Küsse für Jet von Joris Bas Backer
Eine Comic-Of-Gender Geschichte
„Kennst du das Gefühl, irgendwo zu Besuch zu sein und nach Haus zu wollen? Dieses Gefühl immer, den ganzen Tag, ununterbrochen. Und das zu deinem eigenen Körper.“
Danielle Wagemakers – Fading Gender
Jet ist 15, verehrt Kurt Cobain und fühlt sich frisch im Internat ziemlich fehl am Platz. Im eigenen Körper sowieso. Wir schreiben das Jahr 1999 und dass Gender auf einem Spektrum liegt ist noch nicht so bekannt. Zwischen alten und neuen Freundschaften hin und her gerissen, ersten Küssen auf Parties und Prügeleien, die fast schief gehen, probiert Jet aus, wie man Brüste versteckt, Goldkette trägt und im Stehen pinkelt. Die anderen Jugendlichen nennen Jet lesbisch, sind eifersüchtig, unschlüssig und der nette Hausmeister vielleicht doch etwas zu nett. Als ein neuer Junge einzieht und sie sich annähern, wird Jet plötzlich alles zu viel und sie sperrt sich metaphorisch im Schrank ein.
„Ich habe mich nicht getraut, ich selbst zu sein. – Also versuchte ich immer auf eine ungeschickte Art und Weise ein Frau zu sein …“
Joris Bas Backer hat mit Küsse für Jet eine aufwühlende Zeit in einen ruhige, nachdenkliche Graphic Novel gepackt, die sich dem Thema Gender auf vorsichtige Weis nähert. Dabei lässt Joris Bas Backer Jugendliche entsprechend ihrem Alter auf der Suche sein, spricht ihnen Ambivalenzen zu und zeigt auf, dass es keine neumodische Erscheinung ist, dass zugewiesene Geschlecht zu hinterfragen. „Küsse für Jet“ ist eine wunderbare Geschichte um queere Identität, Sexualität und Vertrauen.
Ava Weis

Joris Bas Backer: „Küsse für Jet“. Jaja Verlag, Berlin, 188 Seiten, 20 €