Puls – Cell
Mit den Stephen King-Verfilmungen ist das ja immer so eine Sache. Früher waren die gefühlt immer mies, wobei uns dann doch eine ganze Reihe guter Filme einfiel (Shining, IT, Misery, Dreamcatcher, Secret Window u.a.). Trotzdem überwiegen die Stinker, allen voran Stephen Kings Regiedebüt Maximum Overdrive aka Rhea M – Es begann ohne Warnung. Mit Puls liegt jetzt also ein weiterer Film aus dem königlichen Horroruniversum vor. Das Drehbuch stammt von King höchstselbst und als ausführender Produzent fungiert immerhin John Cusack (der dann auch noch gleich die Hauptrolle spielt). Wollen wir dem Endprodukt doch mal den Puls fühlen und schauen, wie lebendig unser Patient denn so ist.
Wobei das Wort ‚lebendig‘ bei der Prämisse, dass die ganze Gesellschaft durch ein seltsames Handy-Signal in Zombies verwandelt wird, auch nicht ganz zutrifft. Damit wären wir auch schon bei der Handlung. Comiczeichner Clay Riddell (John Cusack) landet am Flughafen Boston, hat soeben Frau und Sohn angerufen, als sein Akku das Zeitliche segnet und es zu einem mehr als ungewöhnlichen Zwischenfall kommt: Alle Menschen, die gerade ein Telefon benutzen, gehen voll Dawn Of The Dead Remake-Style ab und greifen erstmal jeden, der nicht bei „drei“ offline ist, höchst aggressiv an.
Schnell bricht Chaos aus und bevor Clay sich versieht, stürzt auch schon ein Flugzeug in das Terminal und er findet sich mit einigen anderen Überlebenden in der U-Bahn wieder. Fahrer Tom McCourt (Samuel L. Jackson) klärt schnell auf, dass man nicht mit dem Zug rausfahren kann, aber auch nicht bleiben sollte, da das Grundwasser jeden Tag abgepumpt wird und da dies jetzt wohl nicht mehr passieren wird bald alles geflutet wird. Also verlässt man den Untergrund zu Fuß und landet inzwischen nur noch zu zweit in Clays Apartment. Dort findet sich recht bald noch die junge Alice (Isabelle Fuhrman – die kennt man vielleicht noch als gruseliges Waisenkind aus dem Film Orphan) ein, die gerade ihre Mutter umbringen musste und entsprechend verstört ist.
Familienfindung in der Handykalypse
Für Clay ist somit das Ziel seiner weiteren Reise klar: Seine Familie suchen und sicherstellen, ob und dass es ihnen gutgeht. Tom und Alice haben eh nix besseres zu tun und schließen sich an. So geht die kleine Gruppe also los und trifft dabei auf immer wieder neue Situationen und Leute und findet auch ein wenig über die Situation draußen und die Chancen zu Überleben heraus. Mehr Details zum Handlungsfortschritt möchte ich gar nicht preisgeben, viele Handlungsabschnitte könnten auch genauso in einer Zombieserie oder entsprechenden Filmen passieren.
Was dem Zuschauer und somit auch den Protagonisten immer mehr klar wird: Das Chaos hat eine Struktur. Die betroffenen Menschen scheinen eine Art Schwarmintelligenz aufzubauen und quasi über Funk miteinander zu kommunizieren. Dabei müssen sie sogar nachts ruhig rumliegen, um ihre Akkus aufzuladen. Sie machen richtig abgefahrene Geräusche, die eher an Modems oder Funksignale erinnern denn an Sprache und vermitteln dabei die unangenehme Vision einer modernen Hölle.
Leider hat der Film dann aber nicht so überzeugt wie er könnte oder sogar müsste. John Cusack ist dabei schon einmal ein Problem, der Mensch kann einfach nicht überzeugend schauspielern. Wie oft er einfach nur dumm glotzend mit offenem Mund dasteht (und man quasi den Regisseur rufen hört: „John, verdammt, mach den Mund zu. Nein! Du tust es schon wieder! Wir haben da doch drüber gesprochen! Ach, auch egal!“) oder einfach nur an der Rolle vorbei spielt, ist wirklich nicht mehr schön. Am Anfang hatte ich noch Witze gemacht, dass man einfach John Cusack heimlich am Flughafen gefilmt hat und voll die krasse Scheiße inszeniert ohne ihn einzuweihen.
Später wurde es dann zwar besser, aber so richtig perfekt für die Rolle ist Cusack nicht. Da hätte ein völlig übertrieben agierender Nicolas Cage oder ein eher ruhiger Ethan Hawke wahrscheinlich mehr gerissen (in die eine oder andere Richtung). Die anderen Darsteller gehen dabei völlig in Ordnung. Ich meine, so wie alles mit Mayonnaise oder Bacon besser wird, so wird auch ein Film immer besser, wenn Samuel L. Jackson dabei ist – vor allem wenn er irgendeine Art von Kopfbedeckung trägt. Und ja, verdammt, das tut er hier.
Dumme Szenen, wie von jetzt auf gleich völlig treffsichere Protagonisten, die mit Pistolen auf größere Distanz die gepulsten Menschen nur so wegballern, der Frau, der ständig aufgeholfen werden muss oder die gerade anfangs völlig konträr zur krassen Stimmung agierenden Gegner (teilweise krass, teilweise unfreiwillig komisch, teilweise völlig kurios) kommen noch als Bonus obendrauf. Ursprünglich sollte die Thematik wohl schon 2007 von Eli Roth verfilmt werden, was vielleicht auch keine bessere Idee gewesen wäre, aber irgendwie bin ich doch gespannt, was Nichtskönner Roth aus dem Buch gemacht hätte.
Gepulster Hackerangriff?
So hat Regisseur Tod Williams (ja, richtig, nur ein D, also auf Deutsch durchaus ein cooler Vorname) zwar stilsicher inszeniert, das Drehbuch und John Cusack aber dennoch nicht abhalten können, ihm immer wieder Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Auch Informationen, wie weit die Epidemie so reicht (nur Boston, ganz USA, vielleicht die ganze Welt? War es ein Hackerangriff der Russen?) werden nicht wirklich gestreut, man sieht jedenfalls keine Fernsehübertragungen, Notfallsignale oder Warnschilder, Militär, Nationalgarde oder so. Klar, per TV oder Radio kann man wegen der Problematik auch nicht warnen, macht also doch alles Sinn. Irgendwie.
Dabei ist die Grundidee ja ganz gut und im Buch wohl auch passender umgesetzt (das Finale ist im Buch wohl ganz anders, wobei gerade der Twist im Film an Ende schon ganz cool ist). Als Film funktioniert das alles aber nur, wenn man noch nicht zu viele Zombie- oder Katastrophenfilme gesehen hat und selbst dann kann man erst einmal die guten Vertreter des Genres sichten, bevor man sich mit Puls herumschlägt. Wir haben den Film zu viert geschaut und immerhin einer von uns fand den Film ganz gut, macht Euch also einfach selbst ein Bild.
Geschaut haben wir wie immer im englischen Originalton, wobei der Sound in Dolby Digital 5.1 sehr wuchtig und räumlich rüberkommt und die Bildqualität der Blu-Ray auch zeitgemäß ist. Technisch also eine runde Sache. Gewaltmäßig geht hier bis auf wenige Szenen nicht zu sehr der Punk ab, weshalb die FSK für die ungeschnittene Version auch das blaue 16er Siegel vergab. Puls sollte ab dem 17.01.2017 überall erhältlich sein, digital kann man den Film schon ab dem 02.01.2017 sichten. Uns wurde ein Testmuster zur Verfügung gestellt.
Schreibt gern in die Kommentarspalte, was eure liebste Stephen King-Verfilmung ist und warum. Ich persönlich würde wohl „Stand by me“ nennen, der Film war einfach rund und gut und perfekt besetzt.
Fischpott Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar der Blu-ray von der Agentur Voll:Kontakt erhalten.
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