Doctor Why?
Staffel 6 von Doctor Who – oder „Warum nur?“
Nach dem etwas ernüchternden Start geht es für den elften Doktor (Matt Smith) und seine Begleiter Amy (Karen Gillan) und Rory (Arthur Darvill) unter dem Produzenten Steven Moffat weiter. Ob Staffel 6 den Doktor zurück auf die Spur bringt?
Alles sah so vielversprechend aus. Das fulminante Finale hatte für den holprigen Start und diverse Schwächen der fünften Staffel voll entschädigt. Die Figuren hatten sich entwickelt und auch Matt Smiths Doktor hatte deutlich an Profil gewonnen, ebenso wie der zuvor unterschätzte Rory. Leider scheint all das zu Beginn der sechsten Staffel wieder vergessen. Alles zurück auf Anfang: zu Beginn jeder Episode werden wir in einer gesprochenen Einführung zunächst explizit darauf hingewiesen, dass der Aufhänger noch immer die etwas gruselige Obsession Amy Ponds, die weiterhin vor allem aus kurzen Röcken und großen Augen besteht, zu ihrer Kindheitsvorstellung des zeitreisenden Aliens ist. Wieder wird die Handlung von der Dreiecksbeziehung zwischen ihr, dem Doktor und ihrem inzwischen Ehemann Rory, der ebenfalls wieder auf dumm gerebootet wurde, stoisch weiter ausgereizt, als sei sie nicht schon zur Mitte der letzten Staffel am Ende gewesen. Auch die Zugabe der Zeitreisenden River Song, die eine – zugegebenermaßen clevere – achronologische Beziehung zum Doktor pflegt, fügt nur wenig Spannung hinzu.
Dabei sind die einzelnen Geschichten gewohnt gut: die eigentliche Verschwörung hinter der Mondlandung, Piraten und Sirenen, zwielichtige Doktor-Doppelgänger und vor allem „Let’s Kill Hitler“ sind Ideen, für die man die Serie trotz allem mag. Doch leider kann die staffelübergreifende Geschichte da nicht mithalten. Der vermeintlich endgültige, tragische Tod des Doktors, der sich als Drohung durch alle 13 Episoden zieht, ist zwar eine nette Idee, aber schon nach zwei Folgen stößt dessen überzogene Dramatisierung sauer auf – insbesondere, da dessen Auflösung, ebenso wie das Geheimnis um Amys Schwangerschaft, so furchtbar vorhersehbar sind.
- © BBC 2011
- © BBC 2011
Größte Schwäche der Staffel bleibt die blutleere Beziehung zwischen dem Doktor und seinen Companions. In jeder freien Minute beschwören River und Amy ihr Verzehren nach dem Doktor, was durch dessen kindliche Asexualität vor allem gruselig wirkt, aber nie glaubhaft wird. Stattdessen bemitleidet man Rory, dessen Demütigung offenbar der beliebteste Sport in der TARDIS ist. Auch schafft es der elfte Doktor in seiner zweiten Staffel leider nicht wirklich, Charakter zu entwickeln. Im Vergleich zu Christopher Eccleston und David Tennant ist Matt Smith fast zu bemitleiden. Immer wieder versucht das Drehbuch in Dialogen zu beschwören, wie faszinierend dieser Time Lord sei, ohne dass er wirklich Raum bekäme, das auch zu zeigen. Stattdessen muss er sich auf endloses Technobabbel und ausgelutschte Bekenntnisse zu Fliegen oder Hüten beschränken.
Nach 13 Episoden der Staffel 6 bleibt man vor allem mit der Hoffnung zurück, dass Peter Capaldi als zwölfte Inkarnation an alte Erfolge anschließen kann.
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar der DVD-Box von der Polyband Medien GmbH erhalten.