Captain America 2: The Return Of The First Avenger
Es herrscht oftmals Unverständnis, wenn ein amerikanischer Film für den deutschen Markt einen neuen englischen(!) Titel bekommt. Im Falle von The Return of the First Avenger ist die Intention aber offensichtlich. Nachdem Marvel’s The Avengers die bereits hohen Erwartungen – sowohl was Qualität als auch Einspielergebnis betraf – übertraf, sind die Rächer eine Marke von der Marvel, die möglichst viel profitieren möchte. Die Auswirkungen hat man bereits bei Iron Man 3 und Thor 2 gesehen, die beide merklich mehr als ihre Vorgänger eingespielt haben. Nachdem der erste Captain America Film gemeinhin als schwächster Teil im Marvel Film Universum gilt und auch am wenigsten Geld umgesetzt hat, bauen die Macher nun auch bei ihrem Pfadfinder mit dem Schild auf den Avenger Bonus.
The Return of the First Avenger spielt zeitlich nach den Ereignissen in Marvel’s The Avengers und zeigt einen Steve Rogers (Chris Evans), der als Captain America im Auftrag von S.H.I.E.L.D. eine heikle Mission löst. So führt ihn sein neuer Auftrag auf ein getarntes S.H.I.E.L.D. Schiff, welches, samt Agentencrew, von Piraten entführt wurde. Während der Captain nun nach bewährter Manier die Bösewichter mit Faust und Schild einen nach dem anderen aus dem Verkehr zieht (inklusive MMA Legende George St-Pierre in einem sehenswerten Fight) und seine mitgeführte Spezialeinheit vereinzelt auch mal eingreifen darf, hat es Black Widow (sexy: Scarlett Johansson, ebenfalls aus Marvel’s The Avengers bekannt) auf geheime Dateien im Schiffscomputer abgesehen. Die so akquirierten Daten setzen eine Lawine in Gang, die nicht nur den Captain bedroht, sondern die ganze Organisation S.H.I.E.L.D. und ihren Leiter Nick Fury (wieder einmal saucool: Samuel L. Jackson) an den Rand des Untergangs treibt und das Leben von Millionen Menschen bedroht. Dabei beginnt der aufrichtige Held daran zu zweifeln, ob er den Menschen in seiner Umgebung überhaupt trauen kann. Als dann ein alter Feind aus seiner Vergangenheit zurückkehrt und der mysteriöse „Winter Soldier“ eine engere Bindung zu ihm aufweist, als es der Cap erwartet hätte, stehen Marvels Verteidiger der Freiheit, Black Widow und der neue Verbündete Falcon (Anthony Mackie) endgültig vor der bisher schwersten Aufgabe.
Dass Captain America auch diesmal nicht untergeht, sollte spätestens mit der Ankündigung von Captain America 3 für 2016 (übrigens für den gleichen Tag, an dem auch der fieberhaft erwartete Superman/Batman Film erscheint) keine allzu große Überraschung darstellen. Soviel sei jedoch gesagt, das zweite Solo Abenteuer des Captain verändert den Status Quo im Marvel Universum und ist merklich darauf ausgerichtet, die Bühne für Marvel’s The Avengers 2 (2015) vorzubereiten.
Die Figur des Captain America krankte in den beiden vorherigen Auftritten oft an ihrer relativen Eindimensionalität. Daran ändert auch der zweite Soloteil nur wenig. Zwar sind die Versuche Steve Rogers, sich an die moderne Welt anzupassen, für den einen oder anderen Lacher gut – inklusive Liste von den wichtigsten Dingen, die er unbedingt nachzuholen hat. Richtig behandelt wird dies allerdings nicht. Die interessantesten Szenen sind der Besuch von Rogers bei seiner alten Flamme Peggy Carter (Hayley Atwell) und bei einer Ausstellung, die seine Heldentaten zelebriert. Leider wird darauf kaum eingegangen, sodass die löblichen Ansätze im Sande verlaufen.
Die Geschichte versucht hingegen, alles andere als ein 08/15 Actionspektakel zu sein, sondern viel mehr in die Richtung eines Politthrillers zu gehen. Besonders die neue Figur des Alexander Pierce (routiniert: Robert Redford) hebt das Abenteuer auf das Parkett der Weltmächte. So sind die zentralen Themen des Films Vertrauen und staatliche Überwachung. Direkt zu Beginn muss sich Captain America fragen, wie weit die Politik gehen darf, um den Menschen Sicherheit gewährleisten zu können. So ganz geht die Rechnung allerdings nicht auf. Zu häufig wird anstelle eines dialoggetragenen Spannungsbogens lieber wieder etwas in die Luft gesprengt und Captain America, Nick Fury, Black Widow und das neue Mitglied Falcon müssen sich gegen eine endlose Horde Bösewichter durchsetzen. Das macht zwar Spaß, reißt aber nicht komplett mit. Das beste Beispiel hierfür ist Black Widow, die zwar eine klare Bereicherung für die Geschichte ist und jede Szene aufwertet, am Ende aber doch nur nettes Beiwerk bleibt. Ihre eigene Vergangenheit und die Beziehung zu Nick Fury werden nur angeschnitten und bräuchten wohl auch ein eigenes Soloabenteuer, um angemessen behandelt zu werden. Auch der Versuch, mit der persönlichen Verbindung des „Winter Soldiers“ zum Captain eine tiefergehende Konfrontation zwischen Gut und Böse zu erzeugen, klappt nur bedingt. Dafür ist der Widersacher zu sehr als böses Spiegelbild des Captains angelegt und kommt über diese Charakterisierung auch kaum hinaus. Sowieso krankt der Versuch eines Politthrillers daran, dass am Ende doch wieder diejenigen die Bösewichter sind, denen man es eigentlich schon von vornerein an der Nasenspitze angesehen hatte. Eine wirkliche Überraschung sucht man vergebens.
Wenn etwas im Marvel Filmuniversum sicher ist, dann dass man sich beim Kinobesuch auf gut gemachte Action und beeindruckende Effekte freuen darf. Hier ist auch The Return of the First Avenger keine Ausnahme. An jeder Ecke wird geschossen, Dinge explodieren und überdimensionale Luftschiffe greifen an. Dazu kommen noch sehr gut choreographierte Kampfszenen. Besonders der Kampf zwischen Captain America und Batroc, gespielt von MMA Champion George St.-Pierre, weiß zu begeistern. Aber auch die physischen Konfrontationen zwischen dem Cap und dem Winter Soldier fesseln. Wenn dann noch Black Widow zu ihren bekannten Kampfeinlagen kommt, bleibt eigentlich kein Wunsch des Actionherzes offen. Allein die etwas unruhige Kamera stört den ansonsten guten Eindruck. Was hingegen nicht zu überzeugen weiß, sind – wie so häufig – die 3D Effekte. Hier kann sich der Zuschauer den Aufschlag getrost sparen.
The Return of the First Avenger ist definitiv einen Besuch wert und für Fans des Marvel Universums sowieso obligatorisch. Der Film hebt sich durch seine interessante Ausrichtung angenehm von seinen Rächer-Kollegen Iron Man und Thor ab, auch wenn man am Ende doch lieber auf Explosionen als auf Thrillerspannung setzte. Gleiches gilt für die leider nur etwas schärferen Konturen von Caps Charakter, die für den dritten Teil ruhig nochmal vertieft werden dürfen. Am Ende der immerhin 136 Minuten sind zwei Dinge erreicht: Man kommt gut unterhalten aus dem Kino und freut sich ein großes Stück mehr auf Marvel’s Avengers 2.
Übrigens sollte man beim Abspann Sitzfleisch zeigen. Bonusszenen gibt es sowohl während als auch danach!
Disclaimer: Fischpott hat eine Pressevorführung besucht.
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