Airport – Die Edition
Rezension von Ralf Sandfuchs
In den Siebziger Jahren waren Katastrophenfilme das große Ding. Brennende Häuser, Erdbeben und zusammenbrechende Achterbahnen füllten die Kinosäle. Vor allem aber waren es Flugzeuge, denen ständig schlimme Dinge zustießen. Der Urvater dieses Genres ist der Film Airport, der 1970 in die Kinos kam und nun zusammen mit seinen drei Nachfolgern in einer Blu-ray-Edition vorliegt.
Die Geschichten am Flughafen…
1968 schrieb Arthur Hailey nach mehreren vorangegangenen Erfolgen (allen voran Hotel) seinen wohl bekanntesten Roman Airport. Dieser erzählt die Geschichten, die sich in einer von einem Schneesturm durchtosten Winternacht am fiktiven Lincoln International Airport in Chicago abspielen. Flughafendirektor Mel Bakersfield kämpft unter anderem um eine von der Landebahn abgekommene Verkehrsmaschine, versucht einen Blinden Passagier davon abzuhalten, in ein Flugzeug zu kommen, und bekommt es mit einem verzweifelten Mann zu tun, der sich mit einer selbstgebauten Bombe an Bord eines Flugzeugs schleicht.
Da das Ganze auch noch mit allerlei zwischenmenschlichen Dramen gewürzt wird (zum Beispiel die Affäre eines Piloten mit einer Stewardess, die zu einer Schwangerschaft geführt hat), war es natürlich klar, dass Hollywood sich des Stoffs annahm.
1970 kam Airport mit Starbesetzung (unter anderem Burt Lancaster, Dean Martin, Jean Seberg, Jacqueline Bisset und George Kennedy) und überlanger Laufzeit von 136 Minuten in die Kinos. Die einzelnen Geschichten laufen bis zu einem dramatischen, aber leider erwartungskonformen und hollywood-gerechten Ende ineinander. Die meisten Kritiker fanden den Film zu vorhersehbar und voller Klischees, doch trotzdem spielte er spielte das Zehnfache seines Budgets ein, war also ein großer Hit.
…und die Katastrophen in der Luft
Trotzdem dauerte es fast fünf Jahre, bis die erste Fortsetzung, Airport 75 – Giganten am Himmel, in die Kinos kam. Ein Flughafen ist hier jedoch so gut wie nie zu sehen, spielt sich der Großteil der Handlung doch in einem Flugzeug ab, das am Himmel mit einer kleinen Privatmaschine kollidiert, wodurch die komplette Cockpit-Besatzung ausfällt. Karen Black brilliert als mutige Stewardess, die dann aber trotzdem von Charlton Heston als noch mutigerem Macho-Piloten gerettet werden muss. Der Film wurde erneut ein Erfolg und wurde erneut von den Kritikern niedergemacht.
Airport 77 – Verschollen im Bermuda Dreieck schickte dann Jack Lemmon als Pilot zusammen mit unter anderem Christopher Lee und Lee Grant ins Bermuda-Dreieck. Nach einem fehlgeschlagenen Entführungsversuch, der die Maschine weit vom Kurs abbringt, schlägt das Flugzeug auf dem Wasser auf und beginnt zu versinken. Um gerettet zu werden, müssen die Überlebenden ein Funksignal absetzen, was jedoch unter Wasser nicht möglich ist. Der Film versinkt währenddessen ebenfalls in den Untiefen einer routinierten, aber klischeebeladenen Inszenierung, was inzwischen auch manche Zuschauer abschreckt.
Airport 79 – Die Concorde (der manchmal auch Airport 80 heißt) sollte dann wohl der Versuch sein, einen neuen Weg einzuschlagen. Der skrupellose Waffenhändler Kevin Harrison (Robert Wagner) versucht zu verheimlichen, dass er in Geschäfte mit den Kommunisten verwickelt war. Glücklicherweise fliegt die Journalistin Maggie Whelan (Susan Blakely), die ihm auf der Spur ist, ständig mit der Concorde hin und her, so dass er sie insgesamt dreimal angreifen kann (mit einer Drohne, einem gedungenen Piloten an Bord eines Militärjets und einem Attentat durch einen bestochenen Mechaniker), sonst gäbe es diesen Film gar nicht. Das alles führt jedoch zu eher unfreiwillig komischen Szenen, in denen die Piloten (Alain Delon und wiederum der unverwüstliche George Kennedy, der in jedem der vier Airports auftaucht) wilde Ausweichmanöver mit der Concorde fliegen, um den Angriffen zu entgehen. Trotz des offensichtlichen Aufwands honorierte das Publikum diesen nicht und blieb dem Film in großer Menge fern.
Und so endete die Serie der Airport-Filme mit einem eher unrühmlichen Misston.
Airport – Die unspektakuläre Edition
Die Blu-rays der vier Filme bieten leider nicht viele Extras und müssen sich mit einem Trailer und der jeweiligen Version des Streifens für die Auswertung als Super-8-Film begnügen. Letztere bietet dabei einen interessanten Einblick in die Zeitgeschichte, da man in diesem Format nur 20 Minuten Zeit hatte, um den kompletten Film zu erzählen; es musste alles „Überflüssige“ geschnitten werden, ohne dass der Film unverständlich wurde. Leider sind diese Versionen nur in einer teilweise erbärmlichen Qualität vorhanden.
Die Bildqualität der Filme ist in Ordnung, wenn auch an manchen Stellen auffällt, dass das HD-Bild etwas grobkörnig ausfällt. Ich vermute daher, dass man hier nicht erneut das Original-Negativ eingescannt hat, sondern eher vorhandenes Material aufbereitet hat. Der Ton ist in Stereo, aber ebenfalls nicht großartig überarbeitet oder zu einem besseren Format „hochgeblasen“ worden.
Alles in allem eine wenig aufregende, um nicht zusagen lieblose Aufbereitung der Filme.
(Leider lag mir der erste Teil der Reihe nicht zur Rezension vor, ich gehe aber davon aus, dass er ähnlich wie die anderen Filme dargeboten wird.)
Nichts für Leute mit Flugangst
Was gibt es abschließend zu Airport – Die Edition zu sagen?
Die vier enthaltenen Filme sind wohl vor allem für Nostalgiker geeignet, die sich an eine inzwischen vergangene Ära erinnern möchten. Katastrophenfilme sehen heute anders aus, prügeln mit perfekten (oder, je nach Budget, nicht ganz so perfekten) CGI-Bildern auf den Zuschauer ein und versuchen sich ständig an Spektakel und Krach zu überbieten. Dies versucht Airport 79 – Die Concorde ebenfalls und scheitert damit grandios, während die anderen Filme nach heutigen Maßstäben eher behäbig daherkommen.
Man darf den Airport-Filmen außerdem sicher vorwerfen, dass sie alte Rollen- und Drehbuch-Klischees bedienen, aber sie sind nun einmal Kinder ihrer Zeit. Trotzdem schmerzen vor allem einige Frauenrollen in diesen Filmen fast schon körperlich, wobei erneut der letzte Streifen mit den übelsten chauvinistischen Stereotypen auffällt. Trotzdem stellt Airport eine Reihe dar, die für Leute mit Flugangst sicher nur bedingt geeignet ist, um sich auf einen anstehenden Urlaubsflug vorzubereiten. Und man kann zumindest die ersten drei Filme – wie viele Klassiker jener Zeit – immer noch gut anschauen, ohne dass einem die Augen bluten oder das Hirn zu brennen beginnt.
Ich hätte mir dennoch gewünscht, dass man sich ein wenig mehr Mühe bei dieser Edition gemacht hätte. Einige Hintergrundinformationen, ein paar Interviews mit den Beteiligten, die man sicherlich irgendwo hätte ausgraben können, vielleicht eine filmhistorische Einordnung … leider ist das alles nicht zu finden.
Eine vertane Gelegenheit.
Airport – Die Edition ist am 6. Februar 2020 als Blu-ray erschienen.
Disclaimer: Wir haben ein unvollständiges Rezensionsexemplar der Blu-ray von der Firma Koch Media GmbH erhalten (3 von 4 Discs).