Schock 2: Die Geister von Knightgrave
Er ist wieder da
Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?
– Georg Büchner
Der Mann ohne Gesicht, der Superverbrecher, das kriminelle Genie in Ritterhelm und Smoking taucht wieder auf, mordet, raubt und ist unangreifbar. Der zweite Band über die Verbrecherkarriere des Monsieur Choc ist bei Salleck Publications erschienen.
Zeitsprünge zwischen 1934 und 1955
Die Handlung setzt nur wenige Tage nach Band Eins an. Wir befinden uns im Jahr 1955, Schock, der Chef der Verbrecherorganisation Weiße Hand, räumt unter seinen Rivalen auf. Ein Gangsterboss nach dem anderen muss dran glauben, während Schocks loyale Handlanger die Verräter in seiner geheimen Enklave in der marokkanischen Wüste ausmerzen. Nach einer kurzen Krankenhausvisite beim unerbittlichen Chief Inspector Dawson, der in Band Eins verletzt wurde und Inspector Fixshusset auf Schock ansetzt geht es zurück in das Jahr 1934.
Der junge Eden, der sich Essex oder ‚der Rächer‘ nennt und später einmal Schock heißen wird, kommt bei einer Bande von Taschendieben unter. Gejagt von den wenig zimperlichen Bobbys beklauen sie ohne Unterschiede brave Bürger, Kommunisten und Mosleys Faschisten. Die Bande mausert sich, aus den jugendlichen Taschendieben werden unter der Führung des geheimnisvollen Duke eiskalte Bankräuber. Und die Handlung springt wie schon in Band Eins zwischen den Zeiten hin und her. In den Fünfzigern entführt Schock einen Nazi-Kriegsverbrecher, in den Dreißigern führt er die Bande zum Anwesen Knightgrave, wo er seine Jugend verbracht hat. Der Band endet mit der Reise des jungen Eden/Essex/Schock in das Deutsche Reich.
Harte Zeiten
Wieder einmal schaffen es Zeichner Eric Maltaite, Autor Stéphan Colman und Coloristin Lady C. das Temporalkolorit vergangener Epochen auf das Papier zu bannen. Das mondäne Leben der Gangsterbosse von Rio, die heruntergekommenen Gassen von London, der St. Patricks-Day in New York, Mosleys Faschisten-Aufmärsche im Hyde Park oder die Märkte von Macao; hier wird der Gangsterthriller zum historischen, detailverliebten Comic.
Dabei bleibt der Fokus auf einer knochenharte Gangstergeschichte. Denn auch, wenn der Stil auf den ersten Blick an die Funny-Reihe um Tif und Tondu erinnert, in denen der Erzschurke Schock zum ersten Mal auftauchte, spart man hier keine Härten aus und zeigt zu Tode gestürzte Gangsterbosse ebenso wie blutig geprügelte Handlanger.
Frankobelgischer Comicthriller
Dabei wirkt der Band wie ein französischer Gangsterfilm à la Fahrstuhl zum Schafott oder Dobermann, der auch die brutalsten Verbrecher romantisiert und das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ermittler und Gangster zelebriert. Schocks traurige Familiengeschichte wird wie schon in Schock: Die Geister von Knightgrave zur Erklärung für seine Rücksichtslosigkeit. Die Entscheidung der Macher, aus der geplanten Duologie einen Dreiteiler zu machen, ist durchaus angemessen. Die Story bleibt spannend und dynamisch, ohne gestreckt zu wirken. Die ersten paar Seiten sind auf der Verlagswebsite zu sehen.
Auch Band Zwei von Schock: Die Geister von Knightgrave ist packend und grandios erzählt. Der dritte Teil kann kommen.
Fischpott hatt ein Rezensionsexemplar des Comics von Salleck Productions erhalten.