Betrayal at House on the Hill
Die 3. Edition des Horrorhaus-Brettspiels in der Kritik
Ein unheimliches Haus. Eine zusammengewürfelte Gruppe. Ein unausweichlicher Verrat. Im Brettspiel Betrayal at House on the Hill betreten wir das gruselige alte Haus auf dem Hügel und werden mit seinem Schrecken konfrontiert. Dabei wird uns eine mitspielende Person verraten …
„Ah, curse your sudden but inevitable betrayal!“
Wash, Pilot der Firefly
Zu Beginn von Betrayal at House on the Hill verteilen wir die sechs möglichen Spielfiguren in der Spielrunde: Da haben wir unter anderem den Priester, die DJane, das nerdige Kid oder die Amateurfilmerin. Jede Figur hat vier Werte, die wir vielleicht auch aus Rollenspielen kennen: Stärke, Tempo, Wissen und Verstand. Den aktuellen Stand unserer Werte markieren wir mit Clips auf der Charakterkarte.
Dann beginnt das Spiel. Zuerst legen wir die Eingangshalle des Horror-Hauses auf den Tisch und platzieren unsere Charakterminiaturen darauf. Wer dran ist, bewegt sich durch den die Halle. Schreitet die Spielfigur durch eine Tür, ziehen wir ein Raumplättchen und legen es an. So bauen wir nach und nach die Räume des Hauses auf, erkunden die Küche oder das Gästezimmer und entdecken vielleicht Geheimgänge oder stürzen in den Keller.
Wo ist denn nur die Kettensäge?
So weit, so einfach. In vielen Räumen kann es zu Ereignissen kommen. Eine Ereigniskarte verrät uns, was Unheimliches passiert. Dann würfeln wir meistens und können mit Glück einen Wert steigen – oder Punkte verlieren. Manchmal entdecken wir auch Gegenstände wie die Kettensäge oder die mystische Stoppuhr. Das wichtigste in dieser Phase des Spiels sind aber die Omen. Die meisten sind besondere Gegenstände wie ein beschnitzter Schädel oder ein magisches Amulett, aber bei jedem aufgedeckten Omen erfolgt ein Spukwurf! Dazu werden alle aufgedeckten Omenkarten addiert und die Zahl an Würfeln geworfen. Ein Ergebnis von 5 oder höher löst den Spuk aus. Da die Würfel von Betrayal at House on the Hill nur 0-2 Augen haben1 müssen mindestens drei Omen aufgedeckt werden, bevor es eine Chance auf den Spuk gibt.
Der Spuk ändert die Spieldynamik grundlegend und zu einem Teil fliegt die Spielmechanik hier der Gruppe um die Ohren. War Betrayal at House on the Hill bisher super-einfach (bewegen, Plättchen legen, Karte ziehen, Anweisungen befolgen) muss jetzt normalerweise eine Person in der Runde einige Spezialregeln lernen. Sie wird ab sofort zum Gegenspieler der Gruppe und muss die anderen Spielfiguren ausschalten. Die müssen wiederum Aufgaben erfüllen um das Spiel zu gewinnen. Zwar gibt es nicht in allen möglichen Szenarien eine*n Verräter*in, aber in den meisten. Je nach Spuk müssen Zombies, Geister oder andere Kreaturen im Haus platziert werden2 und/oder bestimmte andere Vorbereitungen getroffen werden.
Das Grauen! Das Grauen!
Insgesamt verfügt das Spiel über 50 unterschiedliche Spuk-Szenarien,3 die alle eigene Sonderregeln mit sich bringen. Und hier wird es leider manchmal etwas kompliziert. Denn diese Sonderregeln stehen auf zwei Seiten und müssten sehr präzise und ganz genau formuliert sein. Das sind sie leider nicht immer. Zum Teil sind sie schwammig und unklar und manchmal habe ich den Eindruck, dass sie nicht besonders gut übersetzt sind. Dazu passt, dass keine Übersetzer*innen im Regelbuch angegeben sind.
Das Gute ist allerdings: Eine spielerfahrene Runde kommt damit klar. Spiele-Cracks können meistens gut Regeln interpretieren und – noch wichtiger – eine Auslegung finden, mit der alle am Tisch leben können. Dazu kommt, dass nicht alle in die verräterische Rolle schlüpfen sollten. Wer Betrayal at House on the Hill noch nicht oft gespielt hat, muss viel nachschlagen oder die Runde fragen. Da ist es sinnvoll, dass jemand mit Spielerfahrung die Bösewicht-Rolle übernimmt.
Lohnt sich die Nacht im Gruselhaus?
Trotz dieser Einwände ist Betrayal at House on the Hill ein recht kurzweiliges Spiel, das schon seit 2004 das Spukhaus-Genre auf den Spieltisch bringt. Die aktuelle dritte Ausgabe macht das auch recht passabel und bietet sich für erfahrene Spielrunden an, die das Spiel nicht allzu ernst nehmen. Mit solide formulierten Regeln wäre Betrayal at House on the Hill für jede Spielrunde eine gute Partie. So bleibt es bei einer eingeschränkten Empfehlung.
Alter: 12+
3-6 Spielende
60-90 Minuten Spieldauer
Preis: um 48 Euro
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar von Hasbro erhalten.