Think² geht online: Contagious
Ein Gastbeitrag von Robin de Cleur.
Wollen wir nicht fast alle der aktuellen Wirklichkeit entkommen und uns mit schönen Erlebnissen ablenken? Doch viele der gewohnten Aktivitäten sind blockiert, und so suchen wir die Flucht auf neuen Wegen. Solch neue Wege gehen auch Escape Rooms, die ihr Angebot ins Digitale verlagern. Mit gemeinsamen Rätseln über die Distanz, via Computer und Headset, können wir so zusammen mit Freunden Zeit verbringen und als Team für eine Weile der Realität entkommen. Doch kann eine so digitalisierte Form einer sonst haptischen und durch die Ausstattung des Raumes bestimmten Erfahrung das leisten? Dazu werfen wir einen Blick auf den Online-Escape-Room „Contagious: Einbruch im Labor“ von Think Square.
Was ist noch einmal ein Escape Room Game? Hier ist eine Erklärung.
Think Square bietet aktuell zwei Räume an, Contagious ist dabei der einfachere, dauert 90 bis 120 Minuten und benötigt kein Material außer Stift und Zettel für die zwei bis sechs Spieler. Aufgrund des fehlenden Gamemasters, der die Spieler zum Start in den Raum und eventuelle Besonderheiten einführt, sollte sich jeder die kurze Anleitung vor dem Start einmal durchlesen.
Kein Raum ohne Story
Die Geschichte ist angesichts der derzeitigen Situation mit der Corona-Pandemie vielleicht etwas makaber, andererseits passt sie sehr gut ins Jahr 2020: Wir verkörpern ein Team von Virologen, die ein neuartiges Desinfektionsmittel entwickeln, doch ein Einbruch ins Labor wirft unsere Forschung zurück. Unsere Aufgabe ist es, die Forschung wieder aufzunehmen und fertig zu stellen.
Contagious startet mit einem kleinen Einführungsvideo, das die Geschichte noch einmal erzählt und die Spieler in die Rollen einführt. Solche Videos tauchen immer wieder nach Abschnitten des Raumes auf und erläutern den aktuellen Stand und die Aufgabe. Die Videos sind ansprechend und gut gemacht, ohne High-end Filme zu sein. Sie erklären den aktuellen Handlungsablauf der Geschichte und übernehmen so die Rolle von Toneinspielern in modernen Escape Rooms.
Abschnittsweise zur Lösung
Der Raum ist unterteilt in Abschnitte, in denen jeweils ein Rätsel gelöst werden muss. Jeder Spieler muss die Lösung auf seinem Rechner eingeben, bevor der Abschnitt abgeschlossen ist. Das Besondere am Online-Escape-Room ist, dass die Informationen auf die Spieler aufgeteilt werden. So haben einige Spieler die eine Hälfte an Hinweisen und die anderen die andere. Kommunikation, Abstimmung und Kombinieren sind unumgänglich, um die Lösungen jedes Abschnitts zu finden.
Die Hinweise, die es dabei zu sichten gilt, sind umfangreich und vielfältig. Es gibt viel zu lesen, viel zu beachten – wer nicht gerne Texte liest, wird hier nur bedingt Freude habe. Die Rätsel sind abwechslungsreich gestaltet und verlangen verschiedene Ansätze. Wie in einem analogen Escape Room sind Gruppen mit unterschiedlichen Denkern im Vorteil. Mit ein wenig Knobelei kommt aber jede Gruppe irgendwann zum richtigen Ergebnis. Und wenn nicht, bietet Think Square auch Hilfen an, die jederzeit eingefordert werden können und die Spieler erst auf die richtige Fährte und zur Not auch auf die Lösung bringen. Zu jungen Spielern ist der Raum allerdings nicht zu empfehlen, da einige der Rätsel schon sehr kniffelig sind.
Die Erfahrung war es wert
Contagious von Think Square war der erste Online-Escape-Room für unsere Gruppe. Neugierig und interessiert sind wir in dieses Erlebnis zu dritt gestartet. Unseren Anfangsfehler, nicht mit Papier und Stift bewaffnet an die Rätsel heranzugehen, haben wir schnell korrigiert – ohne Notizen ist der Raum nicht zu schaffen. Und dann waren wir schnell drin, waren ähnlich gefesselt von den Rätseln, wie in einem echten Escape Room, ohne dabei aber wie dort unser Umfeld komplett zu vergessen. Digitale Varianten können natürlich nicht die Ausstattung und Realitätsveränderung eines großartig gestalten Raumes bieten. Das müssen sie aber auch nicht.
Wir hatten Freude und für eine Stunde und 40 Minuten waren wir gut unterhalten. Es gab Lacher, wenn eine Mitspielerin felsenfest behauptete, eine Lösung wäre nicht zu finden, nur um sie zwei Sekunden später laut vorzulesen. Es gab Grübelei, wenn eine Idee sich partout nicht einstellen wollte. Die Zeit verflog, ohne dass wir es merkten. Leider fehlte der Druck der ablaufenden Uhr, der in anderen Räumen für zusätzlichen Nervenkitzel sorgt. Hier hätten wir uns eine Einblendung der Zeit gewünscht.
Das Ende war dann noch einmal spannend, und zum Abschluss bleibt die Lust, mehr zu erfahren über unsere Forschung und wie die Geschichte weitergeht. Think Square hat Contagious als Vorgeschichte für einen seiner „echten“ Räume konzipiert. Auch hat uns der Raum Lust gemacht, weitere Online-Escape-Rooms zu testen. Nur eine Einordnung unserer Leistung wäre noch schön gewesen: Wie haben wir uns im Vergleich mit anderen Gruppen geschlagen? Wir spielen zwar nie auf Zeit, freuen uns mehr am Erlebnis. Aber trotzdem ist es immer nett zu hören, dass andere Gruppe ähnlich gut oder schlecht waren. Und online ein Leaderboard anzubieten, sollte nicht schwierig sein.
Gebucht wird der Raum einfach über die Homepage von Think Square (https://www.think-square.de/think-at-home/ (Archivlink)) per Formular und Online-Überweisung oder Paypal. Da der Raum komplett online und ohne Gamemaster gespielt wird, ist ein Termin oder andere Abstimmung nicht nötig. Nach dem Bezahlen erhält man per Mail einen Code, mit dem sich das Spiel jederzeit von allen Mitspielern auf der Seite https://www.think-at-home.de/ starten lässt. Mit 15 Euro insgesamt, egal ob der Raum zu zweit oder zu sechst gespielt wird, sind die Kosten absolut in Ordnung für das Erlebnis.
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