The Umbrella Academy – Dallas
The Umbrella Academy – Dallas ist der zweite Band über die dysfunktionale, mit Superkräften ausgestatteten Hargreeves-Familie. Nachdem im letzten Band Apocalypse Suite die Zerstörung der Welt nur knapp verhindert werden konnte, ist jetzt irgendwie die Luft raus aus dem Superheldenbusiness. Space Boy verbringt seine Zeit vor dem Fernseher und setzt Marsgorillaspeck an. The Rumour ist verbittert ob des Verlustes ihrer Stimme. The Séance versinkt im Drogenrausch und dem Rest geht’s auch nicht besser. Wäre da nicht Number 5/The Boy und seine ehemaligen Auftraggeber …
Wir erinnern uns: Die Superkraft von Number 5 ist das Zeitreisen, und in Dallas erfahren wir, was mit ihm geschah, nachdem er in die Zukunft verschwand. Denn seine ehemalige Firma ist ihm auf der Spur: Die Temps Aeternalis, eine Art Zeitgarde mit Laserknarren. Sie sind hinter Number 5 her, seit er 1963 in Dallas seinen größten Auftrag auf eigene Faust abgeblasen und sich in die Vergangenheit/Zukunft abgesetzt hat.
This pie is incredible!
Nachdem er zum Auftakt von Dallas ein kleines Battalion von Zeitschutz-Mooks ausgelöscht hat, schickt ihm die Temps Aeternalis zwei Cartoon-Masken tragende Psycho-Killer in schwarzen Anzügen hinterher: Hazel und Cha Cha. Beide sind große Fans von Sadismus und Süßspeisen. Nach ein paar Entführungen und abgetrennten Gliedmaßen zwingt die Temps Aeternalis Number 5 und The Rumour, die frühere Version von Number 5 aufzuhalten und schickt sie nach Dallas 1963.
Allerdings hat die Temps Aeternalis nicht die Rechnung mit The Séance gemacht, der nach einer Nahtoderfahrung (zu der ihm Hazel und Cha Cha verholfen haben) mit Hilfe eines verstorbenen Zeitreisenden an der Seite von Spaceboy und The Kraken in die Vergangenheit reist. Auch die drei wollen Number 5 aufhalten, landen aber nicht am 22. November 1963 in Dallas, sondern ein paar Jahre vorher in Vietnam. Was das alles mit John F. Kennedy zu tun hat, kann man schließlich am Ende des Sammelbandes erfahren.
I heard a rumour …
Wieder einmal hat Gerard Way ein facettenreiches Pastiche aus Superhelden, amerkanischer Geschichte und Popkultur geschaffen. Grandiose Actionscenen wechseln sich mit spannenden, mitunter bewegenden, immer geschliffenen Dialogen ab. Die Geschichte ist ein Zeitreise-Plot und glänzt mit kleinen, aber feinen Einfällen. Ein superintelligenter Goldfisch als Mastermind, das amoklaufende Lincoln-Memorial in der Einstiegssequenz und Vietcong-Vampire – was will man mehr? Und Gabriel Bá illustriert, als ob Mike Mignola die League of Extraordinary Gentlemen gezeichnet hätte.
„When fighting for freedom, never wear new pants.“
– Fortune cookie (from the future?)
Leider steht Dallas ein wenig im Schatten vom ersten Teil Apocalypse Suite. Vielleicht liegt der Fokus zu sehr auf Number 5, der sich als traumatisierter Superkiller aus der Zukunft entpuppt, der aufgrund eines Zeitreisefehlers im Körper eines Zehnjährigen steckt. Außerdem sind da noch Hazel und Cha Cha. Psychopathische Killer in schwarzen Anzügen sind sowas von Neunziger. Aber zum Glück gibt es genug andere Nebenfiguren. Wie zum Beispiel den Millionär Mr. Perseus, ein alter Jugendfeind von The Kraken. In The Umbrella Academy – Dallas spielt Perseus keine große Rolle, aber er plant etwas und mein Bauchgefühl (und mein übel nerdiges Popkulturwissen; Perseus vs. the Kraken) sagt mir, dass es böse Machenschaften sind.
Auf nach Dallas?
Aber alles in allem ist The Umbrella Academy – Dallas ein großartiger Band. Meine Sammelausgabe (alle sechs Teile) habe ich auf der Spielemesse1 für 16, 50 € erworben. Schön ist auch die zusätzlich enthaltene Story Anywhere but Here, in der es um Vanyas und The Krakens Punk-Band in den 80ern geht.
Fischpott-Disclaimer: Dieser Text ist eine überarbeitete Version eines Artikels in Fabians Blog von 2009.
- Anmerkung: Im Jahr 2009. ↩