Final Fantasy XV (Playstation 4)
Als 1997 Square den siebten Teil von Final Fantasy auf die Playstation-Spielgemeinde losließ, war das ein Game-Changer in Sachen Rollenspiel auf der Heimkonsole. Das Game hob mit seiner 3D-Grafik und der packenden Story das Genre auf ein neues Level und machte damit Final Fantasy zu einer popkulturellen Marke. Nun, zwanzig Jahre später, soll mit Final Fantasy XV dieses Level auf der Playstation 4 noch einmal in die Höhe katapultiert werden. Ein Final Fantasy für alte Hasen und Neueinsteiger sollte es werden. Das ist allerdings nur zum Teil gelungen.
Eine Boyband auf Abwegen
Als Prinz Noctis und seine drei Freunde Prompto, Gladiolus und Ignis den Hof Somnias verlassen, um sich auf den Weg zu der zukünftigen Braut des Prinzen zu machen, wissen sie noch nicht, dass ihnen ein abenteuerreicher Weg bevorsteht. Was anfangs ein wenig wie der Ausflug einer Japan-Emo-Schülerboyband aussieht, mitsamt unreifer Diss-Dialoge, nimmt dann ein wenig an Fahrt auf, als der Prinz erfährt, dass das böse Imperium seinen Vater getötet hat und in seinem Reich eingefallen ist.
Wie es sich für einen Videospiel-Helden gehört, entscheidet sich der Prinz dafür, sich mit Hilfe seiner Freunde dem Bösen in den Weg zu stellen.
Dabei steht der Gruppe eine beeindruckende offene Welt zur Verfügung, in der sie sich mit diversen Aufgaben auf den bevorstehenden Kampf eingrooven können, indem sie beispielsweise jagen, angeln oder typische Rollenspiel-Nebenquesten erledigen um ordentlich zu leveln.
Natürlich kann man sich auch auf die Hauptaufgaben des Spiels konzentrieren, doch man merkt spätestens bei der Jagd auf einen Behemoth, dass ein paar Level mehr gar nicht so verkehrt sind.
Immer feste drauf
Die größte Änderung gegenüber der Vorgänger bringt das Kampfsystem mit sich.
Statt den einzelnen Teilnehmer der Kampfgruppe nach und nach Aktionen zuzuteilen, steuert man einzig Prinz Noctis, der seine Gegner mit der Waffe oder mit Zaubern malträtiert, während seine vier Kollegen vom Computer gesteuert werden und selbstständig angreifen. Zusammenarbeit gibt es lediglich bei aufladbaren Combo-Angriffen oder wenn es darum geht, von den Freunden mit Energiedrinks versorgt zu werden.
Weiterhin besitzt Noctis noch die Warp-Fähigkeit, die ihm erlaubt Gegner anzuvisieren und ihnen dann mit einem Teleportations-Angriff mehr Schaden zuzufügen. Alternativ kann er sich auch an einen erhöhten Punkt warpen, um Energie oder Mana wiederzuerlangen.
Alles in allem ist das neue Kampfsystem eher gewöhnungsbedürftig, was zum Teil daran liegt, dass die Kamera nicht immer den besten Winkel erwischt und es dadurch manchmal etwas unübersichtlich wird. Es gibt zwar die Möglichkeit in den Warten-Kampfmodus zu wechseln, in dem das Spiel nach jedem Angriff pausiert, so dass man sich wieder sammeln und entscheiden kann, wie es weitergeht.
Das ist auf jeden Fall besser als der normale Modus, wenn auch kein Vergleich zum liebgewonnen rundenbasierten Kampfsysteme der Vorgänger, die zwar weniger Action, dafür aber mehr taktische Tiefe geboten haben.
So viele Möglichkeiten
Während der Hauptstrang der Geschichte wirklich episch ist und alles zu bieten hat, was eine Final-Fantasy-Story haben sollte, sieht es bei den Nebenmissionen eher mau aus. Hier hat man es größtenteils mit der typischen Rollenspielquesterei zu tun, wie man es von jedem MMORPG kennt.
Es ist sogar schon ein bisschen traurig zu sehen, dass sich die Final Fantasy-Serie in so eine Richtung entwickelt. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich dem „Questen“ nie wirklich etwas abgewinnen konnte. Wenn ich Pilze sammeln oder angeln will, gehe ich in die Natur und setze mich nicht vor die Playstation.
Dadurch, dass sich die Gegner der Hauptgeschichte aber nicht an das Level der Charaktere anpassen, ist man quasi darauf angewiesen Sidequests zu spielen, um im Hauptstrang weiter zu kommen.
Das hat mich so einiges an Geduld gekostet.
Schöne neue Welt
Die offene Welt von Final Fantasy XV ist wirklich sehr hübsch geworden.
So habe ich mich hier und da dabei erwischt, wie ich minutenlang irgendwelche Riesenviecher in einem See beim Trinken beobachtet habe. Auch die Tag/Nach-Wechsel wurden sehr ansehnlich in Szene gesetzt, genau wie die Weitsicht bei gutem Wetter.
Während man anfangs viel Zeit in der offenen Umgebung von Regalia verbringt, wird, je weiter die Geschichte voran getrieben wird, das Spiel auch linearer, bis hin zu richtigen Dungeoncrawl-Leveln.
Technisch ist Final Fantasy XV – bis auf die gelegentlichen Kameraaussetzer – wirklich ein Schmankerl.
Die Schauplätze sind zum Teil so schön und detailreich, dass man gerne verweilt, um das Ganze auf sich wirken zu lassen – egal ob trinkende Riesenviecher oder die von Kanälen durchzogene Stadt Altissia.
Final Fazit
Zehn Jahre haben die Entwickler von Final Fantasy XV sich Zeit gelassen, um ein Produkt zu entwickeln, das aus jeder virtuellen Pore die Bemühung atmet, etwas neuen Schwung in die Serie zu bringen. Leider ist das nur zum Teil gelungen.
Final Fantasy XV ist ohne Zweifel ein gutes Spiel, das mit toller Optik und einer großen Fülle an Möglichkeiten punkten kann und trotzdem lässt es mich etwas unbefriedigt zurück, denn es fehlt einfach das gewisse Etwas, dass die alten Spiele der Serie zu Klassikern gemacht hat.
Vielleicht liegt es an dem neuen Kampfsystem, vielleicht daran, dass die Geschichte aufgrund der Sidequests nicht so richtig in Fahrt kommt, vielleicht aber auch einfach an meiner Erwartungshaltung.
Was bleibt ist ein gutes Rollenspiel, aber leider nur ein durchschnittliches Final Fantasy.
Wir haben ein Rezensionsexemplar erhalten.