Elysium – Kartenspiel für Götter
Ein (potentielles) Kennerspiel mit griechischen Mythen – Elysium erweckt die Götter des alten Hellas zu neuem Leben und lässt zwei bis vier Spielende gegeneinander antreten.
Der Einfluss von Magic: The Gathering auf die Spiele-Welt dauert bis heute an. Elemente wie der Deckaufbau, also das Zusammenstellen des Zugstapels, und verschiedenfarbige Kartensets mit unterschiedlichen Spielmechaniken und Karteneffekten haben es vom Sammelkartenspiel bis in die Mainstream-Spielewelt geschafft. Das bekannteste Beispiel für diese Entwicklung ist Dominion. Jetzt ist mit Elysium ein neues Kartenspiel dieser Art herausgekommen.
Zu Beginn einer Partie Elysium stellt sich die Frage, welche fünf von den insgesamt acht Sets wir für das Spiel auswählen. Benannt sind sie nach olympischen Göttern: Zeus, Hades, Poseidon, Athene, Ares, Hermes, Hephaistos und Apollo. Jedes Set hat verschiedene Eigenschaften, auf die kommen wir aber später. Zuerst einmal beantworten wir die Frage: Wie spielt sich Elysium?
Säulen nach Athen tragen
Ziel des Spiels ist es, möglichst viele eigene Mythen im Elysium zu sammeln. Mythen sind Karten-Kombinationen aus Farben (es gibt immer fünf im Spiel) oder aus Rängen innerhalb einer Farbe (davon gibt es drei).
Zum Spielbeginn mischt man die fünf Sets, für die man sich entschieden hat und legt pro Spieler drei Karten (plus eine) offen aus. Weiterhin kommt ein ein antiker Fries aus Pappe mit vier festen Karten, die Aufgaben genannt werden, auf den Spieltisch. Siegpunkte und Goldmünzen werden ebenfalls bereitgelegt. Dann kriegen alle eigene Pappkarten, Tableaus genannt und pro Person vier Pappmünzen. Auf jedes Tableau stellt man dann vier Säulen, jeweils eine in blau, gelb, grün und rot. Ein Startspieler wird ermittelt, das Spiel beginnt.
Die Säulen des Spiels sind – so doof das jetzt klingt – die vier Säulen. Auf jeder Karte ist vermerkt, welche Säule man noch auf dem Tableau haben muss, um sie sich zu nehmen. Beim ersten Zug nimmt jede Spielerin reihum eine Karte (oder eine Aufgabe) und stellt eine Säule vom eigenen Tableau. Dabei ist es egal, welche Säule man wegstellt. Liegen nur Karten mit rotem Symbol aus, kann man theoretisch die eigene rote Säule bis zum Schluss behalten und immer nur Wunschkarten nehmen. Das ist aber eher unwahrscheinlich. Stattdessen muss man im Auge behalten, wer welche Karten einsetzt und wann man Karten oder die Aufgabe wählt. Kann man keine passenden Karten mehr nehmen, nimmt man einen Bürger. Das ist einfach eine Karte, die mit der Rückseite nach oben zeigt und im Elysium als Joker dient, dabei aber Minuspunkte bringt. Manche Karten haben Sofort-Effekte, die beim Nehmen einsetzen, andere haben einen dauerhaften oder einen Effekt pro Runde. Die Effekte passen meist gut zum griechischen Gott der Karte: Poseidon schädigt die anderen, Hades hilft beim Übergang ins Elysium, Athene nutzt allen etwas, Hephaistos bringt Gold, Apollo hat Orakel-Karten, etc. Ist die Runde mit dem Nehmen der Karten abgeschlossen, folgt das Bilden der Mythen.
Übergang? Nur zwei Drachmen.
Jetzt geben die gewählten Aufgaben-Karten vor, wie viele Münzen jeder Spieler erhält und wie viele Übergänge jeder durchführen darf. Ein Übergang heißt, dass Karten gegen einen Obolus (dafür die Pappmünzen) unter das eigene Tableau gelegt wird. Hier ruht sie friedlich bis zur Endwertung, ihre Effekte gelten nicht mehr. Taktieren ist also ein Muss, immer stellt sich die Frage: Brauche ich die Karte noch oder soll ich damit meine Mythen im Elysium bilden? Denn nur Mythen bringen Punkte. Diese Runde aus Karten-Nehmen und Übergängen läuft fünf Mal, dann werden die Punkte gezählt.
Elysium spielt sich taktisch fordernd, hat aber auch einen gewissen Glücksfaktor. Wer das Spielsystem rechtzeitig durchschaut, kann mit der richtigen Karten-Kombi unglaubliche Mengen an Siegpunkten einfahren. Bei schlecht gemischten Karten schauen aber schon einmal alle Helleninnen in die Röhre. Durch die immer neuen Kombinationen von Götterkarten und der Tatsache, dass man bei jedem Spiel höchstens den halben Stapel durchspielt unterscheidet sich jede Partie Elysium von der anderen. Das Spiel funktioniert auch zu zweit ohne komplizierte Sonderregeln oder virtuelle Spieler hervorragend, das ist keine Seltenheit.
Die Gestaltung und das Design von Elysium orientieren sich am Magic-Schema: In der oberen Hälfte eine gelungene Illustration, darunter ein kurzer Erklärtext mit Symbolen. Zusammen bringen sie das Thema „griechische Mythen“ voll auf den Punkt. Dabei ist das Spielprinzip etwas abstrakt, Karten können Ereignisse, Personen, Tempel, Prinzipien oder Götter sein, Mythen sind einfach nur gesammelte Karten. Hat man das erst einmal verstanden, durchschaut man die Spiele-Logik recht schnell.
Alter: 14+
2-4 Mitspielende
60 Minuten Spieldauer
Preis: Ab 40 Euro.
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar von Asmodee Deutschland erhalten.
Nebenbemerkung
Machos im Olymp
Der einzige Wermutstropfen für Gutmenschen wie den Autor sind die Götterfamilien. Von den zwölf olympischen Göttern (und Hades, aber der ist ein Sonderfall) haben es acht ins Spiel geschafft. Davon sind sieben männlich. Dass den Designern zu Hera, Demeter, Artemis, Aphrodite und Hestia nichts eingefallen ist, zeugt schon von einer gewissen Einfallslosigkeit. Vielleicht gibt es ja dereinst mal Erweiterungssets.