Offline – Interview mit Regisseur Florian Schnell
Im Film Offline – Das Leben ist kein Bonuslevel verliert der Hardcore-Zocker Jan (Moritz Jahn) seinen Game-Account im MMORPG Schlacht um Utgard. Er muss nach draußen, in Real Life, um den Hacker zu finden, der ihm das angetan hat. Unterwegs trifft er die Gamerin Karo und questet mit ihr weiter. Für die Filmeffekte hat die ehrwürdige Ruhrpott-Gamesschmiede Piranha Bytes gesorgt. Fischpott-Redakteur Fabian hat dem Regisseur Florian Schnell ein paar Fragen zum Projekt gestellt. Zum Interview mit der Game Designerin Jennifer Pankratz von Piranha Bytes geht es hier.
Kann Offline Gamer und Nicht-Gamer im Publikum vereinen?
Ja, auf jeden Fall! Da der Film auf unterhaltsame Art und Weise für das Gleichgewicht zwischen virtueller und realer Welt plädiert fühlen sich beide Seiten angesprochen. Bei den vielen Festivals war es toll, zu erleben, wie der Film gerade auch Nicht-Gamern, wie Eltern, Lehrern oder Partnern von Gamern hilft, einen emotionalen Einblick in dieses Milieu zu bekommen und sie danach besser nachvollziehen konnten, wie wichtig ein jahrelang aufgebauter Char für einen echten Gamer ist. Gleichzeitig fühlen sich auch die Gamer verstanden und können über Insiderwitze ablachen und sich über die Momente freuen, wo Game-Mechanik und Spiele-Dramaturgie in die Realität übertragen werden.
Gibt es zum Spiel im Film auch so etwas wie ein Konzept – also habt Ihr Euch Gedanken darüber gemacht, wie Schlacht um Utgard funktioniert?
Jan Cronauer (der Coautor) und ich haben uns an aktuellen MMORPGS orientiert und sehr viel Zeit damit verbracht, die Spielelogik immer wieder zu überprüfen und im Drehbuchprozess zu modifizieren, sodass Film und Game zusammenpassen – Gerade das spektakuläre Turnier am Ende hat uns viel Kopfzerbrechen bereitet. Doch am Ende war uns allen, wie bei jedem Film wichtig, dass die Geschichte unserer Helden den Zuschauer mitnimmt und sich Logik an einigen Stellen dieser Prämisse unterordnet.
Du hast den Film als einen Abenteuerfilm bezeichnet – es ist also keine deutsche Komödie?
Es ist eine Abenteuerkomödie, die auf deutsch gedreht wurde – aber bei Offline ist es wirklich nicht ganz einfach, das Genre zu benennen, da es ein verrücktes Experiment zwischen allen Stühlen ist.
Dein Debüt ist ein Film über Gaming geworden – was ist deine Beziehung zu Computerspielen?
Seit ich denken kann bin ich großer Fantasy-Fan, habe Pen-and-Paper-Rollenspiele gespielt und mich in fremde Welten geträumt. Daher kann ich jeden Online-Gamer gut nachvollziehen, der seine Zeit lieber im Netz, als in der Realität verbringt. Als Jugendlicher habe ich selbst viel gespielt, aber in den letzten Jahren durch das Filmemachen wenig Zeit dazu gehabt. Um mich in die aktuelle Gamer-Szene wieder einzuarbeiten habe ich mehrere Games gespielt und in meinem Co-Autor Jan Cronauer einen echten Experten gefunden. Und vor allem die enge Zusammenarbeit mit den „Piranhas“ hat mir unfassbar geholfen zum Herz des „wahren Zockers“ zu gelangen.
Du hast die Figur Karo als eine Anpassung an das Genderklischee genannt – zockende Frauen kommen in der Medienlandschaft sonst nicht vor. Wäre dann nicht eine weibliche Hauptrolle konsequenter gewesen?
Ich habe mich bewusst für einen männlichen Protagonisten (Moritz Jahn) entschieden, der mit einer starken Frau (Mala Emde) konfrontiert wird und dadurch lernt, seine Vorurteile und Klischees abzulegen. Das war für mich der passendere Weg die modernen Gender-Verhältnisse zu zeigen, in einer humorvollen Konfrontation aufzulösen und zu spannenden Diskussionen anzuregen.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Rat Pack Film?
Benjamin Munz kannte ich noch aus seiner Zeit an der Filmhochschule und mit ihm hat die Rat-Pack Film Gmbh seit 2011 eine Dependance in Ludwigsburg die Rat Pack-Southwest um neue, spannende Projekte zu realisieren. Ich bin ihm und Christian Becker sehr dankbar, dass sie mit mir diesen wilden Film entwickelt haben und mir die einmalige Chance gegeben haben Offline zu verwirklichen.Und glücklicherweise hat Stefanie Groß vom SWR das Potential erkannt und mit Arte (Barbara Häbe) und dem BR (Cornelius Conrad) an das Projekt geglaubt und zusammen mit der Filmförderung Baden Würtemberg (MFG) möglich gemacht. Ich bin all diesen tollen Partnern unglaublich dankbar, dass sie diesen neuen Weg mit uns gegangen sind und sehr stolz auf das ganze Team, dass das Ergebnis sowohl bei der jungen Zielgruppe, als auch bei vielen erwachsenen Zuschauern so toll ankommt.
Hast du beim Schreiben des Drehbuchs damit gerechnet, dass dein Film es ins Kino schaffen würde?
Nein, da Offline mein Abschlussfilm ist und wir nicht wussten, ob der Plan Game und Film organisch zu vermischen überhaupt funktionieren wird, war beim Schreiben noch lange nicht sicher, was aus unserem Baby wird – deshalb ist es umso toller, dass er weltweit auf so vielen Festivals läuft und jetzt sogar in Deutschland ins Kino kommt.