Im Wartesaal der Kunst
99cent Theater: Eintagsfliegen in Bochum
Ein langer Gang. An weißen Wänden stehen Stuhlreihen. Menschen sitzen sich gegenüber und warten. Das einzig irritierende an der Wartezimmeratmosphäre ist die erwartungsfrohe Haltung. Und ein Seil, das auf dem Boden des Ganges liegt. Bewegung kommt in die Sache. Das Seil strafft sich, hebt sich. Jemand zieht sich daran entlang. Drei Gestalten auf einem Wägelchen. Wie eine Low-Tech-Draisine bewegt die Kraft der Passagiere den Wagen. Einer der drei zieht am Seil und bewegt das Gefährt zwischen den Zuschauern hindurch. Die Drei tragen weiße Kleidung, deren Farbe abblättert. Monologe sind zu hören. Das Stück beginnt.
Der Regional-Express als Theaterstück? Das Projekt Eintagsfliegen setzt auf einen Drei-Tage-Plan: Beobachten, Gestalten, Aufführen. In der Messe Essen. Im Duisburger Abrissviertel Bruckhausen. Am Dortmunder Flughafen. Für den Auftakt der Reihe hat sich das Team um Regisseur Boris Mercelot elf Stunden lang in den Regional-Express gesetzt. Mit offenen Augen und Ohren haben sie Menschen beobachtet. Hamsterbesitzer, Studenten, Telefonierende. Ein Pastiche aus Begegnungen und Beobachtungen. Vorgetragen auf einem fahrenden Wagen, immer in Bewegung.
FM