Triple Threat
Wenn die besten Naseneintreter des Actiongenres in einem Film aufeinandertreffen, sind die Erwartungen groß. Füße treffen Gesichter, Knie treffen Magengruben, Körper fliegen jenseits physikalischer Gesetze. Gelingt das Gipfeltreffen oder haben wir es hier mit einer weiteren Enttäuschung zu tun?
War eigentlich irgendjemand wirklich glücklich mit den Expendables-Filmen? Auf dem Papier klang es damals so gut: Eine Vereinigung der größten Action-Stars der 80er- und 90er-Jahre, ergänzt durch frische Genre-Hoffnungsträger. Sylvester Stallone, Dolph Lundgren, Jet Li, Jason Statham, Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis, Jean-Claude VanDamme … alles Namen, bei denen das Testosteron und Babyöl schon bei der Titelsequenz den kompletten Kinoprojektor kurzschließen sollte. Die Betonung liegt hier auf „sollte“, denn statt einer glorreichen, selbstironischen Hommage an die Päpste des Action-Genres bekamen die zunehmend enttäuschter werdenden Kinobesucher im Verlauf der Trilogie nur müde Männer in lustlosen, schlecht gefilmten Baller- und Kampfszenen zu sehen. Nicht einmal „reguläre“ Actionfilmfans kamen hier so wirklich auf ihre Kosten: klischeehafte Plots, Wackelkamera, hastige Schnitte und CGI-Blut machten die Expendables-Reihe trotz illustren Gaststars zu einer maximal durchschnittlichen Angelegenheit.
Entsprechend hat man versucht, seine Vorfreude ein wenig zu zügeln, als im vergangenen Jahr der Trailer zu Triple Threat einen gemeinsamen Film mit Persönlichkeiten versprach, bei denen jedem Action-Fan das Wasser im Munde zusammenlaufen sollte: Iko Uwais (aus The Raid)! Tony Jaa (aus Ong Bak)! Tiger Chen (aus Man of Tai Chi)! Michael Jai White (aus Black Dynamite)! Michael Bisping (MMA/UFC)! JeeJa Yanin (aus Chocolate)! Nicht zu vergessen, der ungekrönte König der qualitativen B-Movie Actionfilme: Scott Adkins (Undisputed 2-4, Ninja – Pfad der Rache)! Die Namensliste liest sich wie eine Weinkarte. Aber liefert diese Traumzusammenkunft tatsächlich ab oder haben wir es hier mit einem neuen Expendables zu tun?
Mano a mano: mucho!
Triple Threat öffnet mit einer Gruppe von Söldnern, angeführt von Deveraux (Michael Jai White), die eine Gruppe Gefangene aus einem thailändischen Dorf befreien soll. Unterstützt werden die sinistren Gestalten dabei von den gutherzigen Berufskloppern Payu (Tony Jaa) und Long Fei (Tiger Chen). Was die beiden nicht wissen: In Wahrheit will Deveraux nur den rücksichtslosen Terroristen Collins (Scott Adkins) befreien und geht dafür zur Not auch über Leichen – dummerweise unter anderem auch über die Frau von Dorfbewohner Jaka (Iko Uwais), der selbstredend direkt Rache schwört. Nach einer kurzen, handfesten Auseinandersetzung tut sich Jaka mit Payu und Long Fei zusammen, um Collins und seine Spießgesellen zur Strecke zu bringen, bevor dieser die idealistische Tian Xiao Xian (Celina Jade) umbringen kann.
Der Plot ist relativ schnell abgehandelt: Dankenswerterweise gibt es nicht viel davon. Viele Direct-to-DVD-Actionfilme begehen den Fehler, sich zu lange auf letzendlich belanglose, klischeehafte Plots zu konzentrieren, die den Film komplett zum Stillstand bringen, ohne besonders interessant oder mitreißend zu sein (siehe diverse Tony Jaa-Filme). Triple Threat hat an der Storyfront ebenfalls nicht besonders viel zu bieten, scheint dies dankenswerterweise aber selbst zu wissen. Entsprechend existieren die meisten Dialogszenen hier nur, um bestimmte Figuren von A nach B zu bringen, um sie dann schnell zu dem zu bringen, weswegen wir hergekommen sind: Zum Kämpfen.
Dabei kracht es sehr unterhaltsam im Gebälk. Jesse V. Johnson verzichtet auf unnötige Sperenzchen wie hektische Schnitte oder unnötige Drahtseilstunts und hält die Kamera angenehm still, um seine Schauspieler das machen zu lassen, was sie am besten können. Man merkt Triple Threat das limitierte Budget an, was aber durch den beherzten Enthusiasmus aller Beteiligten mehr als wieder ausgeglichen wird: Es gibt Explosionen, Schießereien und Blutpacks galore und gerade Scott Adkins und Michael Jai White haben sichtbar den Spaß ihres Lebens daran, den miesen Bösewicht zu mimen.
Gewalttätiges Trio
Die Hauptdarsteller haben Mühe, sich durch ihre englischen Dialogzeilen zu quälen, glänzen aber umso mehr in den Solokampfszenen. Schon in der ersten Konfrontation zwischen Iko Uwais und Tiger Chen wird deutlich, dass hier Meister ihres Fachs am Werk sind. Zwei, drei Brustkorbtritte später hat das titelgebende Trio dann auch endlich zusammengefunden. Schauspielerisch ist das kein Oscarkino, aber die Chemie zwischen Uwais, Jaa und Chen stimmt, was den Film durchgehend unterhaltsam macht.
Keiner der Kämpfe reicht dabei an die besten Werke der jeweiligen Schauspieler heran – was durchaus verständlich ist, immerhin müssen hier völlig unterschiedliche Kampfstile kombiniert werden, ohne dass es lächerlich oder unnatürlich wirkt. Und das klappt hier auch gut. In den Zweikämpfen geht es schnell und schmerzhaft zur Sache und so gut wie jeder Performer bekommt den einen oder anderen Glanzmoment, in dem er oder sie seine Fähigkeiten präsentieren darf (außer die leider etwas verschwendete JeeJa Yanin). Trotzdem kommt man bei aller technischer Kompetenz nicht umhin, sich den einen oder anderen waghalsigen Stunt zu wünschen, der den besten Martial Arts-Filmen den entscheidenden Kick (Wortspiel nicht beabsichtigt) gibt.
Mit Schirm, Charme und Magentritten
Wo wir schon bei Scott Adkins sind: Es dauert eine Weile, bis dieser endlich persönlich zum Kämpfen kommt, aber sobald er von der Leine gelassen wird, erreicht Triple Threat seinen ultimativen Höhepunkt. Der Mann ist einfach ein Biest und die Choreographien mit Iko Uwais und Tony Jaa sind so beeindruckend, dass man sich fragt, warum Adkins nicht längst den Sprung in Hollywood-Blockbuster geschafft hat.
Gerade im Low Budget-Bereich ist Zeit bares Geld und durch den Fokus auf Klischeeplots geht nur wertvolle Naseneintretzeit verloren. Triple Threat hat das verstanden. Trotz geringem Budget schafft der Film das, was ein millionenschweres Expendables-Franchise nie gebacken gekriegt hat: ein unterhaltsames, flott inszeniertes Aufeinandertreffen beeindruckender Genregrößen zu sein. Gleichzeitig ist der Film ein guter Einstieg in die B-Movie-Actionwelt; denn bei allem Schrott gibt es in diesem Bereich viele Perlen hart arbeitender Stuntkämpfer, die der zunehmenden CGI-Flut und den hektischen Schnitten des Hollywood-Actionkinos simple, sauber inszenierte und beeindruckende Genrefilme mit viel Herzblut entgegensetzen. Und Naseneintreten. Viel Naseneintreten.
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar der DVD von Koch Films erhalten.
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