trügerisch und gefährlich: das Harvey Dent-Gesetz beseitigt zwar das organisierte Verbrechen, basiert jedoch auf einem verlogenen Personenkult, setzt grundlegende Bürgerrechte außer Kraft und produziert praktisch einen Polizeistaat. Die sogenannten Eliten sind zwar sicher, tanzen jedoch auf dem Vulkan, während die Massen leiden müssen und so dem Rattenfänger Bane anheimfallen. Die Zeit vor Bane, in welcher auch Bruce Wayne zu einem lethargischen, ignoranten, seelisch und körperlich gebrochenen Wrack wurde, stellt ebenso nur eine Schein-Ordnung dar: „you’re all gonna wonder how you ever thought you could live so large and leave so little for the rest of us“ erklärt Catwoman dem überraschten Wayne. Was The Dark Knight Rises zeigt, ist eine Welt der Extreme, in der jeder Versuch der Verbesserung durch Helden- oder Personenverehrung (seien es Harvey Dent oder Bane) faschistoide Systeme produziert. Ob Batman als reines Symbol, als das er sich zu inszenieren sucht, da eine Alternative darstellen könnte, muss jeder für sich entscheiden. Trotzdem bleibt der bittere Beigeschmack einer Geschichte, deren Helden die Rechte des Bürgers gegenüber den staatlichen Institutionen offenbar als Nötigung empfinden.
Abschließend bleibt zu sagen: Als Ende einer Trilogie und als Actionspektakel ist The Dark Knight Rises gelungen, als eigenständiger Film trotz einiger Schwächen zumindest nicht schlecht (und besser als fast jede andere Superheldenverfilmung der letzten Jahre). Und selbst wenn einem der Film nicht gefällt: Warner Bros. hat bereits den Reboot angekündigt. Wie viel Begeisterung man dafür noch aufbringen kann wird sich zeigen …