Assassination Nation
Was passiert, wenn eine Kleinstadt gehackt wird und alle privaten Daten der Bevölkerung ans Licht kommen? Sam Levinson (Another Happy Day) präsentiert uns in Assassination Nation den bildgewaltigen Amoklauf einer ganzen Stadt.
Dir ist klar, dass das unter uns bleibt
Lily (Odessa Young) ist 18, wohnt in Salem und hängt am Liebsten mit ihren drei besten Freund*innen Bex (Hari Nef), Sarah (Suki Waterhouse) und Em (Abra) ab. Sie sind dabei, die High School zu beenden, wobei ihr Leben sich ansonsten hauptsächlich um Parties und Jungs dreht. Dabei schicken sie sich unzählige Selfies und Textnachrichten und posten und liken, was das Zeug hält, ohne daran etwas Falsches zu sehen.
Eines Tages wird der konservative Bürgermeister gehackt, wodurch all seine privaten Fotos in Damenunterwäsche in Umlauf geraten. Bei einer Pressekonferenz erschießt er sich vor dem tobenden Publikum. Dazu folgt nach nur kurzer Zeit der #fail.
#superdrauf #makellos #perfectbody
Der nächste Hack lässt nicht lange auf sich warten und so erwischt es den Rektor der Schule. Die Bevölkerung ist sofort der Meinung, er sei ein Pädophiler und will sich an ihm rächen. Währenddessen muss Lily ertragen, wie ihr manipulativer Freund sie fertig macht, da sie nicht nach seiner Pfeife tanzt. Als kurze Zeit später die Infos von insgesamt 17.000 Leuten leaken, drehen alle durch. Sexvideos, Fotos und Chats werden geteilt, Affären und Skandale treten ans Tageslicht. Angefangen mit den Jugendlichen, drehen allmählich alle Bewohner*innen durch, gründen Bürgerwehren und maskieren und bewaffnen sich.
Innerhalb von wenigen Tagen geraten die vier Mädchen ins Visier, da ein Video veröffentlicht wird, welches beweisen soll, dass ausgerechnet Lily hinter Allem steckt. Sie wird von nun an erbarmungslos gejagt.
Wir sind gute Bürger
Was folgt, ist die absolute Eskalation. Es wird gehetzt, ermordet, erniedrigt, gefoltert und zusätzlich noch gefilmt. Die Likes und Tweets steigen ins Unermessliche, die „Selbstgerechtigkeit und Heuchelei“, wie Lily es später nennt, kennt keine Grenzen. Dazu bekommen die Zuschauenden einen Gewalt-Cocktail präsentiert, der seinesgleichen sucht. Die Parallelen zu den Hexenverfolgungen, die der (übertriebenen) Legende nach in Salem ihren Höhepunkt gehabt haben soll, sind bewusst gewählt und zeigen auf, dass Geschichte nicht unbedingt in der Vergangenheit liegt, sondern direkt vor unserer Nase statt findet. So abgefuckt die Story von Assassination Nation erscheint, das (ziemlich feministische) Ende erscheint verdammt realistisch.
Wir haben ein Rezensionsexemplar der DVD von Universum Film erhalten.