Nina
Das kontroverse Biopic über die Jazz-Legende Nina Simone ist nun auf Blu-ray und DVD erschienen.
Ich bin eine schwarze Frau
Nina Simone wird den Meisten durch den immer und immer wieder gespielten (und teilweise wirklich missbrauchten) Song „Feeling Good“ bekannt sein. Das Leben der Sängerin war jedoch alles andere als good und sorgte für reichlich Schlagzeilen.
Die letzte hat mit ihr selbst allerdings wenig zu tun. Als 2012 bekannt wurde, dass Zoe Saldana die 2003 bereits verstorbene Nina spielen soll, liefen Fans und Kolleg*innen Sturm.
Der Grund? Zoe Saldana sei zu hellhäutig für die Rolle. Das mag nun erst einmal verwundern, denn Zoe Saldana ist schließlich Schwarz. Dennoch musste sie für den Film deutlich dunkler geschminkt werden und eine Nasen-Prothese tragen. Als die ersten Fotos veröffentlicht wurden entflammte eine neue Debatte über das Problem des White-washings, welches in der Filmbranche und besonders in Hollywood allgegenwärtig ist. Rollen, die eigentlich mit Afroamerikaner*innen, Asiat*innen oder amerikanischen Ureinwohner*innen besetzt werden müssten, gehen an Weiße Darsteller*innen. Oder eben an solche, die hell genug und bekannt sind.
Young, gifted and black
Das größte Hindernis der 1933 in North Carolina als Eunice Kathleen Waymon geborenen Nina Simone war jedoch ihre sehr dunkle Hautfarbe. Als Afroamerikanerin erlebte sie in den rassistischen USA seit ihrer Kindheit Ausgrenzung und Anfeindung. Bis 1964 gab es die sogenannte Rassentrennung. Schwarze durften niedere Arbeiten ausführen oder unterhalten. Dies führte auch dazu, dass Nina ihre an der renommierten Juilliard School in New York City begonnene Klavier-Ausbildung nicht am Curtis Institute of Music in Philadelphia abschließen durfte. Im Film werden diese Erfahrungen nur am Anfang kurz angeschnitten und im weiteren Verlauf lediglich als Aussagen Ninas eingefügt.
Die USA sind gescheitert
Stattdessen liegt der Hauptfokus auf ihren Alkoholproblemen und ihrem Wunsch nach Anerkennung. Diese wird ihr jedoch in den USA auf Grund ihrer direkten Kritik am Status Quo nicht in dem Maße entgegen gebracht, wie sie es sich wünscht. Die Konsequenz für sie ist die Auswanderung nach Frankreich. Auch dies ist im Film schon geschehen und wird den Zuschauenden durch nachgestellte Fernseh-Interviews erklärt.
Was bleibt also noch übrig?
My life has been rough
Ihr Kampf zurück ins Rampenlicht. Oder mehr der Versuch eines Kampfes. An ihre Seite wird der junge Krankenpfleger Cliff Henderson gestellt, den sie nach einer Einlieferung ins Krankenhaus als ihren Assistenten mit nach Europa nimmt. Er wird später sogar ihr Manager, muss sich bis dahin aber um eine wütende, trinkende und traurige Nina kümmern.
Auch hier gab es Kontroversen, da befürchtet wurde, dass sie den offen schwulen Cliff als Liebhaber Ninas behandeln. Ja, sie will im Film etwas von ihm. Aber, nein, er weigert sich und wird von ihr prompt als „Schwuchtel“ bezeichnet.
Die restliche Zeit wirkt es manchmal fast so, als sei er eigentlich die Hauptrolle. Sein Bemühen um und seine Anstrengung für sie, sowie seine Faszination von ihr. Nur manchmal erahnt man die tiefen Wunden in Nina und die Ursachen für ihr Verhalten.
And I’m feeling good
Zusammenfassend kann man sagen, dass Nina kein schlechter Film ist. Aber leider auch kein besonders Guter. Zoe Saldana ist sichtlich bemüht der „Hohepriesterin des Souls“ ein Denkmal zu setzen, scheitert aber diverse Mal nicht nur am schlechte Make-Up, sondern schlichtweg an der Tiefe, die die Sängerin verkörperte. David Oyelowo als Cliff spielt sie zwischendurch leicht an die Wand. Zusätzlich zu der eher zusammengeschusterten Story bleibt eigentlich nur ein minimaler Einblick in Ninas Leben.
Als Alternative sollte sich lieber den Dokumentarfilm What Happened, Miss Simone? von Liz Garbus aus dem Jahre 2015 angeschaut werden. Dieser zeigt durch verschiedene Filmdokumente ein ergreifendes Portrait dieser Ausnahmekünstlerin.
Disclaimer: Fischpott hat von der S&L Medianetworx GmbH ein Rezensionsexemplar der Blu-ray erhalten.