Shorta
Es ist etwas faul im Staate Dänemark. Was in Hamlet galt, gilt leider heute auch noch. Durch die Bildung von Ghettos und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft brodelt es in Kopenhagen. Nachdem ein junger Mann namens Talib Ben Hassi nach einem Polizeieinsatz im Koma liegt, kocht die Stimmung noch einmal extra hoch. Die Polizeistrategie lautet deshalb: Den Problembezirk Svalegården möglichst vermeiden. Nur dann dort auftreten, wenn man zu einem Einsatz gerufen wird. Dies macht Shorta auch direkt am Anfang durch ein internes Briefing vom Polizeichef deutlich. Zwei Polizisten sind derzeit suspendiert. Sie waren direkt im Fall Talib Ben Hassi involviert. Jetzt kriegt Jens Høyer (Simon Sears) den als übereifrig bekannten Kollegen Mike Andersen (Jacob Lohmann) an die Seite gestellt.
Wer nicht hören will…
Natürlich verschlägt es das ungleiche Paar ziemlich schnell nach Svalegården. Bereits die ersten Kontrollen „verdächtiger Personen“ (aka Immigranten, meist arabischstämmig) eskaliert dabei. Mike schikaniert einen jungen Mann namens Amos (Tarek Zayat) ziemlich (inklusive Hoserunterlassen und ziemlich bullymäßigem Auftritt). Als das Polizeiauto kurz darauf mit einer Tüte Milch beworfen wird, geraten die Dinge völlig außer Kontrolle. Shorta ist die Bezeichung der Polizei in Saudi-Arabien. Nach einem Unfall müssen unsere beiden „Helden“ zusammen mit dem inzwischen in Gewahrsam genommenen Amos vor einem gewalttätigen Mob fliehen.
… wird Opfer willkürlicher Polizeigewalt
Streckenweise hat mich Shorta dabei ein wenig an End of Watch mit Jake Gyllenhall erinnert. Auch den auf diesem Blog besprochenen ’71 – Hinter feindlichen Linien konnten wir von der Stimmung ausmachen. Da beide wirklich gute Filme sind, ist Shorta schon einmal nicht in so schlechter Gesellschaft. Die beschriebene Problematik ist in der dänischen Gesellschaft auch spätestens seit der Neujahrsrede 2018 von Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen angekommen. Dort wurde nichts anderes als die Abwicklung der Ghettos angekündigt. Vollzogen durch Abriss von Gebäuden, Umsiedlung von Menschen und mehr. Näheres könnt ihr hier nachlesen.
Shorta – alles andere als leichtverdaulich
Die einzelnen Charaktere kommen in Shorta dabei facettenreich rüber, ohne dass man überanalysieren kann. Jens Høyer ist die ganze Zeit angespannt und dennoch in seinen Handlungen eher kontrolliert. Er nimmt seine Aufgabe als Polizist ernst, weiß aber auch, dass er genauso in einem System gefangen ist wie Amos. Der hatte eine erfolgversprechende Karriere als Fußballer vor sich, eine Ungerechtigkeit hat ihm diese ziemlich endgültig genommen. Seitdem hat er aufgegeben. Mike Andersen geht Dinge pragmatisch an. Er versucht, wenig persönliche Gefühle zu zeigen. Er wirkt wie der typische Cop, der hart durchgreift und alles tut, seine Kollegen zu decken. Auch, wenn die über die Stränge schlagen.
Unser Fazit zu Shorta
Regisseure Anders Ølholm und Frederik Louis Hviid, die auch das Drehbuch schrieben, haben mit Shorta einen unterhaltsamen und teilweise schwer zu ertragenden Film geschaffen. Dabei versuchen sie, beide Seiten des Konflikts gleichermaßen neutral darzustellen. Der Film führt dem Zuschauer immer vor Auge, dass wir hier verschiedene Parteien beobachten. Deren Handlungen werden zu keiner Zeit moralisch bewertet. Die Perspektive ist zwar aus Sicht der Polizei geschrieben, das hat allerdings eher stilistische Gründe. Die Handlung spielt übrigens größtenteils in Echtzeit. Es gibt auch sehr dynamisch inszenierte Actionsequenzen und sehr gut mit Musik unterlegte Schnitte. Die Kameraführung ist auch immer kreativ und nah dran, hat mir sehr gut gefallen. Der Ton ist schön druckvoll, aber eher frontlastig. Die Synchronisation geht klar, wir haben dennoch im Original mit Untertitel geschaut.
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