Ghostbusters (2016)
Ektoplasmatriefende Gruselgestalten suchen New York heim und werden von einem vierköpfigen Wissenschaftsteam in ihre Schranken gewiesen. Der neue Ghostbusters-Film erzählt die selbe Geschichte wie die beiden Vorgänger aus den Achtzigern, und das ziemlich gut.
Auf die Scheinkontroverse („Können Frauen Geister jagen?“ oder „Können Frauen komische Rollen spielen?“) wird hier nicht weiter eingegangen: Sie ist lächerlich.
New York in der Gegenwart: Seltsame Erscheinungen aus der Welt der Toten suchen die Lebenden heim. Was dazu führt, dass die Physikerin Erin Gilbert (Kristen Wiig) von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Denn zusammen mit ihrer Kollegin Abby Yates (Melissa McCarthy) hat sie ein Buch über das Paranormale geschrieben. Jetzt, kurz vor der Festanstellung, holt sie die verdrängte Vergangenheit ein. Und zwar mit Macht. Gemeinsam mit Yates’ neuer Partnerin, der verschroben-lässigen Jillian Holtzman (Kate McKinnon) erlebt Gilbert die erste Geistererscheinung der Klasse 3 (Manifestation, Ektoplasma überall). Nach dem Youtube-Video mit überschäumendem Statement – „Es gibt Geister! Ich glaube an Geister!“ – ist auch die Festanstellung futsch und gemeinsam mit Yates und Holtzman geht Gilbert in den Ghostbuster-Business. Die zunehmenden Horrorgestaltensichtungen gehen nämlich einher mit seltsamen Aparillos, die der Außenseiter Rowan North (Neil Casey) in der Stadt verteilt. Zum Team der Geisterjägerinnen stoßen noch die männliche Empfangsdame Kevin (Chris Hemsworth) und die U-Bahn-Angestellte Patty Tolan (Leslie Jones).
Mit Witz und Wissenschaft
Schleimgags, Protonenstrahlen unter der Gürtellinie und der wohl dümmste anzunehmende Blonde – der Humor von Ghostbusters ist nicht unbedingt von der subtilen Sorte. Aber verdammt komisch. Nur der eine oder andere Wortwitz geht anscheinend auf der Synchro-Strecke verloren, dafür sind die Performances von McKinnon und Hemsworth auch ohne Worte Comedy-Gold. Hemsworth geht als unterbelichtete Sahneschnitte voll in seiner Rolle auf, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen.
Masku-Creeps aus dem Reich der Toten
Ebenfalls eher eine Nebenrolle ist der psychopathische Bastler North, der Bösewicht des Films. Der verachtete Außenseiter, der seinen Geister-Amoklauf akribisch plant und sogar (Spoiler) zum Selbstmordanschlag führt, ist ein erschreckend aktueller Charakter. Er personifiziert zum einen den Hass und Geifer der selbsternannten Fans, zum anderen erinnert er an die frustrierten Gewalttäter, die zur Zeit die Schlagzeilen dominieren. Dabei ist er zugleich auch ein Spiegelbild der Ghostbusters, die als „Geister-Uschis“ (zumindest in der deutschen Synchro) verlacht werden, aber nicht zu Täterinnen sondern zu Retterinnen werden.
Ain’t no ghost bitch
Wunderlich ist aber die Rolle von Patty. War schon im ersten Ghostbusters (1984) der schwarze Winston Zeddemore der Nichtakademiker mit der wenigsten Screentime wiederholt der 2016er Ghostbusters diese seltsame Einschränkung fast genau so. Klar ist Jones großartig in der Rolle, aber ein Stirnrunzeln bleibt doch.
Trotzdem: Ghostbusters ist insgesamt ein witziges, spannendes, durchaus sehenswertes Spektakel für alte und neue Fans.
Bonus-Content: Crazy Fantheorie (geringfügig spoilerig)
Ist Ghostbusters ein Sequel? Ein Reboot? Ein Remake? Ich gehe von einem getarnten Sequel aus. Denn oberflächlich betrachtet spricht so einiges gegen eine Fortsetzung. Zum einen kennt kein Mensch in New York die Ghostbusters und fast alle Originalschauspieler tauchen in anderen Rollen auf. Wenn sie nicht zufällig Doppelgänger der Originale sein sollten, wäre das doch ein seltsamer Zufall.
Allerdings erwähnt der New Yorker Bürgermeister, dass ähnliche Vorfälle schon einmal vom FBI vertuscht wurden. Auch die Tätigkeit der neuen Ghostbusters wird massiv verschleiert. Das erklärt zum einen, warum niemand mehr an Geister glaubt: Es ist alles unter den Teppich gekehrt worden. Wie schon nach dem ersten Teil haben die Leute das Übernatürliche verdrängt.
Da ist es doch logisch, dass auch die Original-Ghostbuster neue Namen und Identitäten erhalten haben. Peter Venkman, der Zyniker und Schwindler des alten Teams „enttarnt“ unter dem Namen Martin Heiss vermeintliche Geisterjäger. Entweder im Regierungsauftrag oder aus reinem Zynismus. Raymond Stantz kennt sich auch als Taxifahrer noch mit Geistern aus, Janine Melnitz ist immer noch Empfangsdame und Dana Barrett hat sich der Forschung verschrieben. Zuul der Torwächter wird ebenfalls am Rande erwähnt.
Das lässt sich zumindest so interpretieren. Eine elegante, unaufdringliche Lösung, die die Möglichkeit offen lässt.