Lady Bird
Erwachsen werden ist nicht einfach. Unzählige Coming-of-Age-Filme haben dieses Thema bereits ausführlich behandelt. Doch bis jetzt hat kaum einer den alltäglichen und ziemlich normalen K(r)ampf so feinfühlig und unaufgeregt gezeigt, wie dieses kleine Indie-Schmankerl von Greta Gerwig.
Der Name wurde mir von mir gegeben
Christine (Saoirse Ronan) heißt nicht Christine, sondern Lady Bird. Bereits in den ersten fünf Minuten muss das bei einer Diskussion zwischen ihr und ihrer Mutter Marion (Laurie Metcalf) im Auto klar gemacht werden. Sie will auch nicht in der Nähe auf’s College, sondern in New York, schließlich gäbe es da, anders als im öden Sacrameto, Kultur.
Für diese Wünsche und Ansichten hat ihre Mutter allerdings nur ein hysterisches Lachen übrig. Schließlich sei die Aufnahme an einer renommierten Schule eher unwahrscheinlich bei Christines Noten. Der Schlagabtausch schaukelt sich so weit hoch, dass Christine irgendwann einfach ihre Tür öffnet und sich aus dem fahrenden Auto fallen lässt.
Du gehst einem so auf die Nerven
Ab jetzt sollte eigentlich allen Zuschauenden klar sein, dass Christine mit ihren siebzehn Jahren nicht unbedingt wie andere Teenager rebelliert. Eher so, wie alle anderen gerne rebellieren würden. Dass dies zu fast immerwährenden Streitereien mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Miguel (Jordan Rodrigues) führt, überrascht da wenig.
Was hingegen überrascht ist die konservative katholische High School, die Christine ohne große Abneigung besucht. Sie hatte bis jetzt auch noch nicht wirklich romantische Interessen und scheint die meiste Zeit mit ihrer besten Freundin Julie (Beanie Feldstein) die Häuser der Besserverdienenden anzuhimmeln.
Alles in Allem ist sie eine ziemlich normale Teenagerin, die zerzauste pinke Haare hat und genervt ihre Familie erträgt.
Auf der falschen Seite der Bahn
Bis einige Ereignisse zeitgleich passieren und Christine ein wenig neben sich stehen lassen. Sie verliebt sich in der Theater-AG in Danny (Lucas Hedges) und scheint in ihm einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Dadurch bekommt sie allerdings nicht mit, wie ihr Vater Larry (Tracy Letts) seinen Job verliert und ihre Mutter Doppelschichten schieben muss. Christine interessiert sich nicht wirklich für die Menschen um sich herum, sondern, wen wundert’s bei einem Teenie, nur für ihren Kosmos.
Dann gibt’s da noch einen anderen Jungen, Freundschaften müssen ebenfalls getestet werden und ihr allzeit liebenswerter Vater ist auch nicht frei von Makeln, aber mehr sei nicht verraten.
Lady Bird: Fazit
Denn diesen feinen Film sollte man selber sehen. Nicht nur, weil Saoirse Ronan es schafft, diese melancholische Wucht der Umbrüche des Heranwachsens wunderbar flappsig und besserwisserisch rüber zu bringen, sondern auch, weil es erfrischend ist, dass einmal nichts Bombastisches, wie eine Schwangerschaft oder ein Selbstmordversuch, geschehen muss, um diese Phase im Leben so schwierig sein zu lassen. Es reicht, dass man erwachsen wird und herausfinden muss, wer einem wichtig ist und wer man eigentlich sein will. Das funktioniert in Gerwigs Regie-Debüt besonders durch das wirklich gut besetzte Mutter-Tochter-Duo, und ihre stetige Reibung, und den durchweg charmant besetzten Nebenrollen.
Lady Bird ist ein kleiner, feiner Film für zwischendurch, der einen mit Augenzwinkern an die eigene Rebellion erinnert.
Disclaimer: Wir haben von Universal eine Einladung zur Pressevorführung erhalten und angenommen.