Slasher – Solstice
Nach den beiden ersten Staffeln der kanadischen Horror-Serie kommt jetzt auch Staffel 3 in Deutschland raus. Den alten Gag, einfach meinen Einleitungstext abgewandelt nochmal zu verwursten, mache ich aber dieses Mal nicht. Genau wie die beiden Vorgängerstaffeln geht es in der Slasher – Solstice um einen maskierten Killer, verschiedene miteinander bekannte und verwobene Charaktere und jede Menge Blood & Guts. Ob das Messer auch diesmal wieder in die Vollen sticht oder eher schlapp wie eine billige Theaterrequisite vor sich hin wabbelt, kläre ich für euch in diesem Review.
Es ereignete sich vor einem Jahr…
Während der Summer Solstice (auch als Mittsommer bekannt) gibt es jedes verdammte Jahr eine harte, sexuell aufgeladene Paddy in einem alten Industriekomplex. Dort feiert neben diversen Bewohnern eines nahegelegenen Apartment-Komplexes auch der bisexuelle Kit Jennings. Nach Hause schafft er es aber nicht mehr an einem Stück, wird er doch von einem maskierten Killer regelrecht abgeschlachtet. Dieses Mal wird dem Mörder in der Öffentlichkeit der Spitzname Der Druide verpasst, was möglicherweise an seinem Kapuzenumhang mit stylischer Leuchtdiodenmaskierung liegt. Wobei ich es schon gewagt finde, alles mit Kapuze gleich als altmodischen Kräuterfuzzi aus der alten Welt zu bezeichnen. Bereits in dieser ersten Szene von Slasher – Solstice wird dem geneigten Zuschauer wieder klar: Hier werden keine Gefangenen gemacht. So zahm wie in den alten Scream-Filmen oder den meisten Ausflügen des Jason V. geht es hier nicht ab. Oder um Vincent Vega zu zitieren: Das Blut muss spritzen!
… und geht nach einem Jahr munter weiter!
Ein Jahr später. Sowohl die harte Paddy als auch der harte Mord jähren sich. Zeit für Den Druiden, da weiterzuschlachten, wo er letztes Jahr aufgehört hat. Als erstes erwischt es den Kleinkriminiellen Frank Dixon. Der verschiebt gestohlene Autos und schlägt seine Frau. Jetzt wird er mit einer Axt brutal zerhackt und sein Kopf auf seinem Mercedes aufgespießt. Die Polizei in Form der taffen Ermittlerin Roberta Hanson und ihrem Gehilfen Pujit Singh tappt gar nicht so taff im Dunkeln, weshalb ihr der eine oder andere Bewohner des Apartment-Komplexes auch Versagen vorwirft. Das kennt man ja: Wenn die Bewohner eines Viertels aus Sicht der überwiegend weißen Gesellschaft nicht so wertvoll sind, dann kommen die Bullen einfach nicht. Egal was ist. Laute Party, häusliche Gewalt, Mord und Totschlag, keine Bullen am Start. Standard. Das war schon in Candyman so. Und in diesen Apartments, in denen Der Druide sein Unwesen treibt, da wird (aus Sicht der Macher von Slasher – Solstice) das Randgruppendasein quasi zelebriert. Hier wohnen fast nur Einwanderer, die dazu teilweise auch noch homosexuell oder aus Afghanistan geflüchtet sind. Dazu noch der White-Power-!!1!-Typ und seine flittchenhafte Tochter, die asexuelle Asiatin aus dem VR-Café und ihr arroganter Barista-Hipsta-Freund.
Klischee um Klischee um Klischee auch in Slasher – Solstice
Der Barista-Typ namens Xander Lemmon ist dabei der Knaller. Scheißt Kunden an, die sich Milch in ihren Americano tun. Diese steht zwar gratis rum, wer damit aber übertreibt, bestiehlt den Laden, da er ja auch einen Latte bestellen könnte. Dieser kostet dann auch 5,40 Dollar. Auch Obdachlose werden von ihm barsch herauskommandiert. Dafür ist sein Food super-healthy, organic und überhaupt. Hab mich dabei die ganze Zeit gefragt, wer überhaupt in so einen Laden geht in der Gegend. In erster Linie Jen und Saadia. Die sind nämlich best friends forever (Oder? Bei Slasher – Solstice kann schließlich jeder vorzeitig sterben!) und hängen gerade in der Examenszeit sehr gern in Xanders freudlosen Café rum. Aber auch ansonsten wird hier sehr stark die Klischeekeule herausgeholt. Jeder benimmt sich maximal eindimensional und in einem Rollenrahmen. Gestört hat mich das aber zugegebenermaßen nicht. Schließlich gab es zwischendurch immer wieder heftige Morde.
Gaffertape gegen Gaffer? Handy hoch statt Hände hoch!!!
Ein Leitmotiv in Slasher – Solstice ist das Gaffertum. Bereits nach dem ersten Mord werden entzückt die Smartphones gezückt. Violet hat einen Vlog, der sich ausschließlich um Sex & Gewalt dreht. Da wird auch schonmal ein selbst mitgefilmter Selbstmord online gestellt, während die Leiche draußen noch brennt. Klickzahlen sind alles. Einige der Bewohner des Apartmenthauses scheinen sich darüber durchaus aufzuregen, anderen ist es egal oder sie wollen sich einfach nicht einmischen. Auch die Sexualität der einzelnen Bewohner wird immer wieder in den Vordergrund gestellt. Es gibt zahlreiche Rückblenden, die sich mit Coming-Outs, Blowjobs im Flur und anderem beschäftigen. Auch das Motiv für den allerersten Mord kann in sexueller Begierde, Neid und Hass gefunden werden. Ob die Serienmacher jetzt all dies nur als Entschuldigung für eine möglichst obszön-schockierende Handlung benutzen oder für mehr Toleranz werben wollen ist mir dabei nicht klargeworden. Dazu kommt, dass die einzelnen Charaktere alle irgendwie mit den Morden zu tun haben. Meist eher durch Nichtstun oder nachvollziehbare Feigheit, aber auch durch aktives Geschehenlassen der Tat. So wird das Motiv des Druiden durchaus erläutert.
Slasher – Solstice: Brutales Gemetzel mit Mitratefaktor
Überhaupt, die Morde. Die sind meist sehr explizit. Nicht jeder Mord passiert onscreen, aber wenn doch, wird das in allen Einzelheiten zelebriert. Da wird eine Frau von oben bis unten aufgeschnitten, dass sogar der New York Ripper anerkennend nickt. Auch eine Bohrmaschine kommt gleich einem anderen Film von Lucio Fulci effizient zum Einsatz. Die Masken sehen dabei sehr realistisch aus und das Blut spritzt in genau der dunkelroten Farbe, die wir bei Splatterfilmen so lieben. Ob das jedem gefällt, ist aber eine andere Sache. Schon in Slasher – Guilty Party wurde die Richtung ja vorgegeben, ein Zurück gibt es da eh nicht. Außerdem kann man sich durchaus seine Gedanken machen, wer denn Der Druide in Slasher – Solstice ist. Die Lösung kommt durchaus ein wenig überraschend. Durch die Erzählstruktur mit ihren vielen Rückblenden gibt es auf jeden Fall viele Gelegenheiten zum Mitraten.
Fazit zu Slasher – Solstice
Mir hat Slasher – Solstice gut gefallen. Nicht so gut wie Guilty Party, aber besser als die erste Staffel. Die Grundstimmung voller sexueller Ausrichtungen, teils unsympathischer Charaktere und vielen Zeitsprüngen ist dabei aber sicher nicht fraujedermannssache. Ich habe außerdem nicht wirklich bemerkt, dass die ganzen 8 Folgen innerhalb von 24 Stunden ablaufen. Außerdem langt der Killer viel zu oft einfach am hellichten Tag (auf der Straße, in der Schule etc.) zu, das würde in echt sicher nicht so einfach laufen. Einige der Darsteller waren schon in der Vorgängerstaffel und teilweise sogar in der ersten Staffel in anderen Rollen dabei. Die BluRay hat deutschen und englischen Ton in 5.1, aber leider immer noch keine Untertitel. Da besteht meiner Meinung nach wie vor Verbesserungsbedarf. Erhältlich ist Slasher – Solstice seit dem 03. April 2020 auf BluRay.
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