Doctor Who – Staffel 3
Fischpott war unterwegs … unterwegs durch Raum und Zeit! An der Seite des guten Doktors haben wir das Entstehen der Erde, die Beinah-Zerstörung von New York während der großen Depression und die Unterwerfung der Erde durch den Master gesehen.
Wie bereits im Fischpott-Artikel zum Start der aktuellen Staffel geschrieben ist Doctor Who die britischste SF-Serie mit jahrzehntelanger Tradition und ganz besonderen Eigenheiten, die auch in der Season-3-DVD von Polyband voll zur Geltung kommen. Hysterische Verfolgungsjagden? Check. Technologie, die mehr wie Zauberei anmutet? Check. Eine kindgerechte Mischung aus Schrecken und Action? Check. Clevere Plots, die trotz Löchern ungemein unterhalten? Check. Die Serie Doctor Who hebt sich vom Gros der Science Fiction Franchises dadurch ab, dass sie nicht nur für pubertierende Jungs und ewig präpubertäre Nerds, sondern wirklich für die ganze Familie, vom Teenager bis zum Elternteil geeignet ist. Es lohnt sich also, einen Blick auf die dritte Staffel mit den Abenteuern des Mannes vom Planeten Gallifrey zu werfen.
Die Aufgelöste Braut (The Runaway Bride)
Der erste Auftritt von Donna Noble – die in der vierten Staffel zurückkehrt – mit wilden Verfolgungsjagden (die Tardis auf dem Highway), Overacting im Spinnenkostüm und einer ganz besondere Erkenntnis über den Erdkern. Ein charmantes, kitscharmes Weihnachtsspecial, das am meisten von der Interaktion des Doktors (David Tennant) und Donna (Catherine Tate) lebt. Mit der Comedienne Tate in der Rolle der entführten und genervten Braut, die ihren unfreiwilligen Alien-Entführer erst mal anranzt beweisen die Macher ihr gutes Händchen in Besetzungsangelegenheiten. Die drohende Vernichtung der Erdbevölkerung durch die außerirdische Spinnenbrut der Racnoss und ihre Königin (Sarah Parish im sechsäugigen, achtbeinigen Overacting-Modus) wird fast zur Nebensache.
Einmal Mond und zurück (Smith and Jones)

Foto: BBC/polyband
Die gelungene Einführung von Companion Martha Jones (Freema Agyema), die als angehende Ärztin einen gelungenen Kontrast zu Rose aus der Arbeiterschicht darstellt und dem Doktor in dieser Staffel kompetent und charmant zur Seite steht. Der Schauwert, wenn ein ganzes Londoner Krankenhaus zum Mond entführt und von außerirdischen Rhino-Cops geentert wird, ist nicht zu unterschätzen. Dann kommt noch eine böse Vampir-Oma dazu, der Doktor schüttelt Strahlung aus seinem Körper und der Auftakt zur dritten Staffel ist absolut gelungen.
Gelungen geht es weiter in Der Shakespeare-Code: Hässliche Hexen-Aliens benutzen magische Wissenschaften (oder wissenschaftliche Magie?), um eine Bresche zwischen die Dimensionen zu schlagen. Zusammen mit Shakespeare müssen der Doktor und Martha die Welt retten. In Festgefahren (Gridlock) geht es zurück nach New-new-new-[etc]-new-York aus der zweiten Staffel. Ein Wiedersehen mit Katzennonnen, dem Gesicht von Boe und Monstern aus den Sechzigern. Das Szenario (ein Jahre andauernder Verkehrsstau hält die New-new-new-[etc]-new-Yorker gefangen) bietet die typische Mischung aus Sozialkritik und Albernheit, die den Charme der Serie ausmachen.
Mit einer Doppelfolge geht es weiter: Daleks in Manhatten & Evolution der Daleks. Im New York der Dreißiger Jahre versuchen ein paar der letzten Daleks, ihre so gut wie ausgerottete Spezies zu retten. Außerdem sind die Schweinemenschen der ersten Folge (des Relaunches) zurück. Die Episode Der Preis der Jugend (The Lazarus Experiment) ist eine eher durchschnittliche Monster-der-Woche-Story ohne große Überraschungen. Immerhin spielt Who-Autor und Mycroft-Holmes-Darsteller aus der Serie Sherlock Mark Gatiss den Wissenschaftler Richard Lazarus, dessen Verjüngungsexperiment überraschenderweise furchtbar schief geht. Spannender ist 42, die Echtzeitepisode (ein Schelm, wer an 24 mit Kiefer Sutherland oder an Douglas Adams denkt) als klaustrophobisches Wer-ist-besessen-Spiel auf einem Raumschiff. Gelungene Atmosphäre und ein Bösewicht mit gutem Grund.
Die Natur des Menschen & Blutsbande
1913, im ländlichen England: Der Doktor lebt anscheinend wie ein ganz normaler Mensch als Lehrer an der Farringham School for Boys. Er scheint vergessen zu haben, ein Timelord zu sein und verliebt sich sogar in die Schulkrankenschwester Joan Redfern (Jessica Hynes, besser bekannt als Daisy Steiner aus Spaced) während Martha als seine Haushälterin arbeitet. Autor Paul Cornell erweckt den Zeitgeist der britischen Vorkriegszeit förmlich zum Leben und bleibt dabei wunderbar ambivalent. Als Zuschauer hat man tatsächlich das Gefühl, eine andere Epoche mitzuerleben. Zum Temporalkolorit gehören für uns fast groteske Szenen, wenn Zwölfjährige lernen, mit Maschinengewehren zu schießen und Schulleiter davon reden, dass ein Krieg „den Jungs sicher gut täte“. Selbst Sympathieträger sind nicht davon ausgenommen. Etwa, wenn Nurse Redfern einfach nicht glauben kann, dass eine Schwarze wie Martha Medizinstudentin sein kann. Dazu kommen die bösartigen Außerirdischen The Family of Blood (auch der Titel der zweiten Episode) mit ihren Strahlenkanonen und ihrer Armee von Vogelscheuchen – et voilà: Der Höhepunkt von Staffel 3.
Nicht blinzeln (Blink)
Mit dieser Episode haben die wohl ikonischsten Monster seit dem Relaunch ins Whoniverse Einzug gehalten: Die Weinenden Engel (Weeping Angels), lebende Statuen in Engelform. Wenn sie beobachtet werden, sind sie unbeweglich und unzerstörbar. Wenn man sie nicht beobachtet, dann holen sie einen. Die Inspiration dafür hat Drehbuchautor Steven Moffat wohl die Quantenphysik geboten: In der Quantentheorie verändert die Messung, also die Beobachtung, das Messergebnis. Heraus kommt eine hoch spannende Episode, in der unser Doktor nur eine Nebenrolle spielt. Wer Neugier auf das Whoniversum verspürt, findet hier einen idealen Einstiegspunkt.
Utopia, Der Klang der Trommeln & Der letzte Timelord

Martha (Freema Agyeman), Captain Jack (John Barrowman) und der Doktor (David Tennant)
Foto: BBC/Polyband
Dieser Dreiteiler bildet einen würdigen Abschluss der dritten Staffel. Mit der Rückkehr des diabolischen Timelords, dem Master, kommt nach Daleks und Cybermen der letzte Erzwidersacher aus der Pre-Relaunch-Zeit zurück. John Simm, dem britophilen Serienjunkie sonst als ins Zeitloch gefallener Polizist Sam Tyler bekannt, spielt den Master mit schon fast an Camp grenzender Spielfreude. Die Geschichte baut den den Doktor als messianischen Menschheitserlöser auf, eine Rolle, die in den nächsten Staffeln weiter ausgebreitet und erst in der aktuellen Staffel langsam wieder zurückgefahren wird. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Captain Jack, dem omnisexuellen Zeitreisenden, der sich mal kurz von der Spinoff-Serie Torchwood loseisen konnte.
Insgesamt also 14 Folgen für knapp 40 Euro. Ein guter Deal für Freunde der Serie und Who-Neugierige. Echte Fans kommen vielleicht nicht ganz auf ihre Kosten. Als Extras auf den DVDs sind die Doctor Who Confidentials, kleine Dokumentationen über jede Episode enthalten. Allerdings hat die BBC zur dritten Staffel Confidentials von 45 Minuten Länge ausgestrahlt, aber als DVD-Extras sind nur 12 Minuten lange Versionen veröffentlicht. Außerdem wäre es schön gewesen, die animierte Episode The Infinite Quest und Untertitel für die Kommentare mit auf der DVD zu haben.
Disclaimer: Fischpott hat eine Rezensions-DVD von Polyband erhalten.