The Frankenstein Chronicles (UK 2015)
The Frankenstein Chronicles (UK 2015)
Gute Fernsehserien gibt es inzwischen ja eine ganze Menge. Ganz gleich ob regulär im TV oder bei den immer beliebter werden Anbietern wie Netflix oder Amazon Instant Video. Der britische Sender ITV strahlte The Frankenstein Chronicles erstmals 2015 aus und die Serie lief in Deutschland bei TNT Serie. Mit Sean Bean in der Rolle des Inspektors John Marlott hat man auch gleich einen beim Publikum durchaus beliebten Hauptdarsteller auf das Cover gepackt. Mit 6 Episoden zu je 45 Minuten ist die 1. Staffel auch nicht zu lang geraten. Wir haben uns die Serie mal für Euch näher angeschaut.
Von Monstern und Menschen
Die Handlung von The Frankenstein Chronicles ist dabei recht schnell erklärt. In der Nähe von London wird eine Leiche angespült. Dies ist jetzt zwar nicht unbedingt extrem ungewöhnlich, die Art und Weise hingegen schon. Es handelt sich nämlich nicht um eine gewöhnliche Leiche, sondern einen Hybriden aus acht offenkundig ermordeten Kindern. Zusammengeflickt zu einem bizarren Stückwerk, einer Monstrosität und noch dazu ohne erkennbares Motiv. Die britische Regierung sieht allerdings mehr dahinter. Um die Öffentlichkeit nicht zu verunsichern, wird Marlott beauftragt, diskret aber gründlich der Sache nachzugehen. Zur Seite gestellt wird ihm der schwarze Bow Street Runner Nightingale. Gemeinsam versucht das ungleiche Paar, der Sache auf den Grund zu gehen.
Die Serie spielt im Jahr 1828. Dabei schafft sie es, auf unterhaltsam wie eindringliche Art historische Fakten, Personen und Örtlichkeiten unter einen Hut zu bringen. Dieses Zeitalter britischer Geschichte ist mir ehrlich gesagt relativ unbekannt. Es ist noch nicht wirklich industrialisiert, die sehr üblen Lebensbedingungen Londons, die ich aus der Zeit um Jack the Ripper kenne (also knapp 60 Jahre später) waren noch nicht so übel und die Luft dezent sauberer. Gleichzeitig wird hier eine Zeit des Umbruchs portraitiert. Die Wissenschaft ist auf dem Vormarsch, Pathologie und damit auch Chirurgie wird an der Hochschule gelehrt und nicht jeder sieht diesen Fortschritt als etwas Positives. So wird Marlott direkt am Anfang gesteckt, dass der Leichenfund auch von Gegnern der modernen Medizin forciert wurde. Möglicherweise um dem einfachen Volk die Perversion dieser Methoden vor Augen zu führen.
Historisch korrekt?
Was das alles jetzt mit Frankenstein zu tun hat? Neben der Art der gefundenen Leiche spielt Mary Shelleys berühmtes Buch sowie Galvanismus eine zentrale Rolle in The Frankenstein Chronicles. Des Weiteren tauchen auch historische Persönlichkeiten wie William Blake und natürlich Mary Shelley persönlich auf. Die Ermittlungen führen John Marlott dabei immer tiefer in eine Welt voller Hoffnungslosigkeit, verschwundener Kinder und Körperdiebe (Bodysnatchers, auch Reserrectionists genannt).
In England war es offenkundig nicht strafbar, mit Leichen zu handeln. Leichen stellen keinen Gegenstand dar und können somit auch offiziell nicht gestohlen werden. Dies mag beim Ausbuddeln von Körpern auf dem nahen Friedhof etwas anders aussehen, allerdings muss dies ja auch erstmal nachgewiesen werden. Außerdem brauchen immer mehr Krankenhäuser, Universitäten und Mediziner aller Art Körper, um daran zu forschen. Normalerweise nimmt man hierzu zum Beispiel die Leichen von Hingerichteten oder hofft auf freiwillige Spenden. All dies reicht aber bei Weitem nicht aus, um den steigenden Bedarf zu decken.
Sind die Ermittlungen in diesem Milieu nicht schon unappetitlich genug, bricht bei John Marlott auch noch seine Syphiliserkrankung erneut aus. Diese damals meist tödliche Erkrankung hat bereits Johns Frau und Baby dahingerafft. Seitdem plagen ihn Schuldgefühle und dezent nervige Halluzinationen beziehungsweise Träume. Außerdem erleben wir allerlei Not und Elend und kriegen vor Augen geführt, dass wir es aktuell doch eigentlich besser denn je haben.
The Frankenstein Chronicles: It’s alive!
Allerdings ist The Frankenstein Chronicles jetzt nicht eine durchgehend düster-deprimierende Serie. Es gibt sehr stilvolle Kulissen und Kostüme zu sehen, die Außenaufnahmen sind ebenfalls sehr stimmungsvoll. Die Bilder sind dabei eher in blassen Farben komponiert. Sie sehen also nicht düster-farbenprächtig aus, sondern eher wie die typischen britischen Historienserien. Der Sound kommt recht wuchtig daher, die deutschen Untertitel weichen dafür oft zu sehr vom englischen Ton ab. Es gibt natürlich auch eine deutsche Tonspur. Der Vorspann hat uns musikalisch sehr an die aktuelle Serie Sherlock mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman erinnert, dafür orientiert er sich vom optischen Stil her ein wenig an Game of Thrones. Mit Sean Bean hat man einen idealen Hauptdarsteller gefunden. Ich persönlich kann es durchaus kaum erwarten, bis auch die 2. Staffel von The Frankenstein Chronicles auf meinem Tisch liegt.
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