Kong: Skull Island
Kong in ’Nam
King Kong, Kong der Große, St. Kong für die Gläubigen des Monstruismus: Die Ikone des Monsterfilms ist zurück im Kino.1 Im mittlerweile dritten Remake2 Kong: Skull Island legen sich dieses Mal US-Soldaten aus dem Vietnamkrieg mit dem Riesenaffen an.
Vom wilden Kong gebissen
1973: Der Kryptozoologe Bill Randa (John Goodman) überredet einen Politiker, eine Expedition auf eine unbekannte Insel zu finanzieren, bevor sich die Russen dorthin auf den Weg machen. Als Begleitung fordert er eine Einheit von Soldaten aus Vietnam an: Die Sky Devils unter Kommando von Preston Packard (Samuel L. Jackson). Weitere Begleiter sind der Spurenleser James Conrad3 (Tom Hiddleston), die Kriegsfotografin Mason Weaver (Brie Larson) und eine handvoll Wissenschaftler*innen und Landvermesser. Bei der fröhlichen Inselvermessung mit Hilfe von Bomben, die seismische Schwingungen auslösen, geschieht das Unglaubliche: Ein hochhausgroßer Affe greift die Hubschrauber an, dezimiert die Expeditionsmitglieder und verstreut die Überlebenden in alle Richtungen. Während Packard Kong ewige Rache schwört, trifft das Team um Conrad den seit dem zweiten Weltkrieg verschollenen Fliegerpiloten Marlow (John C. Reilly) und versucht, von der Insel zu entkommen. Allerdings steht ihnen da nicht nur Kong im Weg sondern auch diverse weitere ungeheure Riesenviecher.
Primatengott wir loben dich
Kong: Skull Island geizt weder mit Ausstattung noch mit Spezialeffekten. Allein schon die Anfangsszene im Weißen Haus bietet ein Panoptikum von 70er-Krawatten, für das Besitzer von Retroläden töten würden. Der Film schwelgt regelrecht in der Ästhetik der Vietnamkriegsfilme und ihres Jahrzehnts, etwa, wenn das Hubschrauberschwadron in den ewigen Sturm um Skull Island vordringt. Auf der Insel durften sich auch die Monstererdesigner austoben, von den Schlangen-Dino-Tragosso-Hybriden Skull Crawlern bis zu den Horrorflugechsen stimmt einfach alles. Und natürlich ist da noch Kong. Der Riesengorilla war nie so groß und dabei so beeindruckend. Jacksons Kong war etwas weniger unrealistisch und sympathischer, aber der MonsterVerse4-Kong ist ein fleischgewordener Affengott. Eine Naturgewalt in Primatenform. Und auch wenn Kong: Skull Island als eigenständiger Film eine gute Figur abgibt, steht das Aufeinandertreffen mit dem MonsterVerse-Godzilla zwischen den Zeilen dieses Prequel-Reboot-Remakes.
Stars im Dschungelcamp
Nicht nur die Monstereffekte überzeugen, auch die Schauspiel-Riege hat es raus. Von Samuel L. Jackson, der hier Hut trägt 5 und als rachegetriebener Colonel das menschliche Konfliktpotential verkörpert über Hiddleston als britischen, leicht schnöseligen Einzelkämpfer bis zu Larson als schlagfertiger Frau in der Männerdomäne. Auch Reilly kommt als leicht verwirrter Robinson tragikomisch rüber. Und Robinson trifft seine Rolle hier ganz gut, zwar ist Skull Island bewohnt, aber die Ureinwohner reden nicht und treten generell sehr in den Hintergrund 6. Insgesamt bietet der Cast von 14 größeren Rollen wenig Platz für Differenzierungen, man kann sich kaum mit einer Figur weiter identifizieren.
Kong: Skull Island ist ein beeindruckender Monsterfilm, der die Siebziger-Ära ohne große Zeitkritik abbildet und vollkommen in der Prämisse „Monsters exist“ aufgeht. Sehr unterhaltsam.
- Hoffentlich sitzt er nicht in der Reihe vor dir. ↩
- wenn man japanische Monsterfilme, das britische Rip-Off Konga und verwandte Riesengorillas wie Mighty Joe Young außer acht lässt ↩
- Shout out an Heart of Darkness-Autor Joseph Conrad ↩
- Was ist das MonsterVerse? ↩
- Laut Ulf ein gutes Zeichen für einen Film mit Jackson-Beteiligung. ↩
- Immerhin opfern sie diesmal nicht die Weiße Frau ihrem Affengott. ↩