Die Zeitläuferin – Die Verschwörer von Miriam Seebris
Nachdem die 17-jährige Kari im ersten Band Mitglied eines Geheimbundes von Zeitreisenden geworden ist, überstürzen sich im zweiten Band die Ereignisse. Die 17-Jährige muss nun ihre neu erworbenen Fähigkeiten unter Beweis stellen und gerät dabei mitten in eine Verschwörung.
Ein Gastbeitrag von N. Balnis.
Miriam Seebris schließt Die Verschwörer direkt an den Vorgänger Der Geheimbund an. Wer den ersten Band der Reihe nicht gelesen hat, täte also gut daran, zwischendurch zum Glossar am Ende des Buches zu blättern. Dort werden allerdings wirklich nur die „Fachbegriffe“ erklärt; die laufende Handlung erschließt sich auch ohne ein ausführliches „Was bisher geschah“.
Im ersten Band werden Kari ihre Freundinnen Lena und Stella Mitglieder im „Verein“ und beginnen dort einen Zeitläuferkurs. Dieser im zweiten Band fortgesetzt. Während Der Geheimbund Einblicke in Starnbergs Vergangenheit bot, geht es dieses Mal für die Zeitläufer*innen nach München, in die Zeit der Münchner Räterepublik. Damit die drei Mädchen offiziell für den Geheimbund der Zeitläufer arbeiten können, absolvieren sie dort erste Einsätze, die zumindest für Kari nicht immer ideal verlaufen. Dabei lernt Kari auch neue Kolleg*innen kennen,1 von denen einige geradezu verdächtig geheimnisvoll agieren – zumindest in meinen Augen, die Protagonistin scheint da deutlich zutraulicher zu sein. Dieser Mangel an investigativem Eifer ist beim Lesen tatsächlich ein bisschen anstrengend. Kari vergisst anonyme Briefe, lässt sich für gefährliche Einsätze einteilen und fällt vermutlich auch regelmäßig auf „Fakten“ herein, die ihre Freund*innen bei Instagram posten. Dennoch macht es weiterhin Spaß, ihren Abenteuern zu folgen, zumal in Die Verschwörer die im ersten Band nur angedeutete Gefahr plötzlich sehr real wird. Und je mehr Kari über den Verein und die sogenannten „Verräter“ erfährt, umso weniger ist klar, wer nun eigentlich die Bösen der Geschichte sind.
Während man den ersten Band der Reihe auch ganz gut allein lesen kann, hat Die Verschwörer etwas gemeinsam mit dem Herr-der-Ringe-Film Die zwei Türme: Ohne Teil 3 macht das Ganze wenig Sinn, deshalb ließ mich der Schluss des Buches recht unbefriedigt zurück. Da ist es beruhigend zu lesen, dass Verrat, der dritte Band der Reihe, noch 2020 erscheinen soll. Ungeduldige Leser*innen sollten also noch ein wenig zu warten und dann beide Bände zusammen kaufen.2
Während des Lesens fühlte ich mich aber wieder sehr gut unterhalten. Gerade die Einblicke in die Münchner Geschichte waren für mich Ungebildete3 ziemlich spannend. Diese kleinen, gut recherchierten Einblicke machen die Reihe wirklich zu etwas besonderem. Wer jetzt allerdings hofft, seinem Kind mit diesen Büchern ganz nebenher abiturrelevantes Wissen unterzuschieben, hat leider Pech: Ohne weitere Recherchen bleiben die größeren politischen Zusammenhänge verborgen. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob die prunkvollen Feste auf dem Starnberger See wirklich Abiturthema sind. Wer aber Spaß an Geschichte hat und noch nach einer Urlaubslektüre sucht: Bitte sehr!
- Und diverse hübsche Jungs. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Fantasy und Pferderoman: Zwei Jungs konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Heldin, die nach ein paar Verwirrungen bei einem zickigen Kerl mit goldenem Herzen landet, der auf Strohhalmen rumkaut. ↩
- Bin ich übrigens die einzige, die auf Die Insel der besonderen Kinder reingefallen ist? Ich dachte wirklich, das sei ein Einzelband und war von dem Cliffhanger am Ende dann ziemlich enttäuscht … ↩
- Hand hoch: Wer kennt Kurt Eisner? ↩
Auch der zweite Band ist wieder sehr spannend. Kari, die authentisch dargestellt wird, gut recherchierte geschichtliche Hintergründe und der Geheimbund mit seinen Regeln und Sprungtechniken, die in ihrer Komplexität sehr realistisch wirken und die Verschwörer liefern Gänsehaut-Momente.Freue mich schon auf den nächsten Band!