Ghost Stories
Keine Ahnung, warum ich Episodenfilme so liebe. Vielleicht liegt es daran, dass man immer wenigstens eine oder zwei Geschichten findet, die man mag, anders als bei einem „normalen“ Film, wo das EINE Drehbuch über alles entscheidet. Doch manchmal funktioniert das Genre auch etwas anders …
Glaubst du an Geister?
Professor Phillip Goodman ist ein Skeptiker, wie er im Buche steht. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, falsche Medien und Scharlatane bloßzustellen und angebliche Geisterscheinungen zu erklären.
Er glaubt sich am Ziel seiner Wünsche, als ihm sein Idol Charles Cameron, der ihn vor vielen Jahren darauf brachte, diesen Lebensweg einzuschlagen, eine Einladung zukommen lässt. Doch der alternde Zweifler ist inzwischen davon überzeugt, dass es das Übernatürliche wirklich gibt, ausgehend von drei Fallakten, die er nicht anders erklären kann. Er fordert Goodman auf, ihn zu widerlegen.
In der Folge trifft der Skeptiker auf einen Nachtwächter, der von einer seltsamen Kindererscheinung an seinem Arbeitsplatz gehetzt wird, auf einen Jugendlichen, dessen Auto in der Nacht liegenbleibt, und auf einen Geschäftsmann, der auf die Geburt seines Kindes wartet.
Doch mit der anschließenden Rückkehr zu Cameron endet die Geschichte noch nicht. Im Gegenteil, eigentlich beginnt sie jetzt erst richtig.
Der Verstand sieht, was er sehen will
Die drei Fälle, die der Film nacheinander aufrollt, sind hervorragend umgesetzt, doch sie erklären bei weitem nicht alles, was in ihnen passiert. Nach dem Anschauen jeder Teil-Geschichte fragt man sich, was bestimmte Bilder und Vorkommnisse bedeuten sollen, doch der Film lässt nicht zu, dass man sich große Gedanken darüber macht. Es geht sofort weiter mit der nächsten Akte, keine Fragen, keine Erläuterungen.
Der Film spielt mit optischen Eindrücken, aber auch mit Soundeffekten. Der eine oder andere Schockmoment kommt dabei so überraschend und heftig, dass man quiekend aus dem gemütlichen Sessel springt, doch die Regisseure Jeremy Dyson und Andy Nyman wissen auch Stimmung zu erzeugen, die einen tiefer und tiefer in den Sitz sinken lässt.
Obwohl das Budget des Films sicher nicht überragend hoch war, überzeugen die ausgewählten Kulissen durchweg, und auch die Schauspieler (zu denen einer der beiden Filmemacher gehört, nämlich Andy Nyman in der Hauptrolle des Phillip Goodman) machen ihre Sache sehr überzeugend, so dass die Produktion nur wenige offensichtliche Schwächen hat (wie zum Beispiel eine kaum überzeugende Maske, zu der ich aber nicht allzu viel sagen möchte).
Gruselstimmung und Sinnesverwirrung
Ghost Stories macht es dem Rezensenten schwer, etwas darüber zu sagen, ohne allzu viel zu verraten. Es geht hier zwar auch um die erzählten Geschichten, doch noch viel mehr geht es um den Hauptcharakter Phillip Goodman, sein bisheriges Leben und seine Überzeugungen.
Erst gegen Ende des Films wird langsam klar, was die einzelnen Teile des Puzzles bedeuten, die vor dem Zuschauer ausgebreitet werden. Zwar hat man eine ähnliche Auflösung durchaus schon mal gesehen, aber sie ist dennoch gut gemacht und in sich schlüssig.
Ghost Stories ist auf jeden Fall ein lohnender Film, den man direkt ein zweites Mal gucken möchte, um all die versteckten Anspielungen auf das Ende zu erkennen und auch die einzelnen Fälle jetzt wirklich zu verstehen. Und das mache ich jetzt auch …
Ghost Stories ist am 6. September 2018 als DVD, Blu-ray und Video on Demand erschienen.
Disclaimer: Wir haben ein Rezensionsexemplar der BluRay von der Firma Concorde Home Entertainment GmbH erhalten.