Twisted
Schwarz-weiße Mordsgeschichten
Deutsche Webcomics sind größtenteils harmlos – meistens werden eigene Alltagserfahrungen thematisiert, manchmal Genre-Klischees parodiert. Twisted ist dagegen anders. Zum Beispiel bringen die Protagonistinnen viel mehr Leute um.
Obwohl Serienmörder definitiv zu den fiesesten – und im gewissen Maße bemitleidenswertesten – Menschen auf dem Planeten gehören, ist die popkulturelle Faszination für sie ungebrochen. In Comicform ist unter anderem das brillante und beklemmende Werk Mein Freund Dahmer bekannt, in dem der Autor Derf Backderf autobiographisch über seinen Klassenkameraden, den Serienmörder Jeffrey Dahmer schreibt. Von ganz anderem Kaliber ist der online erscheinende Webcomic Twisted der Autorin Gabriel Devue. Sie erzählt die Geschichte von vier Mörderinnen, der geheimnisvollen Lady, der manischen Jaune, der paranoiden Gabriel und der sadistischen Barbera. Zum Comic-Salon Erlangen ist das erste Buch in Druckform erschienen.
Twisted beginnt mit der Geschichte von Barbera. Als Mädchen wird sie von ihrer Umwelt gemobbt und dann vom Blitz getroffen. Süchtig nach Strom und komplett wahnsinnig rächt sie sich an ihren Peinigern. Sie landet in einer Anstalt, aus der sie von der perfekt organisierten Lady entführt wird. Welche anschließend die Anstalt in die Luft sprengt. Gleichzeitig lernen sich die instabile Jaune und die monstersehende Gabriel kennen. Im Verlauf dieser Begegnung zündet Gabriel Jaunes Highschool an. Am Ende von Buch Eins vereint sich das Mord und Verwüstung zelebrierende Quartett unter der Führung von Lady, die anscheinend einen bösartigen Plan, einen twisted plot verfolgt.
Twisted ist weit weg von jeglichem Realismus. Nicht nur die Handlung ist überdreht, auch die Optik spricht eine ganz eigene Sprache. Der Stil ist hoch dynamisch, mal explodieren ganze Panels, mal fallen sie bunt aus dem ansonsten schwarz-weißen Rahmen. In der Webversion streut Devue gelegentlich animierte GIFs ein. Ein bisschen erinnert Twisted mit seinen spindeldünnen Figuren, der morbiden Handlung, dem Goth-affinen Stil an den frühen Tim Burton oder Invader Zim.
Insgesamt handelt es sich bei Twisted um eine lohnende Lektüre für Freundinnen und Freunde mörderischer Moritaten in ganz eigener Optik. Mittlerweile sind drei Bücher online, beim Besuch der Website findet sich massenweise lesenswertes Zusatzmaterial. So hat die von imaginären Monstern verfolgte Gabriel ein eigenes Monsterkompendium angefertigt.
Fischpott hat ein Rezensionsexemplar der Druckausgabe erhalten.