Der Ursprung des Lebens
Die ersten Luftatmer, die ersten Wirbeltiere, die ersten Mehrzellenorganismen: David Attenborough jettet um den Globus wie ein fossilophiler James Bond und präsentiert die Überreste dieser Pioniere des Lebens. Im Zweiteiler Der Ursprung des Lebens werden natürlich nicht nur versteinerte Weichtiere vor die Kamera gehalten, in moderner Computertechnik wuseln sie quicklebendig über den Bildschirm.
Interessant sind hier, ähnlich wie in der ebenfalls von der BBC produzierten Reihe Der Dino-Planet, die fortschreitenden Erkenntnisse in der Paläontologie. So zeigt Attenborough merkwürdige Fossilien: Garnelen ohne Kopf und eine Art Qualle mit Loch. Beide Funde ließen sich lange Zeit nicht erklären, bis die Wissenschaft sie mit einem dritten Fund kombinierte. Aus den kopflosen Garnelen wurden Greiforgane, die Qualle war der Mund. Das Tier trägt immer noch den Namen, der seinen Greifern zugedacht war: Anomalocaris, ungewöhnliche Garnele, war wohl eines der ersten größeren Raubtiere. Im Film schwimmt nicht nur ein animiertes CGI-Modell durch künstliche Ozeane, es wird auch der Fangschreckenkrebs gezeigt, der nach aktuellem Forschungsstand ein ähnliches Jadgverhalten zeigt.
Nach diesen einfachen Schema läuft Der Ursprung des Lebens, im Original First Life, durch. David Attenborough fährt nach Schottland, Marokko oder Westaustralien, zeigt die Fossilien die dort ausgegraben wurden, spricht mit Experten und der Film mit den Urzeit-Animationen läuft ab. Das könnte redundant und einlullend wirken, ist es aber glücklicherweise nie. Die Begeisterung, die der Filmemacher und Naturforscher Attenborough ausstrahlt, reißt mit. Die Animationen der aus heutiger Sicht bizarren Tiere sehen überzeugend aus und vermitteln anschaulich, wie das Leben vor Millionen von Jahren ausgesehen haben könnte.
Als Bonusmaterial auf der DVD für knapp 18 Euro gibt es noch einen weiteren Film: Attenboroughs Reise zeigt den Dokumentarfilmer auf den Stationen seines Trips um die Welt, unter anderem bei den Vorbereitungen zur Moderation neben einem Breitmaulnashorn. „Ich könnte beim Füttern ein, zwei Finger verlieren, aber das ist nichts, worüber man sich Sorgen machen sollte.“ Sorgen machen muss man sich allerdings um die Barrierefreiheit im Hause Polyband, denn wie schon bei die DVD Der Dino-Planet fehlen Untertitel bei den Hauptteilen (bei der Reisedoku in englischer Sprache sind sie dabei). Wahrscheinlich sollen die Lippenlesekünste eventueller gehörloser Zuschauer gefordert werden, immerhin ist Attenborough fast ein Viertel der Zeit zu sehen. Eine englische Tonspur ist durchaus vorhanden. Trotz dieser Mängel: Wer einen Blick auf das Wirken der Evolution auf unserem Planeten werfen will, der über Dinos hinausgeht, ist mit Der Ursprung des Lebens gut bedient.
Fischpott hat eine Rezensions-DVD von Polyband erhalten.