Colt Express
Bah-Bah-Bahnüberfall
„Peng! Peng! Du bist tot!“
„He, nur angeschossen. Gib mir mal deine Kugelkarte.“
Colt Express ist ein Brettspiel1 mit Wild-West-Thematik. Ziel ist es, mit dem eigenen Gangster einen möglichst erfolgreichen Zugüberfall durchzuziehen. Dazu bewegt man die eigene Spielfigur durch den 3D-Zug, raubt Geldsäcke und Edelsteine, flüchtet vor dem Marshall und ballert auf die Mitbewerber. 2
Vor den Shootout hat der große Manitu das Basteln gesetzt. Die offenen Waggons erfordern eine ruhige Bastelhand und vor dem ersten Spiel ungefähr eine halbe Stunde Aufwand. Bastelaffinität ist hier von Vorteil. Außerdem kann man ein paar Kakteen, Termitenhügel und Rinderschädel zusammenbauen, die jedoch reine Deko-Elemente sind. Dann geht es los. Die Spielenden wählen eine von sechs Spielfiguren3, jede mit einer Spezialfähigkeit. Zu jeder möglichen Handlung im Spiel (horizontale und vertikale Bewegungen, Rauben, Schießen, Schlagen, den Marshall bewegen) gibt es eine Karte. Die Handlungen werden natürlich nicht einfach nach Belieben ausgespielt, sondern vor der Actionrunde nacheinander reihum auf einen Stapel abgelegt.
Dann wird der Stapel umgedreht und die Aktionen der Reihenfolge nach ausgeführt. Da kann es schon einmal dazu kommen, dass die eigene Spielfigur eigentlich Rauben sollte, aber von einem Schlag in einen Waggon ohne Beute befördert wurde oder vor dem Marshall auf das Dach flüchten musste. Alle gelegten Aktionen müssen nämlich ausgeführt werden, was an den Klassiker Robo Rally erinnert. Auch hier zeigt sich, dass Colt Express nicht für Grobmotoriker gedacht ist. Das Bewegen der Figuren in den Waggons klappt am Besten mit kleinen schmalen Fingern. Nachdem alle Aktionen durchgeführt wurden, nehmen alle wieder ihre Karten an sich und beginnen die nächste Runde. Nach vier Runden hält der Zug, die Beute wird abgezählt und das Spiel beendet.
Colt Express bietet einige Möglichkeiten zur Interaktion zwischen den Spielenden. Man kann sehen, was die anderen vorhaben (wenn der Zug nicht gerade durch einen Tunnel gefahren ist, dann werden die Karten verdeckt gespielt) und dementsprechend planen. Durch den Schlag, den Marshall oder Spezialfähigkeiten bewegt man andere Figuren, durch den Schlag verlieren sie ihre eingesackte Beute. Und je mehr Schüsse jemand einstecken muss, um so schwieriger wird alles, denn jeder Treffer zieht eine Kugelkarte nach sich, die ins eigene Deck gemischt wird. Mit richtig Pech bekommt man dann gar keine passenden Aktionskarten mehr und muss passen, um Karten nachzuziehen.
Colt Express ist Spiel des Jahres 2015 geworden, und das zu recht. Auch wenn Machi Koro ähnlich gut ist überzeugen hier das schicke Design, die spaßfördernden Spielmechaniken und gute Ideen. Definitiv das beste Westernspiel seit Bang!.
Disclaimer: Fischpott hat ein Rezensionsexemplar von Asmodee Deutschland erhalten.
Alter: 10+
2-6 Mitspielende
40 Minuten Spieldauer
Preis: Um 25 Euro.
- Wenn Brett das richtige Wort für ein dreidimensionelles Zugmodell aus Pappe ist. ↩
- Letzteres hätte es in meiner Jugend nicht gegeben. Damals wurden bei Risiko Länder „befreit“ und nicht erobert und selbst die Space Marines von StarQuest wurden zu einer Hippietruppe, die gegen Roboteraliens nichttödliche Waffen einsetzte. Nein, bei Colt Express wird scharf geschossen. ↩
- Die sehr vorbildlich diversifiziert sind. Zwei der Gangster sind Frauen, drei sind Nichtweiße. ↩