Die Zeitläuferin – Der Geheimbund von Miriam Seebris
Omas Kuchen futtern und mit Stella und Lena am Starnberger See in der Sonne liegen – so hatte die 17-jährige Kari sich ihre letzten Sommerferien vorgestellt. Doch dann kommt alles etwas anders und schon bald sind die drei Freundinnen Mitglieder eines Geheimbundes. Wem ist das nicht schon mal passiert?
Ein Gastbeitrag von N. Balnis.
Nach einer gemeinsamen Kneipentour durch München läuft Kari alleine nach Hause. In den einsamen, dunklen Straßen bekommt sie Angst und springt ohne Nachdenken in den nächstbesten Bus. Dort trifft Kari auf Lenas Cousin Mario, der an der nächsten Haltestalle mit ihrer Handtasche in der Hand aussteigt. Kari rennt hinterher – und stolpert mit Mario ins 19. Jahrhundert.
So wird Kari Mitglied im Geheimbund der Zeitläufer. Und als gute Geheimbündlerin weiht sie auch prompt Stella und Lena in ihr Abenteuer ein. Die Sommerferien werden daraufhin ziemlich arbeitsreich: Die Freundinnen müssen einen Zeitläuferkurs absolvieren, getarnt als Praktikum in einem Versandhandel. Und damit sie auf Partys auch mit ihrem Wissen glänzen können, lernen die armen Mädchen tatsächlich beides: Zeitreisen und … Versenden? Was auch immer man beim Versandhandel so lernt. Besonders schön ist dabei, dass die drei Freundinnen keine Geheimnisse voreinander haben. Es gibt zu viele Geschichten für Jugendliche, in denen Einzelkämpfer*innen sich weigern, ihre Freund*innen mit einzubeziehen und stattdessen unbedingt alleine die Welt retten wollen.1 Und natürlich muss die Welt gerettet werden: Im Hintergrund der fluffigen Geschichte zeichnet sich bereits eine Verschwörung in Zeitläufer-Kreisen ab.
Auch für jemanden, der die Region um Starnberg absolut nicht kennt, wird sie durch die vielen kleinen historischen Anekdoten und die sorgfältigen Beschreibungen sehr lebendig. Die Historikerin Miriam Seebris hat sorgfältig recherchiert und schafft es, die Geschichte ihrer Heimat in kleinen, unterhaltsamen Häppchen durch das Buch zu streuen. Die Zeitläuferin gehört definitiv eher in die Strandtasche als auf den Schreibtisch. Geschichts-Geeks legen sich vielleicht trotzdem das Smartphone für begleitende Wikipedia-Recherchen neben das Buch – aber nötig ist das nicht.2
Abenteuer und Geheimnisse, Liebe und Freundschaft und abwesende Eltern – Die Zeitläuferin – Der Geheimbund enthält alles, was ein gutes Jugendbuch ausmacht. Ich bin mir ganz sicher, dass ich diese Reihe als Vierzehnjährige verschlungen hätte. Aber auch ganz erwachsen freue ich mich auf den zweiten Band, Die Verschwörer, der laut Miriam Seebris3 diesen Herbst erscheinen soll.
Fischpott-Disclaimer: Wir haben ein Exemplar des Buches zu Rezensionszwecken von Literaturtest erhalten.
- Ja, Harry. Genau dich meine ich. Mr. Ich-gehe-allein-ins-Ministerium-weil-das-viel-erfolgsversprechender-ist-als-Teamarbeit Potter. Mr. Ich-verlasse-Ginny-um-sie-zu-schützen Potter. Du bist ein Idiot. ↩
- Das ist eine Lüge: Stundenlange Wikipedia-Recherchen zu alltagsfernen Themen sind sehr wichtig. Schlaf wird dagegen überbewertet. ↩
- Interview mit Miriam Seebris auf lavendelknowsbest.blogspot.com, aufgerufen am 30. Juni 2019 ↩
Kommentare
Die Zeitläuferin – Der Geheimbund von Miriam Seebris — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>