Umbrella Corps (Playstation 4)
Seien wir doch mal ehrlich. Resident Evil ist inzwischen mehr als nur ein Videospiel.
Es ist eine Marke.
Es gibt Resident Evil-Filme (die durch einen gewissen trashigen Charme und Milla Jovovic punkten können), es gibt Resident Evil-Comics, Resident Evil-Bücher und bestimmt auch irgendwo auf der Welt Resident Evil-Brotdosen.
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass irgendwer bei Capcom auf die Idee gekommen ist, dass man die Marke Resident Evil doch auch gut für andere Videospielgenres nutzen könnte.
Warum man sich ausgerechnet das hartumkämpfte Feld des Multiplayer-Shooters ausgesucht hat, bleibt mir ein Rätsel. Denn das Resultat ist leider so mittelmäßig ausgefallen, dass man sich mit einem Zombie-Fußballspiel oder ein Tetris mit Zombieköpfen wahrscheinlich einen größeren Gefallen getan hätte.
Ich sehe tote Menschen!
Es gibt in Umbrella Corps tatsächlich so etwas Ähnliches wie eine Einzelspielerkampagne (Das Experiment!), die allerdings den Namen Kampagne nicht wirklich verdient hat, denn mehr als ein Tutorial und ein wenig uninspiriertes Zombiegeballer kommt dabei nicht rum.
Letztlich ist dieser Modus aber auch nur da, um sich schon mal ein wenig mit der Steuerung und den Karten des Kernstücks von Umbrella Corps vertraut zu machen: dem Multiplayer-Modus.
Auf zwölf Maps, die allesamt an bekannte Locations der älteren Resident Evil-Teilen angelehnt sind, kann man sich in verschiedenen Spielmodi mit anderen Spielern in der Third-Person-Perspektive kurze Scharmützel liefern. Je nach Spielmodus wird mal mit, mal ohne Respawn in zwei Dreier-Teams gegeneinander angetreten, wobei die kleinen Karten dafür sorgen, dass die Action nicht zu kurz kommt. Natürlich gibt es auf der Karte auch von der KI gesteuerte Zombie-Viecher, denen man allerdings danke eines Jammers (bitte englisch aussprechen) ganz leicht aus dem Weg gehen kann.
Doch fällt dieser mal durch den Beschuss eines Gegners aus, darf man sich plötzlich der Aufmerksamkeit einer ganzen Horde verwesenden Fleisches auf zwei oder vier Beinen sicher sein.
Gerade die Zombie-Köter sind da ziemlich zähe Widersacher, die sich nur mit viel Glück und Geschick aufhalten lassen. Dafür sind die „menschlichen“ Zombies dumm wie zwei Scheiben Toastbrot und stellen so gut wie nie eine wirkliche Gefahr für die Spieler da.

Wenn der Jammer ausfällt: Ein Zombieangriff
No Zombies, no Fun
Eigentlich soll Umbrella Corps ein taktischer Shooter sein, doch das recht hohe Tempo des Spiels gepaart mit den kleinen, engen Karten lassen nicht viel Taktik zu und es kommt eher zu unkoordinierter Action. An sich ja keine schlechte Sache, wenn nicht die hakelige Steuerung (samt umständlichem Coversystem) und die Perspektive (sehr schulternah) den Spielspaß gleich im Keim ersticken würden. Deswegen kann das Spiel trotz Erfahrungspunkten und der Möglichkeit, Waffen und Aussehen zu pimpen auf lange Sicht einfach nicht motivieren. Vor allem nicht, wenn man ewig darauf wartet, dass man online spielen kann, weil das Matchmaking extrem lahmt oder es vielleicht tatsächlich nur 4-6 Menschen weltweit gibt, die Umbrella Corps online spielen.
Wenn man es aber wirklich geschafft, hat ein Spiel auf die Kette zu kriegen, läuft das flüssig und ohne nennenswerte Lags.
Auch technisch ist Umbrella Corps eher unterdurchschnittlich ausgefallen. Die Grafik auf der PS4 sieht aus, als sei das Spiel 1:1 von der PS3 portiert worden und der Sound/die Musik ist genretypisch, haut aber auch niemanden vom Hocker.

Waffen und Ausrüstung in den Modefarben der Saison.
Fazit
Eigentlich kein Wunder, dass man sich entschlossen hat Umbrella Corps nicht als Resident Evil-Titel auf den Markt zu werfen. Zum einen hat das Spiel eigentlich nicht wirklich was mit dem beliebten Action-Survival-Spiel zu tun, auf der anderen Seite hätte man der Marke mit diesem halbgaren Shooter nur geschadet.
Trotz des geringen Preises (als Download circa 30 Euro) bietet Umbrella Corps einfach viel zu wenig, um Shooter-Fans von der Konkurrenz wie Call-of-Duty oder Overwatch wegzulocken. Dafür bleiben Spielspaß und Langzeitmotivation zu sehr auf der Strecke.
Wer nochmal in die Resident Evil-Atmosphäre eintauchen möchte und auf Survival-Action steht, der ist mit dem PS4-Remake von Resident Evil 5 auf jeden Fall besser bedient.