Ted
„Der Typ von Family Guy hat ’nen Film gemacht“ lautet die Tagline des Kinoplakats und tatsächlich: Seth MacFarlane, Schöpfer der Zeichentrick-Anarcho-Serien „Family Guy“ und „American Dad“, hat sich an seinen ersten Realfilm in Spielfilmlänge gewagt. Aber ist das ein Versprechen oder eher eine Drohung?
In einer Welt, in der es noch Magie zu geben scheint, wünscht sich der kleine Außenseiter John Bennett seinen Teddybären als lebendigen Spielkameraden. Eine Sternschnuppe später hat sich der Wunsch erfüllt und das lebende Stück Stoff wird zum Weltstar. 27 Jahre später ist von diesem Ruhm nicht mehr viel übrig, trotzdem sind John (jetzt gespielt von Mark Wahlberg) und Ted (Seth MacFarlane) nach wie vor die besten Kumpels und schlagen die meiste Zeit mit Marihuana und alten Flash Gordon-Episoden tot. Das passt Johns Freundin Lori (Mila Kunis) nicht, die sich wünscht, dass John endlich erwachsener wird und seinen Kuschelkumpel hinauswirft. Nachdem Ted mit einigen Prostituierten „Wahrheit oder Pflicht“ gespielt hat, was in einem Haufen menschlichen Auswurf auf dem Teppich gipfelt, ist das Maß voll. Der Teddy muss ausziehen und John sein Leben auf die Reihe bekommen. Aber schaffen es die beiden Donner-Buddies, dauerhaft voneinander getrennt zu sein, besonders als ein gruseliger Stalker-Fan von Ted auf den Plan tritt?
Family Guy in Spielfilmlänge
Seth MacFarlane-Fans können mit Ted überhaupt nichts falsch machen, bietet dieser doch lediglich mehr vom Gewohnten: Ein liebenswerter Kindskopf (Peter Griffin? Stanley Smith?), dessen bester Freund ein sprechender Bär (in Family Guy war es ein sprechender Hund, in American Dad ein Alien) ist. Daraus entsteht auch in den meisten Fällen der Humor: Typische Gags bestehen aus dem Gebrauch von Schimpfwörtern, sexuellen Anspielungen, rassistische Bemerkungen oder Drogenkonsum. Aber nur weil ein computeranimierter Plüschteddy dafür verantwortlich ist, sind das noch lange keine eigenen Gags. MacFarlane war nie für besonders hochwertige, vielschichtige Comedy à la South Park bekannt, seine Serien waren und sind geprägt von schnellen Lachern und völlig willkürlich zusammengewürfelten Gags. Auch bei Ted hat man zu jeder Sekunde MacFarlane vor Augen, wie er vor seinem Computer sitzt und sich denkt: „Okay, hier muss jetzt unbedingt ein Lacher rein!“
Das klingt vermutlich härter, als es sein sollte, denn es bedeutet nicht, dass man über Ted nicht lachen kann. Trotz oder manchmal gerade wegen ihrer simplen Bauart funktionieren viele Gags und produzieren mitunter richtig laute Lacher: Der bereits aus dem Trailer bekannte „Donner-Song“ ist mittlerweile fast schon legendär und das Vorstellungsgespräch von Ted in einer Supermarktkette ist zumindest für mich das Highlight des Films. Es gibt auch genug Rohrkrepierer und wirklich billig um Lacher bettelnde Witze (die bei einem Großteil des Kinopublikums trotzdem zünden), aber alles in allem ist die Quote solide. Weiterhin gibt es ein paar nette Cameos (unter anderem von Flash Gordon höchstpersönlich, Sam J. Jones) und popkulturelle Anspielungen in bester Family Guy-Tradition bis der Arzt kommt.
Puh, wie schreibt man eine Story?
In Sachen Story wirkt MacFarlane allerdings etwas unbeholfen und man merkt, dass er bislang nur 20-minütige Folgen ohne großen Anspruch in Sachen Storytelling geschrieben hat. So baut er zum einen eine sentimentale kleine Geschichte über Freundschaft und das Erwachsenwerden ein, was noch in Ordnung geht. Die Liebesgeschichte mit Lori wirkt da schon bemühter und der Kampf gegen einen arroganten Rivalen (Joel McHale) kommt viel zu kurz (Hallo? Ihr habt Jeff aus Community am Start, macht gefälligst was draus!). Aber zum Ende hin fiel ihm offenbar auf, dass er noch etwas Dramatik und Action braucht, was zu dem völlig überflüssigen Plot-Element des Stalker-Fans, der Ted entführt und seinem kleinen Sohn schenken will, führt. Hier greift MacFarlane sehr fahrig in den Klischee-Baukasten, um ein leidlich spannendes, vorhersehbares 08/15-Finale inklusive „Isser tot?“-Einlage zu kredenzen.
Wer Fan ist, wird’s mögen
Wenig überraschend ist Ted ein typisches MacFarlane-Produkt: Schnelle Lacher, Obszönitäten und derber Humor, der nicht intelligent sein muss, um gut anzukommen, wie die Besucherzahlen beweisen. Gewürzt wird der Film mit ein paar Emotionen und Spannung, allerdings scheitert er hierbei an MacFarlanes Drehbuch. Die Story wirkt unausgereift und bemüht, dafür merkt man den Schauspielern der Spaß an ihren Rollen an. Family Guy / American Dad-Fans machen hier rein gar nichts falsch, alle anderen sollten sich erstmal den Trailer ansehen, der nicht zu viele Gags vorwegnimmt, aber einen guten ersten Eindruck vom Film liefert. Der Rest guckt dann doch lieber wieder South Park.
Gestern habe ich den Film auch gesehen, und sehe das ähnlich. Mehr Manatee-Gags hätten Ted vielleicht noch richtig lustig gemacht. Dafür ist die Party mit Flash der Hammer.