A Sauerkraut’s Kitchen von Anni von Bergen
Kochbücher gibt es zuhauf. Und jedes weitere versucht mit abgefahrenen, noch nie dagewesenen Gerichten aufzuwarten. Das nun erschienene Kochbuch A Sauerkraut’s Kitchen der Zeichnerin Anni von Bergen geht einen anderen Weg. Sie hat sich einmal durch die klassische Küche Deutschlands gekocht und zum Kochlöffel noch den Pinsel geschwungen.
Kohlrouladen, Maultaschen, Knödel
Angefangen hat alles in ihrer Kindheit, beim Kochen mit dem Vater. Im Vorwort zu A Sauerkraut’s Kitchen beschreibt Anni von Bergen mit sehr viel Liebe, wie sie auch heute noch gerne an die Vorbereitungen und die gemeinsam verbrachte Zeit zurück denkt, wie sinnlich sie das Erlebnis Kochen an sich findet und welche Gemeinsamkeiten es für sie zur Illustration gibt. Sie verweist auf eine verantwortungsbewusste Herangehensweise zur Ernährung und erklärt, woher der Name des Buches stammt. Es ist ein klein wenig, als würde man per Skype einer guten Freundin gegenüber sitzen, die mit leuchtenden Augen davon berichtet, warum man mal wieder ein Abendessen mit Freund*innen braucht.
Labskaus, Obatzter, Schusterpfanne
Die Aufteilung von A Sauerkraut’s Kitchen böte hierfür sogar die Möglichkeit bis Herbst 2021 jeden Monat ein anderes Bundesland als Grundlage zu nutzen. Anni von Bergen fängt mit den Gerichten bei Berlin an, geht über den Norden Richtung Westen und dann runter in den Süden. Bekanntes, wie Königsberger Klopse und Bratkartoffeln wechselt sich dabei mit Bethmännchen und Prasselkuchen ab. Im Inhaltsverzeichnis lässt sich zusätzlich leicht herausfinden, ob ein Essen mit Fleisch oder Fisch, vegetarisch oder vegan oder eine Süßspeise ist. Die Rezepte an sich sind mit Zutatenliste, Zeitaufwand, benötigten Küchenutensilien und Schwierigkeitsgrad gut gegliedert und lesen sich, wie sich Rezepte nun mal lesen. Selbst Kochanfänger*innen können leicht durchsteigen und finden direkt etwas, das sich umsetzen lässt.
Franzbrötchen, Butterkuchen, Herrencreme
Der Twist am Buch sind wohlgemerkt die Zeichnungen. Denn nicht zu jedem Gericht gibt es ein Bild vom Essen. Teilweise sind auch nur die Zutaten illustratorisch umgesetzt oder es finden sich Darstellungen von den Ortschaften, aus denen die Mahlzeiten stammen. Teilweise lappen die Zeichnungen einfach ins Rezept über oder nehmen direkt zwei Seiten ein. Es ist tatsächlich entspannend, wenn man kein Foto eines perfekten Essens als Vergleich hat, sondern einfach mal drauf los kochen kann. Perfekt gibt es nicht.
Bei einem Vergleich zwischen alten Rezepten und Anni von Bergens Version lassen sich zwar Unterschiede fest stellen, aber diese sind so minimal (für Spätzle nimmt sie zum Beispiel weniger Mehl, dafür mehr Eier als meine Oma), dass man von ziemlich originalgetreuen Gerichten sprechen kann. Wer also nun in Quarantäne mal ein wenig kulinarisch durch Deutschland reisen will, möge dieses Kochbuch als Grundlage nehmen.
Anni von Bergen: „A Sauerkraut’s Kitchen“. Jaja Verlag, Berlin, 26 €
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar erhalten.