The Expendables 3
Wer hätte gedacht, dass Sylvester Stallone in seinen 60ern nochmal ein neues Actionfranchise startet? Tatsächlich hat sich aber die – im Grunde auch geniale – Idee, die alten Actionkumpanen der 80er und frühen 90er aus dem DVD-Release-Rentendasein zu reaktivieren, absolut bewährt. The Expendables steht inzwischen als Marke für knallharte Action ohne Wenn und Aber … oder allzu ausgefeilte Story. Dies gilt auch für den dritten Eintrag der Reihe.
So wird der Zuschauer gleich in die Mitte des Geschehens geworfen, wenn Barney Ross (Stallone) mit seiner Truppe den ehemaligen Expendable Dr. Death (saucool: Wesley Snipes) aus einem fahrenden Zug nach acht Jahren im Hochsicherheitsgefängnis rettet. Zeit zum Durchatmen bleibt aber kaum, denn es geht gleich weiter einen Waffendealer auszuschalten. Nicht nur geht das aber ziemlich in die Hose, der Händler entpuppt sich auch noch als Conrad Stonebanks (Mel Gibson), Co-Gründungsmitglied der Expendables, den Barney höchstpersönlich vor Jahren mit drei Kugeln glaubte ins Jenseits befördert zu haben. Zu allem Überfluss landet Expendable Caesar (Terry Crews) auch noch mit einer Schusswunde aus Stonebanks Waffe im Krankenhaus. Bestürzt trifft Barney daraufhin die Entscheidung, seine alten Kollegen in den Ruhestand zu schicken. Mit der Unterstützung des Talentscouts Bonaparte (Kelsey Grammer) rekrutiert er vier neue, junge Söldner um Stonebanks vollends zur Strecke zu bringen. Hilfe erhält die Gruppe dabei durch Informationen aus der Hand des CIA-Mitarbeiters Drummer (Harrison Ford, der kurzerhand für den zu viel Geld verlangenden Bruce Willis übernahm). Dass die alten Expendables um Lee Christmas (Jason Statham), Gunner Jensen (Dolph Lundgren) und Toll Road (Randy Couture), ihren langjährigen Kumpanen den Kampf aber nicht einfach so allein ausfechten lassen und dass am Ende jede Hilfe von Nöten ist, um Stonebanks aufzuhalten, dürfte von vornherein klar sein.
The Expendables 3 kommt zahmer daher als seine Vorgänger. Geschossen wird wie immer ohne Unterlass und die Anzahl der Kugeln dürfte reichen, um eine ganze Großstadt auszulöschen. Es fließt aber wesentlich weniger Blut, so dass die Gewalt eher verharmlost und spaßig daherkommt als hart und roh wie in den Vorgängern. Das mag man bedauern; der Film nutzt dies indessen um den selbstironischen Pfad des Vorgängers noch weiter auszutreten. Ob alte One-liner recycelt werden, augenzwinkernd auf reale Hintergründe der Schauspieler angespielt wird oder einfach nur Überpatriot Ford sich partout weigert ein Wort des Briten Statham zu verstehen, Expendables 3 macht Spaß. Dies ist natürlich auch weiterhin auf die Action zurück zu führen, die zwar blutleerer ist, aber dafür nicht weniger voll in die Magengrube trifft. Zu einem Großteil ist das auch den jüngeren Darstellern zu verdanken, die zwar alle nicht gerade begnadete Schauspieler sind, aber dafür körperlichen Einsatz par excellence zeigen. Beides gilt dabei im Besonderen für die Profikämpfer Victor Ortiz und Ronda Rousey. Die ältere Generation verlagert sich hingegen zunehmend auf das Schießen, was gerade bei Kampflegenden wie beispielsweise Jet Li schon etwas schade ist.
Auch wenn die Expendables so eine Frischzellenkur erhalten, bleibt das Aushängeschild der Reihe weiterhin die alte Garde, die alle sichtlich Spaß beim Dreh hatten. Vor allem die Neuzugänge heben den Fun-Factor nochmal ordentlich. Ob es die verrückt-coole Art von Wesley Snipes ist oder das ungemein unterhaltende Dauerquasseln von Antonio Banderas als Galgo. Durchweg wird der Ton zwischen Action und Humor genau getroffen. Tatsächlich hätte man ihnen ruhig noch etwas mehr Platz einräumen können. Wirklich beeindruckt ist man von Mel Gibson, der als Bösewicht eine hypnotische Wirkung erzeugt. Insbesondere während eines fesselnden Dialogs mit Stallone bedauert man, dass er inzwischen nur noch selten auf der großen Leinwand zu sehen ist, trotz der doch gravierenden Aussetzer der letzten Jahre. Besonders schade ist dabei, dass ihm vergleichsweise wenig Leinwandpräsenz gegeben wird. Hier wird durchaus Potential verschenkt, wobei der dritte Expendables mit über 2 Stunden Spielzeit der bislang längste Teil der Reihe ist. Das zu schaffen, mit einem Drehbuch das gefühlt Flyer-Größe gehabt haben muss, ist schon beachtlich und erklärt sich erwartungsgemäß durch das Actiondauerfeuer, das auf den Zuschauer losgelassen wird. Von Kämpfen Mann gegen Mann bis zur Gegenwehr gegen eine ganze Armee, nebst mehrerer Panzer und Hubschrauber, wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Entsprechend können sich Fans der ersten zwei Teile auch ruhigen Gewissens die Kinokarte leisten, insbesondere da sich der Old-School-Actioner weiterhin konsequent jeglicher 3D Konvertierung verweigert.
Vielleicht etwas blutleerer, aber umso witziger und nicht minder actionlastig, kommt Expendables III daher und weiß in guter alter Manier zu unterhalten. Insbesondere die Rentnerneuzugänge treffen genau ins Schwarze. Wer den zweiten Teil mochte, wird sich auch hier wohl fühlen. Wem zu viel Geballer und zu wenig Hirn abschrecken, sollte auch um Expendables 3 einen Bogen machen. Für alle anderen darf bei diesem Kurs auch der bereits angekündigte vierte Teil gerne kommen. Zumal bereits Hulk Hogan und Ex-Bond Pierce Brosnan im Gespräch sind. Gerüchteweise wird auch eine Rückkehr von Jean-Claude Van Damme als Zwillingsbruder des Bösewichts aus dem zweiten Teil nicht ausgeschlossen. Da heißt es durchladen und gespannt abwarten. Leider blieb der Film an den amerikanischen Kinokassen hinter den Erwartungen zurück, wohl auch weil Wochen vor dem offiziellen Start eine Kopie des Films in bestechend guter Qualität im Internet auftauchte. Bleibt zu hoffen, dass das für die Expendables nicht den Zwangsruhestand bedeutet.
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